Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
bringen«, sagte ich und stieß Anne unter dem Tisch warnend an. Doch es war zu spät, das war das Stichwort für Ariana.
»Sag bloß«, erwiderte Ariana gedehnt. »Wer würde denn mit dir etwas unternehmen?«
Katharina lachte gemein. Ich wollte Ariana gerade eine passende Antwort entgegenschleudern, als ich erstickt aufschrie.
Aus Arianas Brust brach eine ledrige Hand hervor. Und dann eine zweite. Begleitet von einem schrecklichen schleimigen Geräusch streckte ein niederer Dämon seinen hässlichen Kopf aus ihrer Brust und starrte Anne und mich mit gierigen roten Augen an.
»Bei dem Rattennest und dem Loser bist du eh nur das fünfte Rad am Wagen und …« Ariana verstummte bei meinem erschrockenen Schrei. Alle drei Mädchen sahen mich fragend an. »Aus welcher Nervenklinik bist du denn ausgebrochen?«, fragte Ariana gehässig.
Ramiel loderte neben mir auf. Der Dämon wich vor den Flammen ein wenig zurück und zischte meinen bronzenen Engel an.
In diesem Moment geschah etwas Seltsames. Der Dämon wandte sich von Ramiel ab und hob abwehrend die Arme, so als würde er sich vor etwas schützen wollen. Er kreischte laut und schlug mit seinen matten Flügeln. Ariana blinzelte irritiert.
Anne richtete sich neben mir auf. »Ich habe es wenigstens nicht nötig, mich zu klonen, um nicht allein zu sein! Und wenn du nicht so eine eingebildete Kuh wärst, dann hättest du vielleicht sogar ein paar echte Freunde!«
Der Dämon in Ariana kreischte angsterfüllt und zog sich mit einem grauenhaften Geräusch wieder in ihren Körper zurück. Ariana stand abrupt auf.
»Das muss ich mir nicht anhören« zischte sie, doch ihre Stimme zitterte. »Macht euren Kram doch alleine!« Sie marschierte mit erhobenem Kopf aus dem Lokal und Katharina stolperte etwas verwirrt hinter ihr her.
»Wow«, sagte ich beeindruckt zu Anne.
»Keine Ahnung, wo das hergekommen ist«, grinste Anne mit roten Wangen. »Aber ich war gut, nicht?«
»Du warst spitze! Die wird es sich das nächste Mal zweimal überlegen, bevor sie dich blöd anmacht!«
Anne strahlte.
Und du warst echt der Hammer, Ra! Wie du den Dämon zurückgedrängt hast, Ariana ist ja förmlich vor dir davongelaufen!
»Ja. Nur, dass ich das nicht gewesen bin«, erwiderte Ramiel. »Das waren Schutzengelkräfte.«
Ich sah Ramiel verständnislos an. Sein faszinierter Blick war auf etwas gerichtet, das ich nicht sehen konnte.
»Das war Palomela«, murmelte er bewundernd. »Annes Schutzengel. Ist sie nicht hinreißend?«
Bevor ich auch nur irgendetwas darauf erwidern konnte, brachte Willy unsere Getränke. Er stellte sie vor Anne und mich auf den Tisch und sah sich nach Ariana und Katharina um.
»Ich … äh … fürchte, die zwei mussten schnell weg«, sagte ich.
Willy nahm die Getränke der beiden wieder mit und schlurfte zurück in Richtung Theke. Diesmal konnte ich hören, was er dabei vor sich hinmurmelte.
»Ist eh besser so, verdammtes dämonisches Gesindel, Besessene haben hier nichts verloren, vor allem die Kleine ohne Schutzengel tut mir leid …«
AUF SCHATZSUCHE
»Jetzt ist es offiziell«, flüsterte Anne mitleidig. »Der alte Willy ist gaga.«
Dann wandte sie sich mir zu. »Aber jetzt will ich endlich hören, was dich so fertig macht! Ich bin deine Freundin, du kannst mir alles sagen.«
»Äh …« Ich zögerte. Mein Blick hing immer noch an Willy, der hinter der Theke hantierte und vor sich hinmurmelte. Wenn ich nicht endlich anfing, mit meinen Freunden zu sprechen, würde ich dann eines Tages so enden wie Willy?
»Also gut«, sagte ich schließlich. »Aber wenn du schon denkst, Willy sei verrückt, dann mach dich auf etwas gefasst.«
Ich holte tief Luft und erzählte Anne alles. Die ganze Geschichte, von dem Moment an als Nathaniel mich aus dem Autowrack gerettet hatte, über seinen Fall bis zu dem Dämon in Ariana. Nur, dass Ramiel Annes Schutzengel offenbar sehr gefiel, ließ ich aus.
Anne starrte mich mit offenem Mund an. Sie hatte ihre Kaffeetasse auf halbe Höhe gehoben und hielt sie einfach so in der Luft, während ich redete und redete.
»… und wahrscheinlich hältst du mich jetzt für völlig bekloppt«, sagte ich schließlich, senkte meinen Blick und rührte in meinem kalten Kaffee.
Eine Weile sagte Anne gar nichts. Ich erwartete, dass sie einfach aufstehen und gehen würde, so wie Ariana es getan hatte. Doch Anne blieb bei mir sitzen.
»Und was willst du jetzt tun?«, fragte sie schließlich leise.
Ich hob überrascht den Kopf. »Was ich jetzt
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