Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
hörte, und schloss die Tür hinter sich. Sie fixierte mich mit einem triumphierenden, hasserfüllten Blick.
»Dein Vater trifft soeben die letzten Vorbereitungen für deinen Klinikaufenthalt.« Da Ludwig sie nicht hörte, machte sich Rita nicht mehr die Mühe, sich zu verstellen. Sie sprach leise und kalt. »Morgen früh bringen wir dich hin, es wird mir ein Vergnügen sein, dich dort persönlich abzuliefern und die Ärzte davon zu überzeugen, wie dringend du eine Langzeittherapie brauchst …«
Ritas Augen glänzten und der Dämon in ihrem Brustkorb fauchte hämisch. Dann fiel plötzlich der triumphierende Ausdruck von ihrem Gesicht ab und der Dämon verstummte. Im nächsten Augenblick wurde sein hässliches, eingefallenes Gesicht zu einer panikerfüllten Fratze, als Nathaniel neben mir in schwarzen Flammen explodierte. Rita wurde durch den Flur geschleudert, prallte gegen die Wand und blieb reglos am Boden liegen.
»Sie wird dich nicht anrühren!«, knurrte Nathaniel durch das Feuer, das um ihn herum peitschte.
Ich rannte zu Rita, kniete neben ihr nieder und drehte sie auf den Rücken. Ihre Augen waren geschlossen. Hastig tastete ich nach ihrem Puls.
»Was hast du getan?«, flüsterte ich entsetzt.
»Sie wird dir nie wieder wehtun!«, fauchte Nathaniel zornerfüllt.
Rita war bewusstlos, doch sie atmete. Der Dämon in ihrem Brustkorb war verschwunden und hatte nichts als Asche auf ihrer Bluse hinterlassen.
»Du hast diesen Dämon in ihrem Körper verbrannt? «, keuchte ich.
»Was ist denn hier los?« Ludwig erstarrte in der Tür, als er Ritas Körper am Boden liegen sah. »Rita!«
»Sie ist … gestolpert«, sagte ich schnell. »Über … äh … die Reisetasche. Sie hat sich den Kopf gestoßen.«
»Ich rufe den Rettungswagen!« Ludwig hielt noch immer das Telefon in der Hand. Es dauerte nur wenige Minuten, bis die Sanitäter bei uns waren. Sie hoben Rita auf eine Trage und transportierten sie hinunter zum Wagen.
»Ich fahre mit!«, sagte Ludwig hektisch und folgte den Einsatzkräften. Nathaniel und ich blieben allein zurück.
»So wird es jedem Dämon ergehen, den Lazarus auf dich ansetzt!«, schwor Nathaniel. Das schwarze Feuer auf seinem Körper hatte sich noch immer nicht beruhigt.
»Nathaniel, sie hätte dabei sterben können«, sagte ich.
»Sie wollte dir schaden! Das konnte ich nicht zulassen!«
»Ich weiß. Aber könntest du das nächste Mal versuchen, dich ein bisschen weniger aufzuregen? Ich dachte wirklich, du hättest ihr das Genick gebrochen!«
»Verdient hätte sie es.«
»Äh … ja. Trotzdem.« Ich legte meine Hand beruhigend auf seinen flammenden Arm. Sein Blick folgte meiner Berührung.
»Es ist das Höllenfeuer in mir«, stieß er hervor. »Es ist nicht leicht zu kontrollieren. Wenn ich zornig werde, dann kontrolliert es mich.«
»Du wirst lernen, es zu beherrschen«, flüsterte ich.
Er schwieg und legte eine brennende Hand auf meine.
»… und Alexandra hat sich das Leben genommen und das war's. Lazarus ist zum Psychopathen mutiert. Die Frage lautet: wieso?«
Es war Abend, ich saß auf meinem Bett und hatte die Bettdecke um meine Beine gewickelt. Die Lampe auf meinem Nachttisch warf einen kleinen Lichtkegel in mein Zimmer. Nathaniel, der wie früher auf meinem alten Sessel in der Ecke Platz genommen hatte, glitzerte im Halbdunkel. Er sah aus wie ein riesiger, bedrohlich funkelnder Schatten.
»Ich höre all diese Dinge über Lazarus' Vergangenheit zum ersten Mal. Wenn es in der Hölle Informationen darüber gibt, dann werden sie unter Verschluss gehalten.« Er schwieg nachdenklich. »Ich werde versuchen, etwas herauszufinden. Gib mir ein wenig Zeit.«
»Es ist eine so traurige Geschichte«, murmelte ich. »Ich kann gar nicht glauben, dass Lazarus so eine Vergangenheit haben soll.«
»Engel verändern sich, wenn sie ihren Schützling verlieren«, sagte Nathaniel langsam. »Er ist gefallen und er hat seine Liebe verloren. Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, wenn du …« Ich fühlte Nathaniels intensiven Blick auf mir und ich wusste, dass wir beide dasselbe dachten.
Wie viel von dem Monster, zu dem Lazarus geworden war, lauerte auch in Nathaniel?
»Du würdest niemals so werden wie er«, flüsterte ich.
»Wie kannst du so sicher sein?« Nathaniels Stimme klang zweifelnd im Halbdunkel. »Er hat alles verloren. Sein Engelsdasein und seine große Liebe … was bleibt am Ende übrig?«
Er lachte, kurz und hart.
»Ein Dämon. Vielleicht bin ich genauso wie
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