Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
Siegchancen?«
»Du hast doch gehört, wie die Wetten stehen.« Janer sah die beiden Hornissen in ihrem Kasten finster an und widmete sich dann wieder dem Kampf. Domby – nach Janers Vermutung der Kämpfer mit mehr Blutegelnarben – war mit einem langen Krummdolch in jeder Hand in den Ring getreten. Forlam trat ihm nun gegenüber. Seine Waffen waren ein Stilett und etwas, was nach einem Eispickel aussah. Sobald die Kampfer einander gegenüberstanden, läutete jemand eine dumpf klingende Glocke. Das Gebrüll ringsherum wurde sofort lauter, während die Kämpfer einander nun umkreisten und Scheinangriffe vortrugen. Domby landete zuerst einen Treffer. Er öffnete Forlams Arm bis auf den Knochen, und einen Moment lang spritzte Blut hervor, ehe es abrupt versiegte. Forlam wich erst zurück und sprang wieder vor, um Domby das Stilett in den Bauch zu rammen. Domby seinerseits schnitt Forlams Ohr ab, so dass es nur noch an einem Faden hing. Forlam landete nun einen niedrigen Treffer, der Dombys Hodensack entzweischnitt. Fünf oder sechs weitere Angriffe folgten, ehe sich die beiden trennten und von neuem umkreisten. Janer war schlecht, während er mit offenem Mund dastand und zusah, wie Forlam verärgert den Kopf schüttelte und das Ohr mit dem Unterarm wieder andrückte. Als der Hooper den Arm herunternahm, saß das Ohr erneut fest, wenn auch ein bisschen schief. Auf der anderen Seite der staubigen Arena hatte sich die Zuschauermenge rings um einen Außerplanetarischen getrennt, der auf den Boden kotzte. Janer war ein wenig härter. Er hatte schon einige schlimme Dinge gesehen, obwohl das hier …
Domby und Forlam gingen wieder aufeinander los. Überall war Blut auf dem Boden, obschon nicht viel, weil die Wunden immer nur kurz bluteten. Janer bemerkte, dass sich der Schnitt an Forlams Arm fast geschlossen hatte und auch Dombys Hodensack wieder intakt war.
»Aufschlussreich, nicht wahr?«, sagte jemand direkt neben Janer, und er glaubte zuerst, die Stimme der Schwarmintelligenz zu hören, bis er sich umdrehte und Keech an seiner Seite erblickte. Erfreut stellte er fest, dass die Menschen, die sich vorher für ihn interessiert hatten, als er die Brieftasche öffnete, nun nirgendwo mehr zu sehen waren. Die Menge hatte sich rings um Keech geteilt wie um den kotzenden Mann.
»So könnte man es ausdrücken«, sagte Janer. »Hat Erlin ihren Kapitän inzwischen gefunden?«
»Er ist nicht hier, aber sie versucht immer noch, in Erfahrung zu bringen, wohin er sich gewandt hat«, antwortete der Reifi. Er deutete mit dem Kopf auf den Kampf, als einer der Widersacher dem anderen erneut eine scheußliche Verletzung zufügte – die dieser ignorierte. »Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was diese Leute auf anderen Welten anrichten könnten, falls sie das wollten«, sagte er.
»Das wollen sie aber nicht«, erwiderte Janer.
»Nein, die meisten wollen es nicht.«
Der Kampf brauchte eine Stunde, um den Höhepunkt zu erreichen. Bis dahin hatten sich überall auf der Erde Blutpfützen gebildet, und Forlam stand kurz vor einer Vaso. Janer sah den Angriff gar nicht, der den Kampf beendete. Forlam hatte sich so gedreht, dass er Domby verdeckte. Das Gebrüll der Menge warnte Janer, ehe sich Forlam umdrehte und die Waffen fallen ließ, um zu verhindern, dass ihm die Eingeweide hervorquollen.
»Ich denke, ich habe etwas Geld gewonnen«, sagte Janer, als die Menge nun schrie: »Voll! Voll!«
»Was heißt das?«, fragte Janer.
Die Schwarmintelligenz war es, die ihm antwortete. »Es heißt volle Entleibung, obwohl ich das für eine unzutreffende Bezeichnung halte. Nach den Regeln für Kämpfe dieser Art muss man nur eine Darmschleife deutlich sehen können«, sagte sie.
»Was?«, fragte Janer, der nicht ganz verstand, was ihm da gesagt wurde.
Domby setzte Forlam weiter nach, und Janer fand rasch heraus, was genau die Intelligenz gemeint hatte. Beinahe verlor er das Bier und die Sandwiches, die er ein paar Stunden zuvor genossen hatte. Es lag nicht so sehr am Anblick, als vielmehr dem Gestank. Als er schließlich überzeugt war, die Übelkeit zu beherrschen, hängte sich die Menge schon an die verschiedenen Leute, die Wetten angenommen hatten. Keech musterte ihn gelassen.
»Beeilen Sie sich lieber, falls Sie Ihren Gewinn eintreiben möchten«, schlug der Reifi vor.
Janer nickte, sah sich nach dem Buchmacher um, entdeckte ihn bei einer kleinen Gruppe von Gewinnern und hielt den Wettschein fest im Griff, während er
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