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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Miene, aber dieser Ausdruck änderte sich schnell, als Erlin sich zum Gehen wandte. Er packte sie am Arm, und sie drehte sich zu ihm um.
    »Einhundertfünfundzwanzig, und Sie dürfen niemandem erzählen, wie Sie mich ausgeraubt haben!«
    »Einverstanden«, sagte Erlin lächelnd.
    Janer öffnete seine Brieftasche, aber ehe er Geld herausnehmen konnte, legte Keech die knochige Hand darauf. »Sie haben versäumt, die benötigten Energiezellen zu erwähnen. Sind die in Ihrem Preis enthalten?«, wollte er wissen.
    »Sie sind allesamt Diebe!«, schrie der Ladenbesitzer.
    Keech wich zurück und überließ Erlin die Verhandlungen.
    Nachdem er die Kabinentür fest geschlossen hatte, setzte sich Ambel aufs Bett und starrte auf die Seekiste, das Köderfleisch wie ein blutiges Taschentuch in der rechten Hand. Er legte den Kopf auf die Seite, als lauschte er nach etwas, und schüttelte ihn dann verärgert, ehe er plötzlich aufstand, durch die Kabine ging und vor der Kiste stehen blieb. Mit der freien Hand öffnete er den Deckel und holte einen rechteckigen Kasten hervor, der einen Meter in der Lange maß und ein Drittel davon in Breite und Höhe. Er stellte ihn auf den Tisch und zog einen Schlüssel aus der Hemdtasche. Als er den Kasten aufgeschlossen hatte, steckte er den Schlüssel in die Tasche zurück und trat einen kurzen Schritt zurück, ehe er den Deckel aufklappte. Das Ding darin sprang nicht heraus, obwohl es Anzeichen von Bewegung zeigte.
    Es war blau und füllte den Kasten aus. Es war ein Kopf. Einst war es ein Menschenkopf gewesen, aber jetzt war er so entsetzlich in die Länge gezogen und verzerrt, dass man ihn nur noch schwer als solchen erkennen konnte. Inzwischen ähnelte er mehr dem Kopf einer Mischung aus Pavian und Warzenschwein. Ambel stand da und sah das Ding finster an, während es sich in dem Kasten hin und her schob; eines seiner irren schwarzen Augen ging auf und erwiderte Ambels Blick. Es war immer noch lebendig, und Ambel wusste nicht recht, ob er gut beraten war, wenn er es dabei beließ. Dass die Historikerin Olian Tay ihm ein Vermögen dafür geboten hatte, das war für ihn inzwischen nebensächlich – er bewahrte den Kopf nicht für sie auf. Vielleicht tat er es aus Sadismus. Niemand konnte mehr Strafe verdient haben als dieses … Individuum. Ambel warf das Stück Fleisch in den Kasten und knallte den Deckel zu. Wenn er das nächste Mal nachschaute, so viel war ihm klar, würde das Fleisch verschwunden sein, da sich der Skinner hartnäckig ans Leben klammerte. Nachdem er sich die Hand abgewischt hatte, verschloss Ambel den Kasten und stellte ihn in die Seekiste zurück, ehe er auch deren Deckel zuknallte und abschloss. Rasch verließ er die Kabine, wie jemand, der froh war, eine unangenehme, aber erforderliche Aufgabe erledigt zu haben. Peck wartete direkt vor der Tür und musterte ihn seltsam. Er hielt das Buschmesser in der Rechten und war mit Pupurblut und Flöckchen von Turbulfleisch voll gespritzt. Selbst für Ambel bot er einen beunruhigenden Anblick.
    »Sind die Turbul alle klein geschnitten, Peck?«, fragte Ambel.
    Der Matrose zögerte einen Moment lang, ehe er reagierte. »Wie … geht es dem Scheißding?«, wollte er wissen.
    »Ist lebendig«, antwortete Ambel. »Immer noch lebendig.«
    Peck nickte langsam. »Kann ihn nach wie vor murren hören«, sagte er.
    »Das werden wir immer hören«, meinte Ambel, streckte die Hand aus und gab Peck vorsichtig einen Klaps auf die Schulter. »Sehen wir zu, dass wir diese Turbul eingelegt und verstaut kriegen, Mann.«
    Als Ambel an Peck vorbeigegangen war, starrte der Matrose die Kabinentür an, und sein Gesicht war zu einer Miene verzerrt, die vielleicht die Erinnerung an Schmerz ausdrückte, vielleicht aber auch Sehnsucht.
    »Wie viele Fässer?«, erkundigte sich Ambel bei Anne, die eben ein volles Netz zu dem Bienenschwarm an Betriebsamkeit im Laderaum hinabließ.
    »Insgesamt zwölf, und es reicht obendrein auch noch eine Woche lang für uns. Eine ertragreiche Fahrt«, setzte sie dann hinzu.
    Ambel betrachtete forschend ihr Gesicht. Die Blutegelnarben nahmen ihr nichts von der markigen Attraktivität, und unter die langen, schwarzen Haare mischte sich keine graue Strähne, ungeachtet ihres hohen Alters. Das Virus wirkte sich bei unterschiedlichen Menschen auch unterschiedlich aus. Manche verwandelten sich in runzelige Backpflaumen mit grauen Haaren; andere, wie Anne, sahen weiter spitzenmäßig aus; wieder andere verloren alle Haare und manchmal

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