Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher

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diesem lag ein Schiff vertäut. Erlin betrachtete es einen Augenblick forschend und senkte den Bildverstärker; die Chamäleonlinsen surrten in dem Versuch, das ferne Sargassum im Zentrum zu behalten, während Erlin das Gerät Janer zurückgab. Janer schaltete es aus und hielt es in der Rechten, als er sich mit den Ellbogen auf die Reling lehnte.
    »Glück gehabt?«, fragte er.
    »Da draußen liegt ein Schiff, aber es ist nicht die Treader. Es ist ein Zweimaster und ein bisschen kleiner. Vielleicht wissen sie dort aber, wo ich Ambel finde.« Sie drehte sich zu Kapitän Ron um, der auf der Vorderkabine stand und sie betrachtete, und deutete dabei auf das ferne Schiff. Ron nickte und erteilte seinem Steuermann und dem Segel Anweisungen. Das Segel brummte Verwünschungen und drehte sich an den Spieren, um den raschen Umdrehungen des Steuers zu folgen. Es hatte den Anschein, als liefe ein standiger Wettkampf ab zwischen dem Rudergänger und der Kreatur. Während das Schiff sich auf die Seite legte, sah Janer dem Segel bei seinen Manövern zu, und die beweglichen Spieren und der Mast klapperten in den geschmierten Fassungen. Er stellte fest, dass sich die Kreatur sowohl fest montierter wie beweglicher Spieren bediente, und die Mechanismen, mit deren Hilfe die beiden übrigen Masten bewegt wurden, hatte man ihm schon früher gezeigt: lange Ketten und Kettenzahnräder aus Hartholz sowie Zahnräder und Schäfte, die sich in Bronzelagern bewegten. Als er den Juniormechaniker gefragt hatte, warum das Schiff nicht mit Motoren ausgestattet war, hatte der ihn nur angesehen, als wäre Janer völlig verrückt geworden.
    »Warum ist das technische Niveau hier so niedrig?«, fragte Janer jetzt Erlin. »Ich meine … ich habe keinen einzigen Verstärker oder Armbandcomp gesehen … nichts dergleichen. Alles besteht aus Holz, massivem Metall, Tierhäuten und organischen Fasern. Sind es Techvernichter, Neoludditen oder so was in der Richtung?«
    Erlin drehte sich um und musterte das Schiff, als sähe sie es zum ersten Mal. »Geld«, erklärte sie. »Wir sind hier auf einer Außer-Polis-Welt, der somit keine anderen Hilfsleistungen zustehen als freie medizinische Versorgung; diese wird jedoch meist nicht gebraucht, und zwar aus Gründen, die ich Ihnen ja nicht mehr erläutern muss.«
    Janer nickte. Den Kampf zwischen Domby und Forlam würde er noch auf lange Zeit nicht vergessen.
    Erlin fuhr fort: »Man findet hier auch nur sehr wenig Industrie, da kaum geeignete Standorte existieren und keine leicht verfügbaren Rohstoffe genutzt werden können; deshalb ist es ein armer Planet. Sie wissen ja schon, wie es um den Wechselkurs des Skind bestellt ist. Was wir an Wechselgeld kriegen, dafür muss ein Hooper monatelang arbeiten.«
    »Ja«, sagte Janer, »Sie haben mir schon erzählt, wie schwierig es für Hooper ist, den Planeten zu verlassen: Sie müssen für eine Passage jahrelang arbeiten.«
    »Und das ist auch der einzige Grund. Ich glaube nicht, dass die Gerüchte über Unterdrückungsmaßnahmen der Polis zutreffen.«
    Janer bedachte sie mit fragendem Blick.
    »Es heißt, die Polis hätte Angst vor Hoopern«, erklärte Erlin. »Die ECS würde jede technische Entwicklung verhindern und es den Hoopern erschweren, von hier fortzugehen.«
    »Wäre aber plausibel. Keech hat davon gesprochen, wie viel Schaden sie auf anderen Planeten anrichten könnten, falls sie die Neigung dazu verspürten«, sagte Janer.
    »Stimmt«, nickte Erlin. »Aber eine KI wie Earth Central betrachtet sie sicher nicht als übermenschliche Bedrohung. Ganz bestimmt hält sie Golems und aufgerüstete oder verstärkte Menschen nicht dafür. Ihre übliche Maßnahme besteht darin, diese Leute zu rekrutieren.«
    »Hooper als Kontrollbeauftragte; was für eine Vorstellung!«
    »Zweifellos eine Option, die erwogen worden ist.
    Nein, die Gründe sind hauptsächlich finanzpolitischer Natur, und ich denke auch, dass die ECS bisher nichts daran ändern wollte, weil die Nichteinmischung schlicht die sicherste Lösung darstellt. Der Versuch, eine Kultur die technologische Leiter hinaufzuschubsen, mündet meist in eine soziale und ökologische Katastrophe. Diese Lektion hat man auf der Erde schon vor Jahrhunderten gelernt.«
    »Also sitzen sie hier in der Falle?«, fragte Janer.
    »So denken wir vielleicht, aber ich bin nicht der Meinung, dass die Hooper es genauso sehen. Als die Polis schließlich vor zweieinhalb Jahrhunderten hier eintraf, wurde sofort ein Bodenstützpunkt