Nathan King - der Rinderbaron
beantwortete, sah sie, dass Bobby sich zu Nathan beugte und ihm etwas zuflüsterte. Nathan erstarrte sichtlich. Seine Augen wurden schmal. Dann neigte er sich Bobby zu und erwiderte etwas, das ihren ehemaligen Arbeitgeber blass werden ließ.
Die beiden Männer blickten sich lange schweigend an. Dann wechselten sie noch einige Worte. Nathans Miene wurde hart und abweisend. Was auch immer da zwischen den beiden vorging, es war alles andere als amüsant, und Miranda hatte das unangenehme Gefühl, dass es sich dabei um sie drehte.
Celine kehrte an ihren Platz zurück. Das Läuten eines Mobiltelefons veranlasste alle aufzublicken. Nathan zog ein Handy aus der Jackentasche, und alle sahen ihn erwartungsvoll an, weil ihnen plötzlich der verletzte Viehhüter wieder einfiel.
“Entschuldigen Sie mich bitte”, sagte Nathan und stand auf. Er ging auf die Veranda hinaus, um den Anruf ungestört entgegenzunehmen.
Da in diesem Moment der Nachtisch serviert wurde, war für die nötige Ablenkung gesorgt. Miranda war allerdings jeglicher Appetit vergangen. Die unübersehbare Feindseligkeit zwischen Nathan und Bobby, deren Zeuge sie soeben geworden war, machte die Situation für sie nur noch schlimmer. Immerhin musste sie noch zwei weitere Tage – und Nächte – mit den Hewsons auskommen. Während die Gäste also das Zitronensoufflé genossen und Robertos Künste als Küchenchef in den höchsten Tönen lobten, hatte Miranda Mühe, ihre Gedanken von ihren drückenden persönlichen Problemen loszureißen.
“Miranda …”
Sie zuckte zusammen und drehte sich um, als sie Nathans Stimme hörte. Er stand auf der Schwelle zur Veranda und sah sie eindringlich an.
“Könnte ich kurz mit dir sprechen?”
Diese höfliche, vor allen Anwesenden ausgesprochene Bitte konnte Miranda nicht ablehnen. “Ja, natürlich …” Sie entschuldigte sich bei ihren Gästen und stand auf.
Hatte Nathan schlechte Nachrichten erhalten? Dann musste er vielleicht gehen, und sie wollte nicht, dass er sie allein ließ. Ihr zitterten die Knie bei dem Gedanken, den Abend mit den Hewsons ohne ihn an ihrer Seite überstehen zu müssen.
Nathan führte sie auf die Veranda hinaus und weit genug weg, dass die Türen sich automatisch hinter ihnen schlossen. Miranda wagte nicht, ihn anzublicken.
“Hast du Neuigkeiten wegen des Viehhüters?”, fragte sie angstvoll.
“Ja, gute Nachrichten. Sein Rückgrat ist nicht verletzt. Aber deshalb habe ich dich nicht herausgebeten. Sieh mich an, Miranda.”
Sie zögerte und ließ den Blick nachdenklich zu Nathans Jeep schweifen. Ihr fiel ein, was sie empfunden hatte, als er am frühen Abend angekommen war. Da war sie noch voller Hoffnung gewesen. Jetzt wurde sie von dunklen Zweifeln erdrückt. Sie nahm all ihren Mut zusammen und blickte Nathan an.
Seine Miene verriet Entschlossenheit. “Du kannst nicht hierbleiben”, sagte er ruhig. “Ich habe Tommy angerufen und ihm die Situation dargelegt. Er wird gleich morgen früh hierher fliegen.”
Blanke Panik erfasste Miranda. Was hatte Bobby Nathan von ihr erzählt? Warum zog Nathan jetzt auch noch Tommy mit hinein? Sollte sie kurzerhand entlassen werden, nur weil jemand sie schlechtgemacht hatte? Aber natürlich war es nicht irgendjemand, sondern immerhin ihr früherer Arbeitgeber! “Was hast du Tommy erzählt?”, fragte sie angstvoll. Sie wollte wissen, wogegen sie sich verteidigen musste.
“Genug, um ihm klarzumachen, dass Hewson sein Geschäft bedroht”, antwortete Nathan schroff. “Ich möchte jetzt, dass du hineingehst und ein paar Sachen packst. Ich werde mich um die Hewsons kümmern, bis du zur Abfahrt bereit bist.”
“Aber wo soll ich denn hin?” Was hatte Bobby ihm gesagt? Warum stellte er eine Bedrohung dar? Und warum sollte sie fort? “Das kannst du mit mir nicht machen!”, protestierte sie. “Ich habe ein Recht auf eine Erklärung.”
“Ich beschütze lediglich dich und den guten Namen des Ferienparks”, erwiderte Nathan bestimmt. “Und was deine Frage betrifft, du kommst natürlich mit mir. Du kannst das Wochenende im Farmhaus verbringen. Sobald die Hewsons abgereist sind, wirst du deine Stellung hier wieder aufnehmen.”
Sie war gar nicht entlassen! “Ich soll … mit zu dir?”, wiederholte sie benommen.
“Ja. Ich verspreche dir, dass du bei mir sicher bist, Miranda. Genügt dir mein Wort?”
“Sicher … vor Bobby, meinst du?”
“Auch vor mir, wenn dir das Sorge bereitet”, antwortete er scharf.
Sie schüttelte den Kopf.
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