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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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neu entstehenden, nach seinen Vorstellungen geformten Volkes sein, sobald alle Schatten der Vergangenheit endgültig ausgelöscht waren. Die Königin der Nauraka, die in seinem Namen regierte.
    »Was kann ich für dich tun?«, fragte er freundlich und verbarg seine Neugier nicht vor ihr.
    »Wohl eher umgekehrt«, erwiderte sie und ging auf ihn zu. »Ich möchte dich bekehren, verführen , wenn es sein muss. Ich gebe nicht so leicht auf, denn ich habe dich als Mann mit guten Anlagen kennengelernt. Das kann man nicht alles heucheln oder vorspielen.«
    Sie war direkt, ohne Umschweife, so wie er sie kannte. Das gefiel ihm. Sie hielt ihn nicht für dumm, wies ihn aber deutlich darauf hin, dass sie es auch nicht war. »Lurdèa, ich habe schon mein ganzes Leben lang ein deutliches Ziel vor Augen. Einen Traum, wenn du so willst. Ich bin dafür einen weiten Weg gegangen und habe Grenzen überschritten, die als unüberwindlich galten. Das kostet seinen Preis. Aber er wird es wert sein.«
    Ihre Miene blieb völlig ruhig. »Du bist skrupellos, Berenvil, du hast unendlich viel Leid über uns gebracht. Doch ich will nicht glauben, dass nichts Gutes mehr in dir steckt. Ich möchte dich deshalb bitten, deine Strategie zu ändern. Es muss einen anderen Weg geben, um das zu erreichen, was du willst.«
    »Ich habe alles sorgfältig abgewogen«, versuchte er ihr klarzumachen, »doch wenn du mir einen guten Rat geben kannst, bin ich nicht abgeneigt, dir zuzuhören. Ich bin kein sturer alter Narr, sondern stets lernbereit.«
    Sie war ihm nun ganz nahe, und er konnte ihren unverwechselbaren Duft einatmen. Trotz der langen Zeit an Land waren seine Sinne immer noch sehr viel feiner als die der geborenen Landgänger. Vor allem die weiblichen naurakischen Lockstoffe, die auch in der Luft ihre Wirkung nicht verloren, benebelten ihn immer noch, riefen sie doch die Erinnerung wach an die Zeiten in der Heimat, seines wahren Elementes, das er immer noch ab und zu vermisste. Die Schwerelosigkeit, das Dahingleiten, die Macht und Verbindung über alle Wesen der See. Wie beschränkt war es dagegen hier. 
    Lurdèa duftete nach Salz und Meer, nach den Geheimnissen der Tiefe und der Süße der Jugend. Seit sie ihre Erinnerung wiedergewonnen hatte, war all das zurückgekehrt und hatte die vorherigen, nicht minder reinen und bezaubernden, aber keineswegs so eindringlichen Düfte nach Felsen, Mohnblumen und rauen Winden verdrängt. Das Ganze überwältigte Berenvil beinahe, genau wie damals, als er sie zum ersten Mal im Käfig neben sich erblickt hatte.
    Er regte sich nicht, als sie die Hände an seine Brust legte. Sein Verstand warnte ihn, aber seine Sinne wurden von ihren Botenstoffen überflutet, und er spürte, wie sein Verlangen vollends erwachte. So viel Nauraka war immer noch in ihm, dass er sich dem Locken einer naurakischen Frau nicht entziehen konnte.
    »Du bist äußerst bestrebt, mich zu bekehren, wenn du deinen Ekel überwinden kannst, mich zu berühren«, sagte er mit leicht belegter Stimme und blickte teils belustigt, teils verärgert auf sie hinab. Er brauchte jetzt nur die Arme um sie zu legen und die Muskeln anzuspannen. Sie würde zerbrechen wie ein trockener Ast. War sie sich dessen bewusst? Er konnte keinerlei Furcht feststellen, dabei musste ihr klar sein, dass diese Situation sehr gefährlich für sie war.
    »Ich verabscheue dich, gewiss«, wisperte sie und stellte sich leicht auf die Zehenspitzen, um seinem Gesicht näher zu sein. »Du hast meinen Glauben an das Gute zerstört … zumindest für einen Moment, doch nun bin ich wieder mit mir im Reinen. Ich will nicht so werden wie du, von Hass und Rachedurst erfüllt, und Macht bedeutet mir nichts. Deshalb kämpfe ich auf meine Weise gegen dich. Ich möchte herausfinden, ob ich mich wirklich so sehr in dir getäuscht habe.«
    Er sah das Meer in ihren türkisfarbenen Augen in großen Wellen heranrollen, von funkensprühender Gischt gekrönt … 
    Goldene Funken tanzten darin. Sollte es tatsächlich möglich sein …
    »Lurdèa«, stieß er heiser hervor und legte seine Arme um sie, aber nicht um sie zu töten, sondern behutsam, zugleich besitzergreifend. »Was machst du …«
    »Ich kann nicht so einfach abstreifen, was uns verbunden hat«, sagte sie. »Ich habe den Bund mit dir geschlossen und vermisse dich, ich empfinde dich immer noch als meinen Gemahl. Der mir Freude bereitete ...«
    Er schwieg, ihm fiel nichts ein, was er darauf erwidern könnte. Seine Frau verwirrte ihn. Hatte

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