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Nathanael

Titel: Nathanael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Landers
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sich.
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, aber sie war froh darüber, denn ein Gedanke bewegte sie. Würde sie wieder in seinem Zimmer schlafen? Allein? Ob er ahnte, wie sehr sie sich wünschte, in seinen Armen zu liegen, gleichgültig, ob morgen alles vorbei wäre?
    Nathanael stoppte den Wagen direkt vorm Hell’s und riss sie aus ihren Grübeleien. Er stieg aus, ging um den Wagen und öffnete ihr die Tür. Die Hand, die er ihr reichte, war eiskalt, sein Blick finster.
    «Du kannst heute Nacht in meinem Zimmer schlafen», sagte er und schob sie durch die Tür.
    «Und du?» Tessa bemühte sich, ihre Stimme nicht hoffnungsvoll klingen zu lassen.
    «Wir kriegen oft tagelang keinen Schlaf. Also mach dir keine Gedanken um mich.»
    Bevor sie etwas antworten konnte, eilte er ihr voraus in den Korridor, als befände er sich auf der Flucht.
    Tessa hatte Mühe ihm zu folgen, so erschöpft, wie sie war.
    Er schloss die Zimmertür auf und reichte ihr den Schlüssel. Dabei vermied er es, sie anzusehen. Wortlos wollte er gehen, aber sie hielt ihn am Arm zurück.
    «Nathanael?»
    «Bitte, es hat keinen Sinn. Ich werde dir nicht folgen. Selbst wenn wir uns wieder lieben würden, es ändert nichts. Verstehst du?»
    Die Worte trafen sie noch mehr als beim letzten Mal.
    «Ich wollte dich nicht bitten, bei mir zu bleiben», log sie, «sondern mich bedanken.»
    «Dafür bezahlst du mich doch.»
    In diesem Moment glaubte sie, in einen Abgrund zu stürzen. Er hielt an seinem Entschluss fest, obwohl sie gehofft hatte, ihn nach dem Kampf gegen den Dämon davon überzeugen zu können, dass sie sein Leben akzeptierte und bereit war, für ein Leben mit ihm. Gemeinsam würden sie gegen die Dunkelheit kämpfen.
    Was hatte sie denn erwartet? Schließlich kannte sie seine Meinung. Dennoch hatte sie insgeheim gehofft, er würde sie ändern. Eines war gewiss, die kommende Nacht würde die einsamste ihres Lebens werden.
    Als er Tessas sehnsüchtigen Blick aufgefangen hatte, war Nathanael für einen Moment versucht gewesen, ihr zu folgen, um sie bis zum Morgengrauen zu lieben. Alles in ihm verzehrte sich nach ihr. Doch es durfte nicht sein. Wenn er Abstand zu ihr gewann, würde er sie schneller vergessen können.
    Nathanael verspürte keine Lust, die Nacht in der Bar zu verbringen. Je weiter er sich von Tessa entfernte, desto besser. Er musste sich ablenken, um nicht wieder in Versuchung zu geraten und begab sich deshalb auf die Suche nach dem Gefallenen.
    Das Auftauchen des Dämons vorhin stimmte ihn nachdenklich. Sein Gefühl sagte ihm, dass der Dämon nicht nur an den bekannten Ort zurückgekehrt, sondern Tessa gefolgt war, um sie umzubringen. Aber weshalb gerade sie?
    Dafür konnte es nur einen Grund geben. Ihr Tod war nicht nur für den Gefallenen von Interesse, sondern auch für einen Menschen. Aber wer konnte sich so etwas wünschen? Ihr Stiefbruder? Oder Greenberg? Oder jemand, den er noch nicht kennengelernt hatte?
    Wer stand mit dem Gefallenen und seinem Gefolge in Kontakt?
    Wenig später kletterte Nathanael an der Fassade zu Hazels Wohnung empor. Er war froh, dass ihn niemand bemerkte. Oben angekommen schlüpfte er durch das Loch, das früher eine Fensterscheibe gewesen war.
    Die dunkle Präsenz des Dämons hing in der Luft wie schweres Parfüm, obwohl er längst nicht mehr in der irdischen Welt weilte. Nathanael hockte sich auf den Boden und suchte vergeblich nach Dämonenstaub.
    Er fluchte leise vor sich hin. Eigentlich hatte er sich bereits vorhin auf die Suche begeben wollen, aber die Gelegenheit verpasst, um dafür Tessa in Sicherheit zu bringen.
    Enttäuscht wollte Nathanael wieder gehen, als er einen winzigen schwarzen Fleck auf der Heizung entdeckte, der sich unterhalb des Fensters in einer Nische befand. Er lächelte zufrieden, als er vorsichtig darüberstrich.
    Der Staub war nicht mehr so körnig wie vorhin, und als er ihn zwischen den Fingern zerrieb, löste er sich in feinstes Pulver auf, das beim nächsten Lufthauch davon wirbelte. Mit geschlossenen Augen konzentrierte Nathanael sich auf die Bilder, die der Staub ihm preisgab: Erinnerungen des Dämons.
    Der Staub entmaterialisierte sich in der irdischen Welt nach der Vernichtung des Dämons, der aus den dunklen Gedanken seines Schöpfers geboren worden war. Dämonen sahen Menschen ähnlich, als bestünden sie aus Fleisch und Blut. Doch das war alles nur eine Täuschung, dem der Geist eines Menschen unterlag. Sie konnten nicht die wahre Gestalt dieser geschaffenen

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