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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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Bootshaus und kam nach einer
Weile in Zivil wieder heraus. Er hatte sich umgezogen. Dann schraubte er von
seinem BMW die Kennzeichen ab, brachte neue an
und warf die alten Schilder in hohem Bogen in den See. Aus seinem Kofferraum
nahm er einen Benzinkanister, holte seine Uniform aus dem Bootshaus und trug
sie und den Kanister hinter das Bootshaus. Gleich darauf stieg eine schwarze
Rauchwolke auf. Als der Rauch verschwunden war, fuhr der Mann in Richtung
Einsiedl davon.
    Auch als der BMW schon längst nicht
mehr zu sehen war, zitterte Strasser noch am ganzen Leib. Verängstigt ging er
hinter das Bootshaus. Es war nicht alles verbrannt. Er konnte die verkohlten
Reste einer SS -Uniform mit SS -Runen erkennen und den Totenschädel mit den
gekreuzten Knochen auf der halb verbrannten Mütze.
    »De Rosi hat genauso lang glebt, wia des Tausendjährige Reich dauert
hat: zwölf Jahr«, fügt Strasser hinzu und senkt traurig den Kopf. »Ja, so
geht’s.«
    »Was war das denn für ein BMW ?«
    »Mei, des woaß i nimma.«
    »Ist dir an diesem Wagen etwas aufgefallen?«
    »Aufgfoin is mia, dass i so a Auto hia no nia gesehng hab.«
    »Was war denn so Besonderes daran?«
    »Dea hat so a Farb ghabt. I glaub so was mit Rot.«
    In Gropper keimt ein Verdacht auf. Er holt Krügers Kfz-Papiere
heraus und zeigt sie Strasser.
    »War das so ein BMW ? Rot mit schwarzem
Dach?«
    Strasser denkt angestrengt nach. »Ja«, sagt er schließlich. »I glaub
scho. I bin mia fast gwieß.«
    Gropper überlegt einen Moment, dann zeigt er Strasser Krügers
Ausweis. »Könnte das der SS -Mann gewesen sein?«
    Strasser nimmt den Ausweis in die Hand und schaut auf das Foto, dann
nickt er. »Ja, der war’s.«
    »Bist du sicher?«
    »Ganz gwieß.«
    »Hast du sein Gesicht gesehen?«
    »Freili. Ganz genau.«
    Strasser kann seinen Blick immer noch nicht vom Foto lösen. »Ja, so
hat ea ausgschaut. Des is gwieß.« Mit zitternder Hand gibt er Gropper den
Ausweis zurück. »Wea is denn diesa Krüger?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Un warum hat ea de Rosi umbracht?«
    »Auch das weiß ich noch nicht. Hast du damals der Polizei gemeldet,
was du gesehen hast?«
    »Na, nia net.«
    »Warum nicht?«
    »I hab mi net traut. Aus Angst voa de Nazis. Sonst wär i no
erschossn woan, wenn i den SS -Lackl verratn
hätt.«
    »Aber es gibt doch keine Nazis mehr.«
    »Des sagst du. Des woaß i anders.«
    »Keiner hätte dich erschossen, wenn du das gemeldet hättest.«
    »Die laufn doch no überall rum. De ham mi scho mal verhaft un eigsperrt.
Des vergieß i net.«
    »Warum haben sie dich eingesperrt?«
    »Weil i net richti grüaßt hab im Drittn Reich. Eigsperrt, weil i
anstatt ›Heil Hitler‹ gsagt hab: ›Drei Liter‹. Nua so zum Spaß. Aber de Deppen
warn ja so was von ohne Humor. De ham ja koan Spaß vastandn.« Er schüttelt
erbost den Kopf. »Gschichten san des. Gschichten. Ja, so geht’s.«
    »Und den Feigels hast du auch nicht gesagt, dass du gesehen hast,
wie die Rosi umgebracht worden ist?«
    »Na, nia net.«
    »Warum nicht?«
    »I hab mi net traut. I wollt denen des net antun.«
    Das kann Gropper gut verstehen.
    Mit einem Mal hören sie Schüsse im Wald, ganz in ihrer Nähe. Gropper
schreckt zusammen.
    »Net schlimm. De schiaßn bloß wiada Wildsauen«, erklärt Strasser.
»Selbstversorga.«
    »Wer schießt da?«
    »Leit von dea Gegend.«
    »Es haben doch alle ihre Waffen abliefern müssen.«
    Strasser lacht kurz und trocken: »Koana hat was abgebn. Alle hams
iha Zeig bhaltn.«
    Als Gropper weiter in Richtung Einsiedl fährt, überlegt er hin
und her. Eigentlich müsste er jetzt zurück zu Kreszenz und einfach nur bei ihr
sein. Vielleicht muss sie sich aussprechen, reden. Er könnte ihr zuhören. Das
täte ihr sicher gut. Vielleicht aber will sie jetzt allein sein. Will keinen um
sich haben. Oder Xaver ist inzwischen aus dem Wald zurückgekehrt. Dann wäre ihr
Mann bei ihr und könnte sie trösten. Auch Xaver hat er seit acht Jahren nicht mehr
gesehen. Wer weiß, wie sie nach all den Jahren zueinander stehen. Es könnte
sein, dass sie sich inzwischen entfremdet haben. Da würde er als quasi Fremder
die beiden in ihrer Trauer nur stören.
    Von all dem abgesehen, muss Gropper jetzt erst mal für ein paar
Stunden allein sein. Er muss das Karussell in seinem Kopf, das sich seit seiner
Ankunft immer schneller und schneller dreht, abbremsen, zum Stillstand bringen.
Er muss zur Ruhe kommen, den Kopf durchlüften, seine Gedanken sortieren. Das
gelingt ihm am

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