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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Textausgabe + Lektüreschlüssel
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hierzulande nie
    Gewesen sei? – Nicht wahr?
    2830
    SITTAH .                                        Das machst du gut!
    SALADIN . O, möglicher wär nichts! Denn Assad war
    Bei hübschen Christendamen so willkommen,
    Auf hübsche Christendamen so erpicht,
    Dass einmal gar die Rede ging – Nun, nun;
    Man spricht nicht gern davon. – Genug; ich hab
    Ihn wieder! – will mit allen seinen Fehlern,
    Mit allen Launen seines weichen Herzens
    Ihn wieder haben! – Oh! das Mädchen muss
    Ihm Nathan geben. Meinst du nicht?
    SITTAH .                                                   Ihm geben?
    Ihm lassen!
    2840
    SALADIN .       Allerdings! Was hätte Nathan,
    Sobald er nicht ihr Vater ist, für Recht
    Auf sie? Wer ihr das Leben so erhielt,
    Tritt einzig in die Rechte des, der ihr
    Es gab.
    SITTAH . Wie also, Saladin? wenn du
    Nur gleich das Mädchen zu dir nähmst? Sie nur
    Dem unrechtmäßigen Besitzer gleich
    Entzögest?
    SALADIN .          Täte das wohl Not?
    SITTAH .                                           Not nun
    Wohl eben nicht! – Die liebe Neubegier
    Treibt mich allein, dir diesen Rat zu geben.
    2850
    Denn von gewissen Männern mag ich gar
    Zu gern, so bald wie möglich, wissen, was
    Sie für ein Mädchen lieben können.
    SALADIN .                                                Nun,
    So schick und lass sie holen.
    SITTAH .                                        Darf ich, Bruder?
    SALADIN . Nur schone Nathans! Nathan muss durchaus
    Nicht glauben, dass man mit Gewalt ihn von
    Ihr trennen wolle.
    SITTAH .                       Sorge nicht.
    SALADIN .                                       Und ich,
    Ich muss schon selbst sehn, wo Al-Hafi bleibt.
Sechster Auftritt
    Szene: die offne Flur in Nathans Hause, gegen die Palmen zu; wie im ersten Auftritte des ersten Aufzuges.
    Ein Teil der Waren und Kostbarkeiten liegt ausgekramt, deren ebendaselbst gedacht wird
. NATHAN
und
DAJA .
    DAJA . O, alles herrlich! alles auserlesen!
    O, alles – wie nur Ihr es geben könnt.
    2860
    Wo wird der Silberstoff mit goldnen Ranken
    Gemacht? Was kostet er? – Das nenn ich noch
    Ein Brautkleid! Keine Königin verlangt
    Es besser.
    NATHAN .        Brautkleid? Warum Brautkleid eben?
    DAJA . Je nun! Ihr dachtet daran freilich nicht,
    Als Ihr ihn kauftet. – Aber wahrlich, Nathan,
    Der und kein andrer muss es sein! Er ist
    Zum Brautkleid wie bestellt. Der weiße Grund;
    Ein Bild der Unschuld: und die goldnen Ströme,
    Die allerorten diesen Grund durchschlängeln;
    2870
    Ein Bild des Reichtums. Seht Ihr? Allerliebst!
    NATHAN . Was witzelst du mir da? Von wessen Brautkleid
    Sinnbildern du mir so gelehrt? – Bist du
    Denn Braut?
    DAJA .                 Ich?
    NATHAN .                   Nun wer denn?
    DAJA .                                                    Ich? – lieber Gott!
    NATHAN .
    Wer denn? Von wessen Brautkleid sprichst du denn? –
    Das alles ist ja dein, und keiner andern.
    DAJA . Ist mein? Soll mein sein? – Ist für Recha nicht?
    NATHAN . Was ich für Recha mitgebracht, das liegt
    In einem andern Ballen. Mach! nimm weg!
    Trag deine Siebensachen fort!
    DAJA .                                                 Versucher!
    2880
    Nein, wären es die Kostbarkeiten auch
    Der ganzen Welt! Nicht rühr an! wenn Ihr mir
    Vorher nicht schwört, von dieser einzigen
    Gelegenheit, dergleichen Euch der Himmel
    Nicht zweimal schicken wird, Gebrauch zu machen.
    NATHAN . Gebrauch? von was? – Gelegenheit? wozu?
    DAJA . O stellt Euch nicht so fremd! – Mit kurzen Worten!
    Der Tempelherr liebt Recha: gebt sie ihm,
    So hat doch einmal Eure Sünde, die
    Ich länger nicht verschweigen kann, ein Ende.
    2890
    So kömmt das Mädchen wieder unter Christen;
    Wird wieder was sie ist; ist wieder, was
    Sie ward: und Ihr, Ihr habt mit all dem Guten,
    Das wir Euch nicht genug verdanken können,
    Nicht Feuerkohlen bloß auf Euer Haupt
    Gesammelt.
    NATHAN .           Doch die alte Leier wieder? –
    Mit einer neuen Saite nur bezogen,
    Die, fürcht ich, weder stimmt noch hält.
    DAJA .

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