Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
ist sogar mir zu schräg …!«
Auf dem Weg zum Treppenhaus trafen wir Herrn Wagner. »Victoria? Unter vier Augen, bitte.«
Ich folgte ihm zurück in eine ruhige Ecke der Aula.
»Und?«, flüsterte er mit gedämpfter Stimme. »Gibt es schon etwas Neues?«
»Äh …« Wo sollte ich anfangen? »Nathaniel ist zurück aus der Hölle. Sie brauchen sich also keine Sorgen mehr um mich zu machen.«
Herr Wagners Augen weiteten sich. »Er ist … zurück?«, flüsterte er aufgeregt. »Du meinst, er ist hier bei dir? In diesem Augenblick?«
Als ich nickte, blickte sich Herr Wagner verstohlen um und schaute dabei direkt durch Nathaniel hindurch.
»Und was ist er jetzt? Ein Engel oder ein Dämon?«
»Das versuchen wir gerade herauszufinden«, gab ich zu.
»Wie ist er der Hölle entkommen?«
In diesem Moment läutete die Schulglocke.
»Ich muss wirklich zum Unterricht, Herr Wagner«, sagte ich ausweichend. »Herr Schulz bringt mich um, wenn ich noch einmal zu spät komme.«
»Aber …«
Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern und verschwand rasch im Treppenhaus.
»Weißt du, Nathaniel, das war eine wirklich gute Frage«, sagte Ramiel, der neben mir die Treppen hinaufrannte, aber im Gegensatz zu mir nicht außer Atem geriet. »Wie hast du es geschafft, aus der Hölle zu entkommen?«
»Ich hatte mich schon sehr weit vorgekämpft, als ich von Victorias Wahnsinnsidee mit dem Handel mit Luzifer erfuhr«, erwiderte Nathaniel, der mühelos unser Tempo hielt. »Diesen Handel zu verhindern hat mich ziemlich motiviert.«
»Kann ich mir vorstellen«, murmelte Ramiel.
»Lazarus' Dämonen hatten nie den Auftrag, mich zu vernichten. Sie sollten mich verletzen und quälen, aber nicht umbringen«, fuhr Nathaniel fort. »Wahrscheinlich hat Lazarus nicht damit gerechnet, dass ich ein so mächtiger Kämpfer bin.«
»Oder ein so mächtiger Angeber«, sagte Ramiel.
»Keine Sorge, deine Palomela scheint ohnehin nur Augen für dich zu haben«, grinste Nathaniel zurück.
»Ach, halt doch den Mund.«
Als wir nach dem Unterricht das Schulgebäude verließen, erzählte uns Anne, dass sie ein Date mit Tom hatte.
»Wir gehen ins Haus des Meeres!«, sagte sie aufgeregt. »Mir hat es dort echt gut gefallen …«
»Dort gibt es eine Menge dunkler Ecken«, bemerkte Chrissy und unterdrückte ein Schmunzeln.
Anne wurde rot. »… wegen der Fische«, beendete sie ihren Satz.
»Ja, klar«, sagte Chrissy.
»Was ist mit deiner Oma?«, fragte ich.
»Sie weiß nichts davon«, sagte Anne. »Sie muss nicht mehr alles über mich wissen. Wenn ich so weit bin, erzähle ich es ihr, und wenn sie nicht einverstanden ist, dann wäre das schade. Aber nicht mein Problem.«
»Anne, du erstaunst mich heute schon zum zweiten Mal.« Chrissy zog anerkennend die Augenbrauen hoch.
Anne grinste verlegen.
»Leute, unser Bus kommt!«, rief Mark und rannte los.
»Ich rufe dich später an«, flüsterte mir Anne zu. »Du hast mir eine Menge zu erzählen!« Sie zwinkerte mir zu und lief dann Chrissy und Mark hinterher.
Zu Hause erwartete mich Ludwig bereits.
»Wie geht es Rita?«, fragte ich vorsichtig und starrte das Glas Cognac an, das Ludwig in der Hand hielt.
»Nicht gut«, erwiderte er. Er sah erschreckend müde aus. »Sie ist heute Morgen wieder zu Bewusstsein gekommen, aber sie erinnert sich an gar nichts mehr. Sie weiß nicht einmal, wer ich bin oder wer sie selbst ist.«
Er nahm einen großen Schluck Cognac. »Die Ärzte können keinen Grund für diese Amnesie finden. Körperlich fehlt Rita gar nichts.«
»Doch«, bemerkte Nathaniel. »Ein Dämon in der Brust.«
»Und wie geht es jetzt weiter mit ihr?«, fragte ich.
»Wenn sich ihr Zustand nicht bessert, wird sie vorläufig in eine Nervenklinik verlegt.«
»Was für eine Ironie«, kommentierte Nathaniel und betrachtete mit mildem Interesse die Cognacflasche, die Ludwig auf den Tisch gestellt hatte.
»Frag ihn nach seinen Klapsmühlen-Plänen für dich. Ich wette, ohne den Einfluss der dämonischen Hexe sieht er die Dinge anders.«
Ludwig leerte sein Glas. Ich verschränkte meine kalten Finger ineinander.
»Wie denkst du jetzt über diesen Klinikaufenthalt für mich?«
Ludwig schwieg und starrte auf sein Glas.
»Vielleicht war das ein wenig übereilt«, sagte er langsam. »Rita war so sehr davon überzeugt, dass es das Beste für dich wäre … aber seit ich die letzte Nacht bei Rita in der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses verbracht habe, denke ich anders darüber. Du hast
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