Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
dicht an den Glasscheiben.
Plötzlich wirbelte ein riesiger abgetrennter Fischkopf im Aquarium direkt an mir vorbei. Ich schrie auf und sprang zur Seite.
»Was zum …?!« Statt Fischen sah ich in den Aquarien Fetzen von Fischkörpern, Köpfen und Flossen, die im Wasser schwebten.
»Was ist hier passiert?«, murmelte ich angeekelt. Nathaniel warf einen raschen Blick auf die Fischteile, doch bevor er mir antworten konnte, sah ich es selbst. Der riesige Fischkopf im Aquarium neben mir hatte glühend rote Augen.
»Dämonen«, knurrte Nathaniel. »Kommt schon, gehen wir weiter!«
Das Grauen, dass die zerfetzten Meerestiere rechts und links von uns in mir auslösten, wurde stärker, je weiter wir uns in den dunklen Gängen vorwärtsbewegten.
»Das ist widerlich!«, keuchte ich, als die abgerissenen Arme eines Tintenfisches vorbeischwebten, die noch den halben Körper eines Krebses umklammert hielten. Plötzlich stieg mir süßlicher Verwesungsgeruch in die Nase.
»Der kommt nicht von den Fischen!«, sagte Ramiel mit scharfer Stimme, als er meine Gedanken hörte.
Nathaniels Feuer flammte auf und im nächsten Moment hörte ich ihr Flüstern. Schatten bewegten sich in der Dunkelheit und schlurften hervor.
»Inferni!« Nathaniels Flammen hielten die hässlichen Geschöpfe mit ihren verwesten Körpern auf Abstand, doch sie streckten ihre Arme nach mir aus und flüsterten meinen Namen.
»In den zweiten Stock! Schnell!«, knurrte Nathaniel und drängte die Inferni zurück, damit ich an ihnen vorbei ins Treppenhaus laufen konnte.
Ich erstarrte, als von oben ein Schrei ertönte.
Im nächsten Moment kam uns jemand auf den Treppen entgegengerannt. Ramiel zog mich zur Seite, sonst wären wir direkt zusammengestoßen.
»Vic!«
»Anne!« Sie sah blass und verängstigt aus. »Geht es dir gut? Was ist hier los? Wo sind die anderen?«
»Oben!«, keuchte Anne, ihre Stimme viel höher als gewöhnlich. »Colin versucht, sie zu retten, aber … sind deine Engel bei dir?«
Ich nickte knapp.
»Palomela sagt, es wimmelt nur so von Inferni und besessenen Tieren dort oben!«, sagte Ramiel.
»Die Tiere sind plötzlich aufeinander losgegangen!«, sagte Anne hastig. »Zuerst wusste keiner, was los war, und dann haben die Tiere angefangen, sich gegenseitig umzubringen! Der Strom ist ausgefallen und die Leute haben Panik gekriegt und …«
»Kein Wunder, hier ist alles voller Inferni!« Bei meinen Worten wurde Anne noch blasser. »Bring uns zu Colin, schnell!«
Anne machte kehrt und wir folgten ihr die Treppen hinauf. »Tom versucht ihm zu helfen, die Leute zu beruhigen!«, keuchte Anne, während wie nach oben rannten. »Aber es ist das reinste Chaos!«
Als wir den nächsten Stock erreichten, sah ich sofort, was Anne meinte. Überall hatten sich Menschen verängstigt zusammengedrängt, umgeben von gierigen Inferni, die ihnen jede Kraft zur Flucht raubten. Kinder weinten und über allem lag der widerliche Verwesungsgestank und das Flüstern der abscheulichen Geschöpfe.
Das Einzige, das deutlich herauszuhören war, war mein Name. Es jagte mir einen Schauer über den Körper.
»Colin!«, rief ich, als ich die blonden Dreadlocks entdeckte.
»Zum Glück seid ihr endlich hier!« Colin kam zu uns herübergelaufen. Er sah ebenso schockiert aus wie Anne, doch es lag auch Entschlossenheit in seinem Ausdruck. »Ich habe so etwas noch niemals erlebt, dieser Überfall ist …«
Plötzlich stürzte sich ein Mann auf mich. »Da ist sie!«, kreischte er und der Dämon, der aus seinem Brustkorb hing, versuchte, mich zu packen. Nathaniel reagierte augenblicklich. Er fegte den Mann von mir fort und schleuderte ihn quer durch den Raum, noch bevor er mich erreicht hatte. Doch Nathaniel hatte seine Kräfte nicht mehr unter Kontrolle. Seine Flammen schlugen meterhoch und ließen die Scheiben aller Aquarien zerbersten. Mit einem riesigen Wasserschwall wurden die toten Meerestiere herausgeschwemmt und ergossen sich auf den Boden.
Die Entsetzensschreie der verängstigten Besucher mischten sich mit dem gierigen Flüstern der Inferni.
»Kommt mit!«, rief Colin. »Wir müssen versuchen …!« Doch dann verstummte er und plötzlich hüllte uns eine übernatürliche Dunkelheit ein.
Es wurde totenstill.
Etwas tauchte vor mir auf und Nathaniel blieb gerade noch genug Zeit, um sich schützend vor mich zu stellen. Eingeschüchtert starrte ich an seinen mächtigen Schwingen vorbei … und sah mit Entsetzen, vor wem er mich beschützen wollte.
Vor uns stand
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