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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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die meisten dieser Begriffe besagten, und wusste auch nicht recht, ob er es in diesem Augenblick wirklich herausfinden wollte.
    Als sie die andere Seite des Großmasts erreichten, deutete Erlin auf seinen Gürtel. »Sie tragen ja Ihre Waffe nicht. Ich schlage vor, dass Sie es tun«, sagte sie.
    Janer nickte, aber dann erweckte ein Schwarm von irgendwas seine Aufmerksamkeit, der dicht unter der Wasseroberfläche am Schiff vorbeizog. Zunächst glaubte er, es wären vielleicht Delphine, aber dann erkannte er, dass es riesige Blutegel waren.
    »Warum möchten Menschen überhaupt hier leben?«, fragte er. »Es scheint eine richtige Höllenwelt zu sein.«
    Erlin dachte kurz nach, ehe sie antwortete. »Die Hooper sind an die Verhältnisse gewohnt. Erst in jüngster Vergangenheit wurden sie sich der Tatsache bewusst, dass sie auch fortgehen könnten. Sie bleiben jedoch auf Grund der Vorteile, die sie sehen. Falls sie lange genug leben, werden sie letztlich wie die Alten Kapitäne: praktisch nicht umzubringen, fast ganz gegen Schmerzen abgehärtet, völlig im Frieden mit sich selbst.«
    »Scheint, dass sie wirklich lange überleben müssen, um es so weit zu bringen«, sagte Janer, der weiterhin die Blutegel betrachtete.
    »Ja«, bestätigte Erlin. »Auch die wirtschaftlichen Fakten schlagen zu Buche – etwas, das wir bei unseren Vergünstigungen leicht vergessen. Ein Hooper muss sehr lange arbeiten, ehe er sich ein Ticket leisten kann, das ihn von hier fortbringt.«
    Janer drehte sich zu ihr um, als die Worte »Ticket leisten« etwas in seinen benebelten Gedanken zum Klingen brachten.
    »Ich vermute, unser kleiner Ausflug ist auch nicht kostenlos?«, fragte er.
    Erlin lächelte. »Nein. Ich schlage vor, dass Sie sich bald an Ron wenden und einen Preis aushandeln.«
    Janer blickte zum breiten Rücken des großen Kapitäns hinauf. »Ich denke nicht, dass ich ihn im Zuge dieser Verhandlungen als ›Räuber und Dieb‹ bezeichnen muss, nicht wahr? Ich finde keinen Reiz an der Vorstellung, er könnte sauer auf mich werden.«
    »Alte Kapitäne verlieren nur selten die Beherrschung – es wäre zu gefährlich«, erklärte Erlin. »Sie können ihn nennen, wie Sie möchten, solange Sie ihn bezahlen. Ich bin sicher, dass Sie nicht gleich hier aussteigen möchten.«
    Janer betrachtete erneut den vorbeiziehenden Blutegelschwarm. Er suchte nach Einfällen, wie er das Gespräch in Gang halten konnte. »Erzählen Sie mir«, sagte er. »Sterben die Blutegel jemals?«
    »Ja und nein. Auch sie dienen anderen als Beute und sind so leicht zu töten wie alles andere hier, aber sie sterben im Grunde nicht an Altersschwäche. Nach der Befruchtung teilen sie sich in Segmente, die ihrerseits kollabieren und große Kapseln oder Eier bilden. Ein Ei heftet sich dann an den Grund des Sargassums, und schließlich schlüpfen daraus Tausende niedlicher Babyblutegel.«
    »Nett. Was ist mit den Männchen?«
    »Eigentlich gibt es keine. Die Blutegel sind hermaphroditisch, irgendwie.«
    »So unsterblich wie alles hier.«
    »Ja, so ist es.« Erlin nickte, in eigenen Gedanken versunken. Janer erkannte, dass sie ihn verlassen hatte. Weil ihm auch keine weiteren Fragen einfielen, zog er sich schnell in die eigene Kabine zurück, um die Pistole zu holen, denn genau in diesem Augenblick gelangte er zu der Entscheidung, sehr vorsichtig zu sein. Für ihn war offenkundig, dass man sich hier durch Leichtsinn schnell um Kopf und Kragen brachte.
    Auf dem großen Felsmonolithen, der aus dem leeren Ozean aufragte, streckte Sniper einen seiner Arme mit drei Gelenken aus, packte den Läufer mit dem Präzisionsgreifer und schob ihn über das halbe Brett. Während er ein Palpenauge auf das Spiel gerichtet hielt, wandte er das andere den drei Gegenständen auf dem Tuch aus leicht verwester Haut zu, das neben dem Schachbrett auf dem Fels ausgebreitet lag. Einer dieser Gegenstände war ein mit Sprengstoff gefüllter Sklavenhalsring mit in die mattgraue Oberfläche eingeritzten Prador-Hieroglyphen. Eine kurze Ultraschalluntersuchung führte zu der Information, dass der Film aus Planarsprengstoff darin nach all dieser Zeit noch aktiv war – was bedeutete, dass dieser Gegenstand beim Antiquitätenverkauf auf Coram über 1000 New-Carth-Shilling bringen würde. Die beiden übrigen Objekte waren noch interessanter und wertvoller, da man Sklavenhalsringe drüben auf Skinners Insel schon zu Hunderten gefunden hatte. In einem davon erkannte Sniper einen sehr alten Nerveninduktor, obwohl

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