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Nathanael

Titel: Nathanael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Landers
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gedeutet und die Gefahr rechtzeitig erkannt.
    Leviathan war ein Seraphim gewesen und der Vater des Nephilims, den Gina aus Notwehr getötet hatte. Aus Schmerz über der den Tod seines Sohnes hatte er sich auf die Seite Luzifers geschlagen.
    «Sie werden mich umbringen, wenn sie erfahren, dass ich dir seinen Namen genannt habe.»
    Seths Worte holten Nathanael wieder in die Gegenwart zurück. Der Nephilim zitterte am ganzen Körper, Schweiß perlte von seiner Stirn, aber Nathanael verspürte kein Mitleid mit ihm. Wer sich mit den Geschöpfen der Hölle einließ, verdiente es nicht besser.
    «Das hättest du dir früher überlegen sollen. Was will Leviathan von Tessa?»
    Seth antwortete nicht, sondern packte stattdessen wahllos Stifte und Zigaretten hastig in seine Jackentaschen.
    «Ich muss hier weg … verschwinden … sofort hier weg …», murmelte er vor sich hin. Er wirbelte im Kreis herum, riss die Schränke hinter sich auf und zog einen Rucksack heraus. «Scheiße, ich muss weg … die bringen mich um …»
    Nathanael hielt ihn über den Tisch am Arm fest. «Nicht bevor du mir gesagt hast, was Leviathan von Tessa will.»
    Seth schrak zusammen und begann wild um sich zu schlagen.
    «Lass mich los!», kreischte er. «Ich weiß nicht mehr!» Seine Stimme überschlug sich, bis sie versagte und er japste. «Sie werden kommen und mich umbringen. Mich umbringen.»
    Seths Augen füllten sich mit Tränen. Er schlug die Hände vors Gesicht und sackte auf den Boden. Er wurde von Schluchzern geschüttelt. So hatte Nathanael ihn noch nie erlebt. In diesem Zustand war nichts mehr aus ihm herauszubekommen.
    Einen Moment blieb er unschlüssig stehen und betrachtete den Nephilim. Er wollte schon gehen, aber plötzlich rappelte sich Seth auf und wühlte in einem Stapel CDs. Schniefend schob er eine von ihnen Nathanael über den Tisch zu.
    «Hier. Vielleicht hilft euch das weiter. Aber sie ist nicht von mir. Ist das klar? Wenn du das behauptest, werde ich alles abstreiten.» Er wischte sich mit dem Handrücken über die feuchte Stirn.
    Nathanael zögerte, die CD an sich zu nehmen. Warum wollte der Nephilim ihm helfen? Oder war das eine Falle?
    «Nimm’s oder lass es, ist mir egal.»
    Nathanael nahm die CD in die Hand. Von außen war sie nicht beschriftet und steckte in einer transparenten Hülle.
    Seth hielt kurz inne, dann nahm er den Rucksack und stopfte ihn mit unzähligen CDs voll.
    «Was ist da drauf?» Nathanael hielt die CD zwischen zwei Fingern in die Höhe.
    «Hinweise, die euch zu denen führen können, die den Pakt mit Luzifer geschlossen haben.»
    «Warum haben sie den Pakt geschlossen?»
    Seth blickte sich ängstlich um, bevor er flüsterte: «Seelen im Tausch gegen Macht, Ruhm und Geld. Hör zu, mehr kann ich nicht für dich tun. Ich muss eine Zeit lang abtauchen.»
    Nachdem Seth den Reißverschluss zugezogen hatte, schulterte er den Rucksack und rannte an Nathanael vorbei in Richtung Ausgang.
    Nathanael lauschte den Schritten, die von den metallenen Wänden widerhallten, bis sie verklangen. Die CD sicher in der Brusttasche verstaut und das Schwert wieder in der Scheide verließ auch er die Lagerhalle.

22.
    Tessa lag auf dem Bett und starrte an die Decke. Dabei sehnte sie sich nach Schlaf, der sie das Erlebte vergessen ließ. Am liebsten in Nathanaels Armen. Aber er war gegangen. Dabei hatte sie gespürt, wie schwer es ihm gefallen war.
    Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie bei jedem Geräusch aufhorchte, in der Hoffnung, dass er zu ihr kam. Vielleicht trinkt er noch etwas in der Bar und überlegt es sich dann anders. Nein, er würde nicht kommen, so sehr sie es sich auch wünschte.
    Sie brauchte Trost und wählte Ernests Nummer. Das schlechte Gewissen plagte sie, weil sie es trotz ihres Versprechens vergessen hatte, sich bei ihm zu melden. Nach wenigen Rufzeichen schaltete sich der Anrufbeantworter ein.
    Sie hasste es, mit einer Maschine zu reden. Hastig teilte sie ihm mit, dass es ihr gut ginge und er sich keine Sorgen zu machen bräuchte. Irgendwie klang das, was ihre heisere Stimme von sich gab, selbst in ihren eigenen Ohren nicht gerade überzeugend. Seufzend beendete sie den Anruf und legte das Handy neben sich, falls ihr Stiefbruder zurückrief.
    Feste Schritte auf dem Hinterhof ließen sie ans Fenster eilen. Sie schob die Gardine zurück und sah im fahlen Licht Nathanael zum Wagen laufen. Zuerst wollte sie an die Scheibe klopfen, überlegte es sich aber anders. Traurig lehnte sie die Stirn gegen

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