Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
durchstanzen. Die zweite Rakete flog genau durch dieses Loch hinein und brannte ihn aus. Die verzogene Panzerschale, das Einzige, was von dieser Prador-Drohne übrig war, sank in einem Bogen zum Meer hinunter. Während noch Brände in ihr tobten, glitt sie einen Augenblick lang auf superheißem Dampf dahin, um schließlich unterzugehen.
»Idiot«, sagte Sniper, und verfolgte, wie der Lichtschein in der Tiefe versank.
Die Schreie klangen fürchterlich, und Erlin war froh, dass sie in der Ferne verhallten. Falls der Skinner auf sie zugekommen wäre, wusste sie nicht recht, was sie getan hätte – außer zu sterben.
»Denkst du, das war es?«, fragte sie. »Denkst du, sie haben ihn vergiftet?«
»Wenn ich es wusste, wüsstest du es auch«, antwortete Anne.
Erlin schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die anstehende Arbeit.
Pland wurde damit fertig, ein Stück Birnstockholz neben ihr in den Boden zu hämmern, und Erlin hängte nun den vorbereiteten Tropf daran und drehte den Plastikhahn auf. Als Nächstes drückte sie ein weiteres Pflaster mit Beruhigungsmittel auf Forlams Oberarm. Der am Boden liegende Seemann war völlig bewusstlos, und sie wollte, dass er es auch blieb – zunächst jedenfalls. Sie packte seinen Unterkiefer mit dem Daumen und klappte ihn auf. Forlams Zunge hatte sich in das Saugmaul eines Egels verwandelt, lag zurzeit jedoch schlaff hinter den Zähnen. Erlin nahm den eigenen Handrücken und das Loch darin in Augenschein, wo ein Fleischring sauber herausgeschnitten worden war. Forlams Zunge hatte das getan, als Erlin zuletzt seinen Mund öffnete, während er noch bei Bewusstsein war. Danach hatte er sich ausgiebig entschuldigt.
»Braucht ’ne Menge Kuppelnahrung«, fand Pland und blickte in die Richtung, in die die anderen verschwunden waren.
»Das ist mir klar«, sagte Erlin, »aber derzeit haben wir keine hier, außer ein paar Nahrungsergänzungen.«
»Auf der Treader finden wir sie reichlich«, sagte Anne. »Vielleicht sollte ich mich zurückschleichen und was holen.«
Erlin warf einen Blick auf Forlam und dann wieder auf Anne.
»Er braucht wirklich Kuppelnahrung. Schaffst du das, ohne dich selbst um Kopf und Kragen zu bringen?«
Anne bedachte sie mit einem mitleidigen Blick und stand auf.
In exakt diesem Augenblick traten drei Gestalten in ihr Blickfeld. Alle drei trugen schwarze Krabbenpanzerung. Alle drei waren bewaffnet.
»Scheiße«, sagte Pland und griff nach dem Laser in seinem Gürtel.
Er hatte gerade den Griff gepackt, da wurde ein Geräusch vernehmbar, als schlüge jemand mit einem Hammer auf einen Apfel; Pland flog rückwärts durch die Luft, landete auf dem Rücken und rutschte über den Boden. Rauchwölkchen stiegen aus seiner Brust auf. Er hatte gerade noch Zeit, den Kopf zu heben und die Angreifer anzublinzeln, da zerriss auch schon eine dumpfe Explosion seinen Rumpf zu einem expandierenden Feuerball. In einer Detonation von Fleischfetzen und Blut flog sein Kopf in eine Richtung davon, Arme und Beine in diverse andere.
»Niemand muckst sich!«, schrie die Gestalt, die geschossen hatte.
Anne machte Anstalten, ihre Automatik zu ziehen, aber Erlin packte sie rasch am Arm.
»Tu’s nicht!«, warnte sie sie. »Deine Kugeln werden diese Panzerungen nicht durchschlagen.«
Anne schien gewillt, sie zu ignorieren, und Erlin wusste, dass sie sie nicht würde zurückhalten können. Anne drehte sich zu den dampfenden Überresten ihres Schiffskameraden um und machte einen Augenblick lang ein verdutztes Gesicht. Erlin hatte solche Mienen schon früher gesehen; da der Tod unter Hoopern so selten eintrat, fiel es ihnen schwer, ihn zu akzeptieren. Langsam wich der Ausdruck der Verwirrung einer Miene, die resignierten Zorn verriet.
Anne wandte sich wieder den drei näher kommenden Gestalten zu, wobei sie langsam die Hand von der Waffe nahm. »Ich hoffe, dass ich das nicht noch bedauern werde«, sagte sie.
»Ich ebenfalls«, sagte Erlin.
Die Vorderste der drei Gestalten setzte den Helm ab und blickte mit irrem Ausdruck von Anne zu Erlin.
Hier stehen wir etwas Entsetzlichem gegenüber, dachte Erlin sofort.
»Was habt ihr mit meinem Jay gemacht?«, wollte die Frau wissen.
Aha, das ist also Rebecca Frisk, folgerte Erlin. Auf den ersten Blick schien sie eine attraktive junge Frau, aber es wurde doch deutlich, dass es sich dabei nur um Politur über etwas Altem und Scheußlichem handelte. Erlin blieb still.
Frisk wandte sich von ihnen ab und betrachtete mit
Weitere Kostenlose Bücher