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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Händler hob die Schultern. Warte nicht zu lange, ich werde schließlich nicht jünger! Um nicht zu sagen: alt. Ich nähere mich der Fünfzehnhundert, und das ist für meine Art schon so ziemlich das Ende. Achtzig Jahre noch, oder neunzig. Da fängst du gerade erst an zu leben … und hast noch ein paar Tausend Jahre vor dir. Jahre … wie Korallenringe, verstehst du?
    Ja.
    So, mein Lieber, meine Zeit hier unten geht vorerst zu Ende. Mein nichtsnutziger Helfer hat keine Waren mehr, und uns geht die Luft aus. War schön, mit dir geplaudert zu haben, ich freue mich immer darauf. Wir gehen jetzt nach oben und holen Nachschub. Vielleicht sehen wir uns später noch einmal, ansonsten wünsche ich dir und deiner Schwester alles Gute, und … achte auf deine Gefühle.
    Ob er damit auch die Stimmen meinte, die Eri seit seinem Ausflug in die Tiefe hörte? Das brachte ihn auf einen anderen Gedanken.
    Eine Frage noch, Hallog.
    Nur zu, aber nicht zu lange. Hallog ließ eine große Luftblase aus dem Mund entweichen. Wahrscheinlich litt er weniger an Luftmangel als am Entzug seiner Pfeife.
    Gibt es bei euch dort oben so etwas wie schwarze Perlen?
    Was? Wie kommst du darauf?
    Schlagartig trat in Hallogs Augen ein lauernder Ausdruck, und das typische Glitzern der Gier. Eri musste jetzt sehr vorsichtig sein.
    Existieren Geschichten darüber?
    Ich frage dich noch mal: Wie kommst du darauf?
    Obwohl er Hallog vertraute, wollte er ihm nicht die Wahrheit sagen. Er achtete auf seine Gefühle, ganz wie der Händler ihm geraten hatte, und bewahrte das Geheimnis für sich. 
    Es ist wieder so eine Geschichte … 
    Das war unverfänglich. Eri löcherte Hallog schon seit mehreren Märkten wegen der Geschichten Turéors, und lauschte den Berichten von der anderen Welt dort oben, dem Land, das für ihn so weit weg und unvorstellbar fremd war.
    Du musst mir deinen Onkel mal vorstellen, Eri, das scheint ja ein ganz merkwürdiger Kauz zu sein.
    Merkwürdig … ein bisschen, ja. Eri konnte sich denken, was Hallog mit »Kauz« ausdrücken wollte. Aber er kommt nicht auf den Markt hierher, er scheut die Menge und Öffentlichkeit.
    Und er hat von einer schwarzen Perle erzählt?
    Nicht nur einer. Er sagte, es gibt schwarze Perlen, aber sie sind sehr selten, und … ich wollte nur wissen, was dir darüber bekannt ist. Sind sie magisch oder so? Oder einfach nur sehr wertvoll, wie Gold?
    Mhm. Wer weiß? Hallogs Miene war jetzt undurchdringlich. Ich hab nie eine schwarze Perle gesehen oder von jemandem gehört, der damit handeln würde. Manchmal kommt sie in Märchen vor, du weißt schon, wie die Blaue Rose auch. Ich denke, sie ist nur eine Erfindung. Ich kenne weiße und rosafarbene, gelbe und blaugrüne Perlen. Bei der Kehrseite meiner Frau, viele wurden von euch gesammelt! Es gibt ganze Märkte nur für Perlen. Sie werden zu Halsketten und Armbändern, Ringen und Ohrgehängen verarbeitet. Aber noch nie war eine schwarze dabei. Wahrscheinlich würde sie sowieso nur Unglück bringen. Du solltest nicht alles ernst nehmen, was dein Onkel dir erzählt, Prinz. Und jetzt muss ich wirklich nach oben. Wir sehen uns.
    Hallog löste die Hand von Eri, schwamm zurück zu der Tauchglocke, wo der Mensch schon auf ihn wartete, und kurz darauf wurde das ungewöhnliche Konstrukt wieder nach oben gezogen.

    Eri machte sich auf die Suche nach seiner Schwester, doch es war nicht leicht, sich in diesem dichten Gewirr überhaupt zurechtzufinden. Und noch schwieriger, den von überall auf ihn einprasselnden Angeboten zu entkommen. So viele Dinge, deren Namen der junge Prinz nicht einmal kannte, und wozu sie gut sein sollten, mochte er kaum glauben.
    Beinahe stieß er mit einer jungen Nices zusammen, die ihn schelmisch aus großen dunklen Augen anzwinkerte. Augen, deren Wimpern so lang und fein waren wie Tangfäden. Ihre unverhüllten Brüste stachen blank und seidig aus dem von feinen Schleiern bedeckten Schuppenkörper hervor, und Eri fühlte, wie sein Blut in Wallung geriet und nicht wusste, wo es zuerst hinschießen sollte. In den Kopf aus Verlegenheit, oder tiefer, sehr viel tiefer … So freizügig, mit nur wenigen Schleiern und Schmuck bekleidet, zeigte sich kein Nauraka in der Öffentlichkeit. Aber die Fischschwänzigen waren allgemein für ihre Hemmungslosigkeit bekannt. Sie scheuten auch nicht davor zurück, ab und zu Landgänger aus Booten zu sich hinabzuziehen und zu verspeisen. So wollte es zumindest die Mär wissen.
    »Hochwohlgeboren«, sagte die Nices mit hoch

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