Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
Geräusch war mein keuchender, aufgeregter Atem. Die flammenden Augen des Erzengels fixierten mich, doch dann wanderte sein intensiver Blick nach unten und er starrte auf Melindas Anker. Ich wartete mit angehaltenem Atem.
Schließlich nickte der Erzengel. Es war eine winzige, knappe Bewegung. Mein Herz begann vor Aufregung so schnell zu schlagen, dass mir schwindlig wurde.
»Eine Begnadigung«, sagte Uriel langsam. »Ein Beschluss aller Erzengel.«
»Wie? Wie kann ich das erreichen?«, fragte ich eindringlich.
Uriel schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich für eine Sterbliche.«
»Kannst du es tun?«, fragte ich.
»Dafür gibt es keinen Grund.«
» Bitte! « , flehte ich verzweifelt. »Bitte! Nathaniel wird in der Hölle zu Grunde gehen!«
Der Ausdruck auf Uriels schönem Gesicht war hart. Sein Blick durchdrang mich.
»Unser Schutz gilt Engeln, nicht Dämonen«, sagte er schließlich mit einer Endgültigkeit, die mich schlimmer traf als seine mächtige Ausstrahlung.
Meine letzte Hoffnung erstarb. »Lazarus wird mich umbringen«, sagte ich leise.
Uriel zeigte keinerlei Regung.
»Ich weiß, das ist dir gleichgültig«, flüsterte ich. »Ich weiß, dass du denkst, dass ich längst tot sein sollte. Es widerstrebt dir, dass Nathaniel mich gerettet hat.«
»Es war ein Verbotenes Wunder.« Uriels Stimme wurde zu einem gefährlichen, dunklen Knurren. »Du hast seinen Hals damals aus der Schlinge gezogen und du magst Michael und die anderen überzeugt haben … doch es ist dir nie gelungen, mich zu täuschen.«
»Du weißt, dass ich nicht die Macht besitze, euch zu täuschen.«
Die Härte in meinem Ton überraschte mich selbst.
»Alles, was ich damals gesagt habe, war die Wahrheit.«
»Und der wahre Grund für Nathaniels Eingreifen damals?«, zischte Uriel mit einem düsteren Glitzern in den Augen. »Derselbe Grund, aus dem er dich in der Schlucht ein weiteres Mal dem Tod entrissen hat?«
Ich starrte zu Boden.
»Du musst doch zufrieden sein«, sagte ich leise. »Er hat seine Strafe bekommen.«
»Was willst du dann noch von mir?«
Ich atmete tief durch, begegnete Uriels Blick und hielt ihm stand. »Ich will, dass du Lazarus aufhältst.«
Auf Uriels Lippen erschien der Anflug eines hartherzigen Lächelns. »Warum sollte ich das tun?«
»Du sagst selbst, euer Schutz gilt Engeln. Eure Chronistin hat mir gesagt, dass Lazarus es auf Schutzengel abgesehen hat und sie zu Fall bringt. Wer weiß, wie viele bereits seinetwegen in die Hölle verbannt worden sind!«
»Du hast diese Information von Melinda?« Sein vorher unnachgiebiger Tonfall veränderte sich plötzlich. Uriels Blick war wieder auf den Anker gerichtet.
»Ja.« Ich zögerte unsicher.
»Hat Melinda dir geraten, mich um Hilfe zu bitten?« Seine Stimme klang ruhig, doch es schwang jetzt etwas Bedrohliches mit.
»Nein.« Ich räusperte mich. »Das war Seraphelas Idee. Mein Gefühlsengel, der von Luzifer ermordet wurde. Übrigens ebenfalls durch eine Intrige von Lazarus.«
Uriel schwieg.
»Ich glaube, Lazarus hat vielen Engeln Schlimmes angetan«, sagte ich. »Und er wird weiter Jagd auf Engel machen. Es sei denn, du hältst ihn auf.«
Uriels kaltes Lachen hallte durch die Katakomben und ließ mir die Haare zu Berge stehen.
»Wie stellst du dir das vor?«, fragte er.
Ich schluckte. »Vernichte ihn«, flüsterte ich.
Uriels Augen wurden schmal.
»Hat Seraphela dir etwa gesagt, dass das in meiner Macht stünde?« Uriel klang zornig. Doch Sera war tot, er konnte ihr nichts mehr anhaben. Also nickte ich.
»Deinem Gefühlsengel ist eine Kleinigkeit entgangen«, zischte er. »Lazarus gehört zu Luzifers Zirkel, er steht unter Luzifers Schutz. Wer Lazarus angreift, greift Luzifer selbst an.« Uriels Ton wurde noch gefährlicher. »Ich werde keinen Krieg riskieren wegen zwei Engeln, die unsere Gesetze missachtet haben. Oder wegen einer Sterblichen, die ihre hoffnungslose Liebe zu einem gefallenen Engel nicht aufgeben will.«
Da beschloss ich, meinem Gefühl zu vertrauen und alles auf eine Karte zu setzen. Es war die Art, wie Uriel Melindas Namen ausgesprochen hatte. Ich glaubte zu verstehen, aus welchem Grund Melinda den Anker dieses Erzengels besaß.
»Liebe ist niemals hoffnungslos«, flüsterte ich.
Uriel schwieg. Er wurde nicht zornig, doch als er schließlich sprach, klang seine Stimme kalt und abweisend.
»Nathaniel hat bekommen, was er verdient. Ich kann nichts für dich tun. Ruf mich niemals wieder. Und gib meinen Anker seiner
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