Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
Klinik für schwere psychische Fälle wie dich«, säuselte Rita. Ich konnte sie kaum verstehen, weil der Dämon in ihrem Brustkorb vor Begeisterung so laut kreischte.
»Die haben einen hervorragenden Ruf und ein ausgezeichnetes Psychopharmaka-Programm.«
Ein was?
»Ein Psychopharmaka-Programm«, erklärte Ramiel und ließ seine Flammen wütend in Ritas Richtung schlagen. Der Dämon kreischte und schlug mit seinen stumpfen Flügeln. »Das heißt, sie pumpen dich mit Medikamenten voll. Du wärst den Inferni völlig hilflos ausgeliefert! Bei den Massen von denen, die um dich herumschleichen, würdest du nach drei Tagen den Verstand verlieren und innerhalb einer Woche wärst du wahrscheinlich tot.«
»Ich finde, das klingt sehr vernünftig«, nickte Ludwig.
»Ich bin völlig gesund!«, zischte ich Rita an.
»Verleugnung«, sagte Rita mit geheucheltem Verständnis. »Das ist eines der Symptome. Habe ich es dir nicht gesagt, Ludwig? Aber wir müssen tun, was für das Kind am besten ist.«
»Ludwig, ich bin völlig gesund!«, wiederholte ich verzweifelt.
»Vicky, du hast dich in den letzten Wochen sehr seltsam verhalten. Ich mache mir große Sorgen um dich, verstehst du? Vielleicht sollten wir es wirklich mit dieser Klinik versuchen, die Rita vorschlägt, sie meint es doch nur gut.«
»Kommt nicht in Frage!«, zischte ich.
»Schätzchen, Ludwig ist dein Vater«, säuselte Rita und tätschelte dabei Ludwigs Hand. Mir wurde schlecht.
»Du wirst tun müssen, was er sagt. Und es ist doch nur zu deinem Besten!«
»Sie haben etwas vergessen«, stieß ich zwischen den Zähnen hervor. »Ich bin achtzehn. Niemand kann mich dazu zwingen, in diese Klapsmühle zu gehen!«
Ich drehte mich um und rannte aus der Küche.
»Du siehst echt fertig aus!«, sagte Anne besorgt. Sie hatte am Parkplatz vor der Schule auf mich gewartet und wir gingen zusammen über den Schulhof.
»Es ist gestern leider nicht so gut gelaufen«, erwiderte ich und erzählte ihr von dem nächtlichen Treffen mit Uriel in den Katakomben.
»Ich habe noch immer einen Schutzengel, der in der Hölle schmort, einen Dämon, der mich umbringen will … oh, und habe ich schon erwähnt, dass die neue Freundin meines Vaters besessen ist und mich aus dem Weg räumen will?«
»Rita ist besessen?«
»Als hätte ich nicht schon genug Probleme! Sie will mich einweisen lassen in irgend so eine Anstalt, wo sie mich vollpumpen, bis ich den Verstand verliere.«
Anne starrte mich entsetzt an.
»Hör mal«, seufzte ich mit gedämpfter Stimme, während Ramiel lustlos und mit hängenden Flügeln ein paar Schritte vor uns her trottete.
»Ramiel ist echt fertig wegen dieser Sache mit deinem Schutzengel. Könntest du sie nicht bitten, wieder mit ihm zu sprechen?«
»Aber … wie soll ich das denn machen?«, fragte Anne mit großen Augen.
»Sag's ihr einfach«, murmelte ich. »Schutzengel sind an die Wünsche ihrer Schützlinge gebunden. Bitte sie einfach, nicht mehr böse auf ihn zu sein, okay? Ganz ehrlich, dass mein letzter Engel vor Liebeskummer dahinsiecht, kann ich jetzt echt nicht gebrauchen.«
»Hey, Leute!« Chrissy und Mark gesellten sich im Treppenhaus zu uns.
»Meine Eltern fahren für ein langes Wochenende in die Berge«, sagte Chrissy. »Das schreit geradezu nach einer Halloweenparty, meint ihr nicht?«
»Wird Tom da sein?«, fragte Anne sofort.
»Klar«, grinste Chrissy. »Also Samstagabend, seid ihr dabei?«
»Auf jeden Fall!« Anne schubste mich an.
»Äh … ja, sicher«, murmelte ich, noch immer vom trübsinnigen Ramiel abgelenkt.
»Wie geht's eigentlich mit eurem Chemieprojekt?«, fragte Mark. »Probleme mit den A-Ziegen?«
»Wir hatten Krach, wie erwartet«, sagte ich. »Wir haben zwar noch nichts für das Projekt getan, dafür hat Anne Ariana in die Flucht geschlagen.«
Mark gab Anne zwei Daumen hoch.
»Irgendwann müssen wir das Projekt trotzdem machen«, sagte ich leise zu Anne, als Mark und Chrissy vor uns die Stufen hinaufliefen.
»Jetzt gibt's Wichtigeres«, strahlte Anne. »Ich gehe auf eine Party mit Tom! Was soll ich bloß anziehen?«
Diese Frage beschäftigte Anne für den Rest des Tages. Als wir uns am Nachmittag auf dem Parkplatz verabschiedeten, hatte sie die Auswahl ihrer Outfits immerhin schon auf fünf reduziert.
»Lass dich überraschen!«, rief sie und winkte mir zum Abschied. »Und vergiss nicht, Vic, das ist eine Kostümparty!«
Ramiel und ich fuhren direkt von der Schule zu Melindas Büro. Als wir dort ankamen, war die
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