Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
wusste nicht so recht, was ich darauf sagen sollte. Ich mochte Annes Großmutter, bei der Anne aufgewachsen war und immer noch wohnte, und die mich als Kind immer ›Schneewittchen‹ genannt hatte.
»Deine Oma ist … äh … ziemlich kurzsichtig, oder?«
Anne schüttelte den Kopf.
»Sie hat Recht, Vic. Mit deinen blauen Augen und deiner perfekten Haut …« Sie seufzte und fuhr sich über die Stirn. »Ich glaube, ich bekomme schon wieder einen Pickel.«
»Schluss jetzt!«, sagte ich entschieden. »Du hörst jetzt sofort auf mit diesem Selbstmitleids-Unsinn und wirst wieder die Anne, die alle mit ihrer frechen Klappe umhaut! Weißt du, warum die A-Liga solche Sachen zu dir sagt? Weil sie genau wissen, dass du viel mehr auf dem Kasten hast als sie. Ganz ehrlich, wenn du loslegst, interessiert sich doch keiner mehr für die drei Barbie-Klone!«
Ein scheues Lächeln erschien auf Annes Gesicht. »Meinst du wirklich?«
»Tatsache«, erklärte ich.
Sie schniefte ein letztes Mal und umarmte mich. Ich warf Nathaniel über Annes Schulter einen Blick zu.
»Weißt du, vielleicht haben sie Recht«, sagte Anne und drückte mich ein wenig von sich weg. »Vielleicht ist mein Leben tatsächlich ein bisschen armselig.«
» Was? Ich dachte, ich hätte dir gerade klargemacht, was das für ein Quatsch …« Ich verstummte, als ich das Funkeln in Annes Augen sah.
»Es wird höchste Zeit, eine Sache zu ändern«, fuhr Anne fort und schmunzelte vielsagend. »Dafür werde ich deine Hilfe brauchen. Es geht um die Operation Tom .«
»Oh«, murmelte ich ein wenig überrumpelt. »Äh … okay. Wie lautet der Plan?«
Anne biss sich auf die Unterlippe. »Du stehst wirklich nicht auf ihn, oder? Ganz bestimmt nicht?«
Nathaniels Blick schoss in meine Richtung.
»Nein.« Ich schüttelte entschieden den Kopf. »Du hast absolut freie Bahn.«
Anne zögerte. »Gut. Aber wenn du doch … ich will dir nicht dazwischenfunken, schließlich steht Tom auf dich.«
»Du funkst zwischen gar nichts . Ihr beide würdet toll zusammenpassen.«
Ein breites Lächeln erschien auf Annes Gesicht. »Könntest du ihm das klarmachen?«
»Dass ihr beide toll zusammenpassen würdet?«
»Nein, dass du nicht auf ihn stehst. Sonst wird er nie auf mich aufmerksam.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Klar, kein Problem.«
Anne fiel mir abermals um den Hals.
»Danke, danke, danke! Und wenn das klappt mit Tom, werden den A-Liga-Zicken die Augen rausfallen!«
Anne hüpfte vor Aufregung und ich löste mich lachend aus ihrer Umarmung.
»Schon gut! Aber die Dupont lässt uns durchfallen , wenn wir jetzt nicht endlich in die Klasse gehen!«
»Habt ihr euch eigentlich schon mit Tom versöhnt?«, fragte ich, als ich nach der Französischstunde mit Anne, Chrissy und Mark die Treppen hinunter zu den naturwissenschaftlichen Labors ging. Nathaniel hielt sich wie immer an meiner Seite.
»Wie denn?« Chrissys Stimme war etwas schärfer als gewöhnlich. Die Kritik der A-Liga hatte ihr wohl mehr zugesetzt, als sie zugeben wollte. »Mein Idiot von Bruder redet noch immer kein Wort mit mir.«
Mark legte seinen Arm um sie. »Der beruhigt sich schon wieder.«
»Mir doch egal«, murmelte Chrissy trotzig. »Mit wem ich zusammen bin, geht ihn überhaupt nichts an!«
»Mark ist aber Toms bester Freund«, bemerkte ich.
Chrissy stapfte grimmig die Treppen hinunter.
»Ich habe vor, heute nach der Schule mit ihm zu reden«, sagte Mark zu mir.
»Tom kommt hierher?«, fragte Anne.
»Mein Cousin fährt Tom und mich zum Training«, sagte Mark. »Wir trainieren alle im selben Verein und er holt uns freitags immer von der Schule ab …«
»Weiß ich doch«, sagte Anne ungeduldig. »Ich meinte: Tom fährt mit dir zum Training, obwohl ihr nicht mehr miteinander redet?«
Mark grinste gequält. »Es bleibt ihm wohl nichts anderes übrig. Er hat kein Auto und wir sind mitten in der Saison, also wenn er nicht auf die Ersatzbank will …«
»Tom kommt also nach der Schule hierher«, wiederholte Anne nachdenklich. Ein Blick in ihr Gesicht verriet mir, dass sie dabei war, etwas auszutüfteln. Etwas, das garantiert nichts mit dem Streit der Jungs zu tun hatte.
»Ich werde ihm klar machen, dass Chrissy und ich zusammen sind«, sagte Mark entschlossen. »Du hattest Recht, Vic. Tom und ich sind schon so lange befreundet, er muss das einfach verstehen. Hoffentlich ist er diesmal besser aufgelegt als bei meinem letzten Versuch.« Die Zweifel in Marks Stimme waren nicht zu überhören.
»Soll
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