Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
Vom Netzwerk:
Wiederkehr musste er sich noch besser vorbereiten und sehr viel gestählter sein.
    Jetzt war er noch nicht bereit, sondern, da brauchte er sich gar nichts vorzumachen, ein verwöhnter Prinz, der keine Ahnung von den wirklichen Gefahren des Lebens hatte. Der schon beinahe einem Urantereo zum Opfer gefallen wäre.
    Eri wünschte sich, er wäre bereits in seinem Schlafnetz und könnte ruhen, einen ganzen Korallenring lang, und jemand würde ihn füttern und seinen gequälten Magen beruhigen. Doch zuvor musste er zum Palast schwimmen, und dabei auch noch Haltung bewahren. Es mochte so sein, dass er als Prinz zweiten Ranges in den Augen seines Vaters nicht viel galt, aber vor dem Volk gehörte er zur königlichen Familie und durfte sich keine Blöße geben.
    Also dann .
    Er öffnete die Augen, stieß sich ab und machte sich auf den Weg.

    Bereits bei der ersten unsichtbaren Grenze wurde er entdeckt. Natürlich, niemand konnte in das Reich der Darystis unbemerkt eindringen. Eri achtete nur nie darauf, weil er hier zu Hause und keinen Beschränkungen unterworfen war. Doch die Wächter waren überall, auch wenn man sie nicht sah.
    Unfälle wie damals der von Mhurin ereigneten sich äußerst selten, und es würde ewig ein Rätsel bleiben, wie es möglich gewesen war, dass ein Räuber unbemerkt so tief in die Stadt hatte vordringen können. Doch seither waren die Wachen verstärkt worden, und es war nie wieder geschehen.
    »Prinz!«
    Der Ruf schmerzte in Eris Ohren, die nach seinem Aufenthalt in der Stillen Tiefe an solche weithin schallenden, lauten Geräusche nicht mehr gewöhnt waren. Er brauchte sogar Zeit, um das Wort überhaupt zu verstehen.
    Geror schwamm auf ihn zu, und ehe Eri sich versah, packte der ihn und umarmte ihn zitternd. »Prinz Erenwin, bei Lúvenor und den Seedrachen, du bist am Leben und zurück!«
    »Ist schon gut, Geror, mir ist nichts passiert«, erwiderte Eri verlegen. Der Klang seiner Stimme kam ihm seltsam vor. »Wie lange war ich denn weg?«
    »Vier Dämmerungszyklen«, antwortete Geror, musterte Eri genau von oben bis unten und drückte dessen Schultern. »Bei der fauligen Tanghexe, ich wollte einfach nicht glauben, dass du tot bist. Ich habe fast die ganze Zeit hier nach dir Ausschau gehalten. Was ist denn nur geschehen?«
    »Ich bin in die Tiefe gefallen. In den Abgrund. Ich musste erst aus der Finsternis zurückfinden.« Eri legte die Hand an seinen Bauch. »Vier Dämmerungszyklen? Kein Wunder, dass ich Hunger habe.«
    »Komm jetzt. Ich bringe dich zu Luri, und dann verkünde ich deinen Eltern die frohe Botschaft!«
    Eri fragte nicht, ob seine Eltern ihn vermisst hatten, weil ihm die Antwort vermutlich nur wehgetan hätte. Er fragte auch nicht, warum Geror noch am Leben war; wäre Lurion verschollen gegangen, hätte Ragdur nicht lange gefackelt, ihn schuldig gesprochen und enthauptet. »Wie geht es Luri?«
    »Wie schon, wenn ihr geliebter Bruder als tot gilt«, brummte Geror. »Sie weint sich die ganze Zeit die Augen aus, das Wasser schmeckt schon bis in die Schwimmergründe danach.«
    Sie schwammen auf den Palast zu, doch so leicht kam Eri nicht durch die Straßen. Die Nachricht seiner Rückkehr hatte sich schneller verbreitet als ein abgeschossener Pfeil. Von allen Seiten kamen sie auf ihn zu, seine Freunde, die Kinder, denen er ab und zu Geschichten erzählte, und viele vom Volk, die er nicht kannte. Sie begrüßten ihn wie einen Helden, berührten ihn, als wollten sie sich vergewissern, dass er es auch wirklich war. Es war einerseits angenehm, so viel Beachtung zu finden, andererseits machte er sich Sorgen, dass sein kostbarer Fund entdeckt würde. Einmal tastete Eri verstohlen nach der schwarzen Perle, doch sie war gut verborgen und sicher.
    Schließlich kam auch Luri angeschwommen. Zuerst umarmte sie ihn, dann schlug sie ihm mit der flachen Hand ins Gesicht, dass er Funken vor den Augen davonstieben sah, und brüllte ihn an, was ihm denn einfiele, ihr solchen Kummer zu bereiten. Zuletzt umarmte sie ihn erneut. Eri hielt sie fest, glücklich, seine Schwester zu fühlen und am Leben zu sein.
    »Muss ich gleich zu den Eltern?«, fragte er Luri.
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie meinten, du solltest dich zuerst erholen«, antwortete sie. »Das bedeutet: Sie wollen dich nicht abgerissen und womöglich verletzt empfangen, schließlich kehrst du nicht von einer siegreichen Schlacht heim. Ich kenne allerdings die Wahrheit von Geror und weiß, dass es doch so ist. Die Sache mit dem Urantereo hat

Weitere Kostenlose Bücher