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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Gleißerschalen. Ich habe sogar mal eine Ader von grünem Saphir entdeckt«, antwortete Dreizehn.
    »Davon hast du mir noch nie erzählt«, sagte Sniper.
    »Na ja, nach all den Schwierigkeiten, die ich mir eingehandelt habe, als ich Sklavenregler für dich klaute, hielt ich es für das Beste, mich eine Zeit lang bedeckt zu halten.«
    Nach einer Zeit nachdenklicher Stille sagte Sniper ohne Schärfe: »Zählen wir jetzt diese verdammten Schnecken oder was?«
    Die kleine Drohne drehte sich zu Sniper um, und Licht schimmerte in ihren Bernsteinaugen; dann wandte sie sich ab und neigte die Nase zu einer Seite des Atolls hinab.
    »Ich bewege mich in dieser Richtung um das Atoll und du in der anderen. Wir treffen uns am Ufer gegenüber. Das hier ist das letzte Atoll in Sektor 52, so dass wir anschließend zu 53 übergehen können, was sich als interessanter erweisen dürfte. Man findet dort Zahnkarpfen.«
    »Oh freudiger Tag!«, sagte Sniper. »Hast du eine Ahnung, wozu der Hüter diese Zählung durchgeführt haben möchte?«
    »So, wie ich es verstanden habe: ›Eine Studie, um die langfristigen Auswirkungen der Runcible-Wärmeverschmutzung abzuschätzen und darauf künftige Pläne für eine ökologische Restrukturierung zu begründen‹.«
    »Beschäftigungstherapie«, murrte Sniper, sank auf die Meeresoberfläche hinab und tauchte die beiden hintersten Beine ins Wasser. Während die Scannersonden in den Füßen nun liefen, zog er langsam seine Beine um das Atoll. Dabei hatte er ein Unterprogramm laufen, das Hammerschnecken zählte und sie nach Größe und Art katalogisierte. Sniper startete jetzt auch ein militärisches Programm, um die Mindestsprengladung zu bestimmen, mit der man bestimmte Schalen knacken und ihre Inhaber töten konnte. Er testete seine Theorie jedoch erst, als SKI 13 außer Sicht war. Die Spur aus kleinen Unterwasserexplosionen, die die Kriegsdrohne hinter sich herzog, war auch nicht zu orten. Fünf Stunden später trafen sich die beiden Drohnen an der gegenüberliegenden Seite des Atolls.
    »Weißt du, ich kapiere einfach nicht, wieso du hergekommen bist und mit dem Hüter zusammenarbeitest«, sagte Dreizehn, während sie ihre Bahn zu neuen Weidegründen zogen.
    »Ganz einfach: Ich wollte Zeit auf einem Frontplaneten wie diesem verbringen und hier mehr Gelegenheit für Action der einen oder anderen Art erhalten. In der Polis ist schon lange nichts mehr außer Kontrolle geraten, und die Lage ist von langweiliger Friedfertigkeit geprägt. Die wenigen Separatisten, die mal Aktionen starten, werden normalerweise von ECS-Agenten platt gemacht, ehe sich die Notwendigkeit ergibt, Kriegsdrohnen einzusetzen.«
    Unter ihnen breitete sich das jadefarbene Meer aus, gelegentlich durchzogen von der weißen Bugwelle irgendeines dahinschwimmenden Seemonsters. Der Himmel war von einem helleren Grün, das ins Blaue hineinspielte, und stahlgraue Wolken bargen die sinkende Sonne, als schwämme diese in einem zerbrochenen Zinnbecher. Sniper erinnerte sich an einen Tag, als er über einem Meer, diesem hier ganz ähnlich, zwei minderwertige Prador-Kriegsdrohnen gejagt hatte. Es hatte sich um alte Konstruktionen gehandelt, ganz auf Nützlichkeit ausgelegt – nichts weiter als abgeflachte Kugeln aus Panzerung rings um einen Antigravgenerator, ein Gehirn und Magazine für die Antipersonengeschütze, die an der Unterseite angeschweißt waren. Es war nun mal so: Falls man eine Technologie bis an die Grenze der Effizienz und Nützlichkeit entwickelt hatte, konnte man sie auch in eine ästhetische Form bringen. Diese fliegende Brosche neben Sniper war eindeutig eines der jüngsten Beispiele dafür. Jene Prador-Kriegsdrohnen waren allerdings noch nicht so weit gewesen.
    Sniper empfand immer noch Befriedigung, wenn er sich daran erinnerte, wie er die beiden Prador-Drohnen an der Klippe gestellt hatte, wo sie sich versteckten. Er hatte eine Stunde darauf verwandt, sie vorsichtig vor sich her zu treiben, bis er sie mit einer einzelnen panzerbrechenden Rakete vernichten konnte. Natürlich hatte niemand außer ihm die Poesie dieses Augenblicks gewürdigt. Die Menschen und die KI-Oberärsche, die den Aufräumeinsatz leiteten, bezeichneten den Vorfall nur als weiteres Beispiel für Snipers eklatanten Individualismus im Zuge organisierter Konflikte. Sniper war seit eh und je der Außenseiter – von dem Zeitpunkt an, als sein Verstand aus einem sterbenden KI-Kriegsschiff hervorging, bis zu seiner Entscheidung für eine körperliche

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