Nathan King - der Rinderbaron
auch aus den Gästen die richtigen herauszupicken, um sie zu schröpfen.”
Sie errötete gedemütigt. “Das ist nicht wahr”, flüsterte sie. “Ich habe mich nie … verkauft. Er sagt das nur, weil er glaubte, mich kaufen zu können, und ich nicht mitgespielt habe.”
“Du brauchst dich vor mir nicht zu verteidigen, Miranda. Glaub mir, es macht mir keinen Spaß, diesen Dreck zu wiederholen. Am liebsten hätte ich dem Kerl mit den Fäusten geantwortet.”
Miranda fühlte sich erleichtert und getröstet. Nathan hielt das alles für böswillige Verleumdungen. Verstohlen warf sie ihm einen Blick zu. Seine Miene verriet mühsam beherrschten Zorn.
“Ich musste dich da herausholen”, sagte er entschieden. “Der Kerl hätte nicht davor zurückgeschreckt, eine sehr hässliche Situation heraufzubeschwören. Ohne deine persönliche Anwesenheit geht sein Angriff ins Leere. Und auf meinem Grund und Boden kann er nicht an dich herankommen.”
Miranda war Nathan überaus dankbar, dass er ihr Bobbys weitere Gesellschaft erspart hatte. Dennoch befürchtete sie Probleme. “Das wird ihn aber nicht daran hindern, weiter Lügen über mich zu verbreiten, Nathan. Im Gegenteil, deine Andeutung einer möglichen Heirat wird seine unverschämte Behauptung, ich würde meine Reize berechnend einsetzen, nur noch anheizen.”
“Nein. Dadurch wird ihm nur noch deutlicher, wie ernst meine Drohung gemeint war.”
“Drohung?” Miranda horchte auf. “Womit hast du ihm gedroht?”
“Ich habe ihm gesagt, wenn mir auch nur noch ein hässliches Wort aus seinem Mund über dich zugetragen würde, würde ich seine Ehe – und damit die für ihn so gewinnträchtige Fusion von Hewson und Parmentier – zerstören unter Einsatz aller mir zu Gebote stehenden Waffen.”
Sie sah ihn entgeistert an. “Aber wie könntest du das tun?”
“Über seine Frau.”
“Du würdest ihr wehtun?”
“Gegen diesen Kerl ist mir jedes Mittel recht.” Er warf ihr einen zynischen Blick zu. “Verschwende dein Mitgefühl nicht an die heißblütige Celine – gerade erst verheiratet und schon bereit, sich auf ein Abenteuer mit mir einzulassen. Das spricht wohl kaum dafür, dass sie ihren Mann aufrichtig liebt.”
Es war ja schön und gut, die Moral anderer Menschen zu kritisieren. Aber wenn Nathan Celine ermutigt hatte, war er dann auch nur einen Deut besser? “Hast du mir nicht einmal gesagt, Ehebruch wäre nichts für dich?”, fragte sie betroffen.
“Das stimmt auch”, antwortete er, ohne zu zögern. “Aber weder Bobby noch Celine wissen das. Ich bluffe, Miranda, und ein Bluff muss glaubhaft sein, um Erfolg zu haben.”
“Und du hältst deine Andeutung, mich heiraten zu wollen, für glaubhaft?”
“Unter den Anwesenden bei Tisch war nicht ein Einziger, der mir nicht geglaubt hat”, sagte er selbstbewusst.
Ein Bluff … Miranda schloss erschöpft die Augen. Das alles war zu viel auf einmal. Bobbys gemeiner und böswilliger Angriff auf ihren guten Ruf, Nathans Gegenangriff. Allerdings hatte er keine andere Wahl gehabt, als dagegen vorzugehen … schon allein für Tommy. Denn wenn ihr Name in den Schmutz gezogen wurde, konnte das auch dem guten Ruf des Ferienparks schaden. Gerade die reiche Klientel, die im Gästehaus buchte, kam oft aufgrund von Empfehlungen aus dem Freundeskreis.
“Du solltest Tommy besser vorwarnen, dass du angedeutet hast, mich heiraten zu wollen”, sagte sie heiser. “Die Gäste könnten ihn darauf ansprechen.”
“Er weiß Bescheid und spielt mit.”
“Sie werden es vielleicht auch anderswo im Ferienpark herumerzählen … den Fremdenführern, Sam …”
“Ein bisschen freundlicher Klatsch schadet niemandem. Und ich habe ja sehr deutlich gemacht, dass ich es auf dich abgesehen hätte und nicht umgekehrt”, fügte Nathan trocken hinzu.
“Und schließlich entscheide ich mich dann, dich doch nicht zu heiraten?”
Er seufzte. “Wie ich dir schon sagte, Miranda, die meisten Frauen würden sich nicht für das Leben entscheiden, wie ich es hier draußen führe.”
“War es auch bei Susan so?” Die Worte waren heraus, ehe sie es verhindern konnte. Andererseits wusste Nathan inzwischen ja auch alles von ihr. Warum also nicht wirklich offen miteinander sein? Vielleicht konnte sie sich dadurch Klarheit verschaffen, wo sie wirklich mit Nathan stand.
“Nein”, antwortete er langsam. “Heirat stand bei Susan nie zur Debatte.”
“Es war also nur eine rein sexuelle Affäre”, sagte Miranda, wobei sie daran
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