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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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mit Rat und Tat.«
    Nach dem Mahl zogen sie weiter durch die seichte See. Das Wasser wurde wärmer, und die Sonne drang fast bis zu ihnen durch.
    »Haben deine Eltern dich geliebt?«, fragte Eri, als sie nebeneinander durch die Fluten zogen.
    »Ich habe nie darüber nachgedacht«, gestand Janwe überrascht. »Warum fragst du das?«
    »Weil das vielleicht der Grund unseres Dahinschwindens ist«, sagte Eri nachdenklich. »Wir haben die Liebe verloren.«
    »Wir haben etwas verloren, das sehr viel wichtiger ist«, mischte sich Turéor ein, der seinen Seeschwärmer an Eris andere Seite lenkte. »Das, was am Ende übrig bleibt.«
    »Hoffnung?«, fragte Luri.
    »Glaube?«, überlegte Janwe.
    »Beides ist nicht das Ende«, erwiderte Turéor, »sondern der Beginn.«
    »Los, sag es schon!«, drängte Eri.
    »Ich kann nichts sehen in der Dunkelheit«, murmelte der alte Nauraka. »Das Schwert ist nicht mehr scharf genug.« Sein Seeschwärmer driftete ab, und Eri sah, wie Jemuma eine Hand auf Turéors Schulter legte und beruhigend auf ihn einredete.
    »Er ist ein sehr weiser alter Mann, und ich bin ein junger Unwissender, dass ich ihn nicht verstehe«, äußerte Janwe verwirrt.
    »Das tut niemand«, meinte Luri und trieb ihren Seeschwärmer an.

    Kurz vor dem Mittlicht wurde das Gewässer wieder tiefer und die Grenze zwischen Grün und Blau wurde deutlich erkennbar. Der Grund war immer noch sichtbar, doch nun größtenteils von Tang und Algen verschleiert, und dazwischen lagen große, merkwürdige Gebilde … »Was ist das?«, fragte Eri und deutete hinunter.
    »Gesunkene Schiffe«, antwortete Janwe. »Von Seevölkern und Menschen, mit denen sie das Meer bereisen. Manche wurden im Kampf versenkt, andere gingen im Sturm unter. Würden wir uns nämlich nach rechts halten, kämen wir in unruhiges Gewässer, kurz vor dem Land, dort geschehen häufig Unglücke oder kriegerische Auseinandersetzungen. Diese Wracks sind eine wichtige Wegmarkierung, sie bedeuten, dass wir nicht mehr weit von meiner Heimat entfernt sind.«
    »Schiffe«, murmelte Eri staunend und lenkte Dullo abwärts. Er hatte bisher die Händlerboote immer nur von unten gesehen, aber die waren nicht so groß gewesen wie diese Gebilde hier auf dem Grund, aus Holz und Metall. Eri wusste von Bäumen, und was man mit ihrem Holz anstellte, aber er berührte es hier zum ersten Mal. Das faszinierte ihn. Als er die Splitter eines zerklüfteten Loches abtastete, zog er sich einen Schnitt am Finger zu und betrachtete verdutzt die kleine Wunde. »Holz ist scharf?« 
    »Man macht auch Waffen daraus, Erenwin.«
    »Also ganz ähnlich wie Korallen …« Eri sah, dass die Schiffe innen ganz hohl waren, mit Öffnungen und merkwürdigen Stabaufbauten. 
    »Masten auf dem Deck«, rief Janwe lachend zu ihm herunter, als er sich verwundert darüber äußerte. 
    »Kannst du mir mehr dazu erzählen?«
    »Sicher, gern, wir sind noch lange genug unterwegs.«
    Viele Tiere fühlten sich in den Wracks wohl, und Dullo schwang eilig zur Seite, als aus einem Loch ein langer, dicker Krakententakel hangelte. Plötzlich wibbelte und wuselte es nur so, und Eri trieb seinen Fisch eilig zurück zu den anderen.
    »Das ist unheimlich!«
    »Ja, viele haben schon ihr Leben verloren, die nach Schätzen tauchten«, stimmte Janwe zu. »Die Leichen der Ertrunkenen liegen auch noch dort, und so mancher Fluch sucht seither die Neugierigen heim. Es gibt viele Geschichten, die sich die Landgänger gern erzählen.«
    Eri warf einen schaudernden Blick zurück. »Und kommen wir auch darin vor?«
    »Nicht in diesen, Erenwin. Nur noch in Legenden, und vielleicht auch, wenn man über den König von Ardig Hall spricht. Viele dort oben glauben, dass es außer ihm keine Nauraka mehr gibt.«
    »Aber wir treiben doch Handel mit ihnen!«, rief Luri dazwischen.
    Janwe wiegte den Kopf. »Das ist nicht allgemein bekannt. Das Land dort oben ist groß, die Wege weit, und viele Völker herrschen über Reiche, auf deren Grenzen sie eifersüchtig achten. Da geht unterwegs viel verloren, anderes wird dazu gedichtet …«
    Eri überlegte, dann stellte er doch die Frage: »Warst du schon mal an Land?«
    »Ja«, antwortete Janwe überraschend. »Deswegen weiß ich so viel über Schiffe und dergleichen. Als ich noch ein Kind war, geriet ich in ein Fischernetz. Aber ich blieb nicht lange.«
    »Davon musst du mir mehr erzählen«, forderte Luri ihn aufgeregt auf.
    »Darüber spreche ich nicht gerne«, wich er aus. »Ich verdränge die

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