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Nea - James erzaehlt –

Nea - James erzaehlt –

Titel: Nea - James erzaehlt – Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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sich umdrehte, wischte sie sich schnell mit dem Ärmel ihrer Kochjacke durchs Gesicht. „Gut, dass ich Zitronensaft und Sodawasser hab, nicht wahr?“ Sie griff nach Peters Handgelenk und zog ihn hinter sich her. „Wolltest du nicht meine Backkünste loben?“

    „Darf ich dich etwas fragen, James?“
    Peter und ich saßen im knöchelhohen Gras an der Längsseite des Nea, wo wir die Landschaft von Derbyshire am besten überblicken konnten. Es war windstill und für Englands Verhältnisse erstaunlich sonnig – so sonnig, dass man es fast als warm bezeichnen konnte.
    „Das fragst du jedes Mal, bevor du mich etwas fragen willst, Peter. Ich glaube, mittlerweile darfst du mich einfach etwas fragen, ohne mich vorher zu fragen, ob du mich etwas fragen darfst.“
    Peter sah mich nicht an, sondern nippte vorsichtig an dem riesigen Kaffee, den Juna ihm und mir mit auf den Weg gegeben hatte, bevor sie uns unter dem Vorwand, noch jede Menge vorbereiten zu müssen, aus ihrer Küche geworfen hatte. Ich war mir sicher, dass sie vor allem die Stille brauchte, um die Neuigkeiten über Linnea und Mike zu bewältigen. Vermutlich würde sie mit ihrem Mann telefonieren; sie hatte mir vor Kurzem erst verraten, dass kein Tag verging, an dem sie nicht mindestens einmal mit ihm sprach – egal, wie weit sie manchmal beruflich voneinander getrennt waren.
    „Letztens, im Wald-“ Peter brach ab und rupfte einige Grashalme aus der Erde.
    „Hör’ auf, die Vegetation hier zu schänden und frag’ einfach!“, lachte ich.
    Kurz schien Peter mit sich zu ringen, doch dann nahm er all seinen Mut zusammen. „Hattest du vorher schon einmal etwas mit einem Mann?“
    „Und ich dachte, nach deinem dramatischen Aufbau kommt da etwas Schlimmeres“, erwiderte ich amüsiert.
    Peter steckte sich mit einem gequälten Lächeln einen Grashalm in den Mundwinkel und starrte in die Ferne. Bei dieser Gelegenheit fiel mir auf, dass ich ihn mittlerweile relativ gut lesen konnte; sein leicht schiefes Lächeln war oft wortlose Zustimmung und die Hoffnung, dass sein Gesprächspartner vielleicht endlich auf seine Frage eingehen würde. Vollkommen würde er seine Scheu, die man auf den ersten Blick leicht mit Schüchternheit verwechseln konnte, wohl nie ablegen können – aber sie war zweifellos Teil seiner Persönlichkeit und seines nicht zu leugnenden Charmes.
    Also antwortete ich so knapp und zutreffend wie möglich: „Nein, hatte ich nicht.“
    Sofort wandte Peter mir wieder seinen Kopf zu. Er war aufmerksam und eindeutig gespannt, was kommen würde.
    „Ich meine, natürlich habe ich mir mittlerweile schon ein paar Mal eine Sub mit einem Kerl oder sogar mehreren geteilt“, fuhr ich fort, „aber wirklich Sex mit einem anderen Mann hatte ich noch nie.“ Auf einmal musste ich lachen. „Ich bin furchtbar!“
    „Wieso?“, fragte Peter.
    „Weil ich fast vergessen habe, dass ich erst vor ein paar Tagen zusammen mit Leiko für eine Session in Ripley war – es war eine Session mit einem Mann.“
    Interessiert hob Peter die Augenbrauen. „Ich höre.“
    „Vor allem habe ich ihn mit ihr dominiert, er steht hauptsächlich auf Schmerzen, doch am Ende gab’s einen Blowjob für mich. Ich weiß nicht, ob das wirklich zählt.“
    „Ich finde schon“, sagte Peter. „Aber abgesehen von der Zeit im Nea hattest du noch nie Sex mit einem anderen Typen?“
    „Nein“, antwortete ich. „Warum fragst du?“
    Anstatt zu antworten, wollte Peter wissen: „Wie war es denn? Im Wald, meine ich.“
    „Es war gut“, entgegnete ich. „Sorry, abgesehen davon weiß ich nicht so recht, was ich dazu sagen soll – eine etwas unbefriedigende Antwort, nicht wahr?“
    Wieder reagierte Peter nicht, sondern fragte sofort nach: „Warum hast du dich eigentlich für den Kerl entschieden? Deine Devote war doch so süß.“
    Kurz dachte ich nach. Mit einem großen Schluck leerte ich meinen Kaffee und stellte den Becher neben mich, dann ließ ich mich auf den Rücken ins Gras sinken. Die Spitzen der Halme kitzelten an meinem Nacken; der Himmel über mir sah aus dieser Position endlos aus.
    „Zugegeben: Das habe ich mich auch gefragt.“ Mittlerweile war ich mir sicher, dass es teilweise damit zu tun hatte, dass ich meine latenten Aggressionen gegen Sophies Spion Daniel ausleben wollte und mir dafür ein männlicher Sub gerade gelegen kam. Doch ich wollte Peter immer noch nicht mit meiner kleinen, verbotenen Geschichte belasten, immerhin hatte er mit seiner eigenen Entwicklung

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