Nathan King - der Rinderbaron
Nathan.”
“Eines lernt man hier im Outback – stets die Gelegenheit beim Schopf zu ergreifen”, erwiderte Nathan gut gelaunt. “Und wenn einem eine Frau wie Miranda über den Weg läuft, wäre man als Mann schon ziemlich dumm, es nicht zu tun.”
Miranda errötete tief, was die Gäste nur noch mehr amüsierte.
“Mein Bruder Tommy wird morgen früh herkommen und sich für den Rest des Wochenendes um Ihr Wohl kümmern”, fuhr Nathan fort. “Haben Sie noch Fragen oder Wünsche an Miranda, bevor ich sie von hier entführe?”
Diese Frage wurde mit wohlwollendem Gelächter quittiert.
“Wir haben alles, was wir brauchen. Viel Glück, Nathan.”
“Ja, alles bestens. Man muss schon sagen, Sie beide sind ein schönes Paar.”
“Kümmern Sie sich nicht um uns, aber lassen Sie sich nicht von ihm überrollen, Miranda.”
“Ich würde an Ihrer Stelle die Nacht beim Schopf ergreifen, Miranda”, sagte Celine spitz, und alle lachten.
Nur Bobby blieb still. Miranda sah ihn nicht an, aber sie spürte, wie er mit versteinerter Miene dasaß. Nathan hatte diese Vorstellung eigens für ihn inszeniert, und Miranda hoffte, dass er damit die gewünschte Wirkung erzielte.
Heiraten! Nathan konnte das unmöglich ernst meinen. Warum war er überhaupt so weit gegangen? Was, in aller Welt, hatte Bobby ihm erzählt?
“Dann verabschieden wir uns jetzt von Ihnen. Amüsieren Sie sich gut”, sagte Nathan und winkte der Gesellschaft mit einer Hand zu, ohne die andere von Mirandas Taille zu nehmen.
“Ja, ich wünsche Ihnen noch eine schöne Zeit hier”, fügte Miranda rasch hinzu. “Und vielen Dank für all die guten Ratschläge. Es ist wirklich gar nicht so leicht, mit Nathan Schritt zu halten.”
Was wiederum mit fröhlichem Gelächter quittiert wurde. Die Gäste konnten ja nicht wissen, wie sehr ihre Worte der Wahrheit entsprachen.
Auf dem Weg zu seinem Geländewagen ließ Nathan Miranda nicht los, als wollte er verhindern, dass sie seine Pläne doch noch durchkreuzte. Sie spürte seine Entschlossenheit, die nichts damit zu tun hatte, dass er sich ihre Gesellschaft wünschte. Nein, er hatte die Sache in die Hand genommen und führte nun zielstrebig durch, was er sich vorgenommen hatte.
Er öffnete die Beifahrertür und drängte Miranda in den Jeep. Ihre Reisetasche verstaute er auf der Rückbank, um sich dann ohne Verzögerung ans Steuer zu setzen und loszufahren. Sein Gesicht war wie versteinert, und Miranda musste all ihren Mut zusammennehmen, um ihn dennoch anzusprechen.
“Was hat Bobby dir erzählt?”
Sein eisiges Schweigen war Beweis genug, wie viel Schaden Bobby angerichtet hatte. Aber sie wollte jetzt endlich Klarheit haben. “Jetzt ist später, Nathan. Ich habe ein Recht, es zu erfahren.”
“Er zeigte sich überrascht, dass man dir eine derartige Vertrauensstellung übertragen hatte, ohne deinen Hintergrund sorgfältig zu durchleuchten”, antwortete er schroff.
Miranda presste die Lippen zusammen. “In meinem ganzen langjährigen Arbeitsleben hat man mich nicht ein einziges Mal für unzuverlässig gehalten. Deine Mutter hat meine Referenzen gesehen!”
“Er erzählte mir dann, deine Mutter sei kaum besser als eine Nutte gewesen – eine Frau, die verschiedene verheiratete Männer beglückte und sich von ihnen aushalten ließ. Einer davon sei dein Vater gewesen. Darüber hinaus sei deine Mutter Alkoholikerin gewesen und habe sich zu Tode getrunken.”
Es tat sehr weh, das Leben ihrer Mutter in so brutalen Fakten zusammengefasst zu hören. Miranda wurde übel, als sie daran dachte, wie Bobby ihr die Wahrheit mit vorgespieltem Mitgefühl entlockt hatte. Sie selbst hatte viele Tränen über das traurige Schicksal ihrer Mutter verloren: Sitzen gelassen von ihrem ersten, verheirateten Liebhaber, schwanger und unfähig, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, hatte ihre Mutter schließlich ihren Kummer im Alkohol ertränkt.
Miranda schloss die Augen. Wie hatte sie diese zutiefst privaten Dinge nur einem Mann anvertrauen können, der offenbar keine Hemmungen hatte, sie gegen sie zu verwenden? Bettgeflüster. Eine Vertraulichkeit, von der sie überzeugt gewesen war, dass sie ihnen beiden heilig wäre. Und nun dieser Verrat!
“Hat er dir gesagt, ich sei genauso veranlagt?”, fragte sie heiser.
“Er sagte mir, du wüsstest genau, wie du deine unübersehbaren Reize zu deinem Vorteil einsetzen könntest … Du hättest ihn selbst in den vergangenen Jahren beglückt, und er würde dir zutrauen, dir
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