Nathan King - der Rinderbaron
Deswegen machte sie sich bestimmt keine Gedanken. “Ich möchte wissen, was Bobby dir erzählt hat … und was das alles soll”, sagte sie drängend.
“Später.” Er winkte ungeduldig ab. “Musst du vor deiner Abfahrt noch irgendetwas für die Gäste organisieren?”
Wie es aussah, hatte sie keine Wahl. Nathan und Tommy hatten bereits für sie entschieden. “Nein …”, antwortete sie nachdenklich. “Für morgen früh ist alles vorbereitet und arrangiert. Einer der Angestellten wird sowieso hier sein und sich um alles kümmern.”
“Gut. Dann geh jetzt, und pack zusammen, was du brauchst. Ich werde die Gäste so lange unterhalten. Und beeile dich, Miranda”, fügte er verächtlich hinzu. “Ich habe von den Hewsons ein für alle Mal die Nase voll.”
Noch völlig durcheinander von dieser unerwarteten Entwicklung der Ereignisse, eilte Miranda ins Gästehaus zurück und in ihr Apartment. Sie gab den Versuch auf, ihre Lage einschätzen zu wollen. In ihrem Kopf herrschte ein heilloses Chaos. Nur eines war tröstlich: Nathan war tatsächlich gekommen, um ihr zur Seite zu stehen und sie zu beschützen. Und jetzt holte er sie aus diesem Albtraum heraus, sich noch länger um Bobby Hewson kümmern zu müssen.
Doch ihre Erleichterung darüber war nicht ungeteilt. Denn es war gewissermaßen auch demütigend, dass es überhaupt dazu hatte kommen müssen … dass Nathan sie von hier fortbrachte und Tommy kommen ließ, und das alles wegen ihrer Vergangenheit mit einem Mann, den sie inzwischen längst verachtete. Sie hatte alles getan, dieser Vergangenheit zu entfliehen. Aber konnte man überhaupt seiner Vergangenheit entkommen?
Andererseits, vielleicht dramatisierte sie ja ihre Rolle bezüglich der Vorgänge. Möglicherweise bestand die Bedrohung, von der Nathan gesprochen hatte, in irgendeinem Konkurrenzplan von Hewson-Parmentier. Bobby konnte mit seiner Bitte um eine eingehende Führung durch den Ferienpark ja auch ganz andere Hintergedanken verfolgt haben als bloß den, mit ihr allein zu sein.
Wie auch immer, sie würde das alles hoffentlich bald von Nathan erfahren. Miranda packte rasch alles zusammen, was sie glaubte, für ein Wochenende im Farmhaus zu brauchen. Natürlich war ihr Ziel viel mehr als nur eine Zufluchtsstätte vor Bobby Hewson. Sie würde das Wochenende mit Nathan verbringen … in seinem Haus.
Sie würde dort “sicher” sein, hatte er gesagt, und sie wusste, dass sie seinem Wort trauen durfte. Aber konnte sie auch sich selber trauen? Ihr behagte die Kluft nicht, die sich heute Abend zwischen ihnen aufgetan hatte. Aber vielleicht hat diese Kluft ja auch Sinn … vielleicht wollte Nathan sie ja gar nicht mehr überbrücken.
Was hatte Bobby ihm von ihr erzählt?
Miranda fühlte sich tief verunsichert. Dennoch beeilte sie sich, ihre Tasche zu Ende zu packen. Ein Wochenende mit Nathan würde so oder so eine Klärung bringen. Und ob sicher oder nicht, es war auf jeden Fall besser, als hier bei Bobby Hewson zu bleiben.
10. KAPITEL
N athan hatte sich auf Mirandas Platz am Kopf des Tisches gesetzt und in ihrer Abwesenheit wieder die Rolle des Gastgebers übernommen. Miranda ließ ihre Tasche in der Nähe der Tür stehen und durchquerte den Aufenthaltsraum, um in den durch Pflanzen abgeteilten Essbereich zu gelangen. Dabei fragte sie sich nervös, wie Nathan wohl den Gästen ihre gemeinsame Abfahrt beibringen würde.
Bei ihrem Eintreten stand er auf, zog sie an seine Seite und legte ihr lächelnd einen Arm um die Taille. “Bist du bereit?”, fragte er, wobei er sie vielsagend anblickte.
“Ja”, erwiderte sie heiser.
Nathan wandte sich nun lächelnd den Gästen bei Tisch zu, die die Szene neugierig beobachtet hatten. “Ich muss Sie bitten, uns für den Rest des Abends zu entschuldigen”, sagte er mit gewinnendem Charme. “Die Pflicht ruft mich zurück auf meine Farm. Und da dies Mirandas freies Wochenende ist, habe ich sie überredet, sich aus erster Hand einen Eindruck zu verschaffen, wie das Leben eines Rinderzüchters ist.”
Er lächelte Miranda vertraulich an und fügte hinzu: “Ich kann nach bestem Wissen und Gewissen nicht erwarten, dass sie mich heiratet, ohne dass sie genau weiß, worauf sie sich einlässt.”
Heiraten? Miranda verschlug es die Sprache. Sie besaß gerade noch Geistesgegenwart genug, um Nathans Lächeln zu erwidern.
Einer der Männer am Tisch meinte lachend: “Na, damit haben Sie Ihre Absichten bei der Dame aber wirklich deutlich gemacht,
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