Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
Vom Netzwerk:
einer Wolke. Als sie zurückstolperte und umkippte, drehte sich Keech um und stieg in den Scooter. Der Mann verfolgte die Vorgänge mit benommenem Entsetzen, ehe er die Idee hatte, wieder nach der eigenen Waffe zu greifen.
    »Sie vergessen, dass ich schon tot bin«, sagte Keech, ehe er den Scooter in den Himmel hinaufriss.
    Der Wind trieb das Schiff mit einer ordentlichen Anzahl Knoten vor sich her, und Wasser spritzte über den Bug. Erlin sah, wie Janer an Deck kam und sich überrascht umsah.
    »Hat inzwischen also einen sicheren Stand«, sagte Kapitän Ron.
    Erlin drehte sich um und suchte in Rons Gesicht nach einer Spur von Ironie, wurde aber nicht fündig. Sie wandte sich wieder Janer zu, als dieser an die Reling trat und etwas Silbernes über Bord warf. Der silbrige Gegenstand fiel in einem Bogen hinab, aber ehe er zwischen den Wellen aufkam, korrigierte er die Flugbahn und schoss mit eigenem Antrieb davon. Kapitän Ron grunzte überrascht, und als Erlin ihn ansah, wirkte er verlegen.
    »Ein Nachrichtenträger«, sagte er und deutete mit dem Kopf auf das verschwindende Objekt. »Hab sie im Krieg auch verschickt.«
    »Welchem Krieg?«, fragte Erlin.
    »Prador«, antwortete Ron kurz angebunden.
    »Oh.«
    Erlin wandte sich von ihm ab, während sie das verarbeitete. Ron war fast so alt wie Ambel, und es war gut, dass er sie an diese Tatsache erinnerte. Es wurde zu leicht, Menschen wie Ron und Ambel als relativ normal zu betrachten. Ihre scheinbare Schlichtheit täuschte, denn die Alten Kapitäne blickten auf Jahrhunderte der Erfahrung zurück und hatten wahrscheinlich schon mehr vergessen, als sie, Erlin, in der kurzen Spanne ihrer 240 Jahre gelernt hatte. Ihr war tatsächlich entfallen, dass die meisten Alten Kapitäne ein Alter in der zweiten Hälfte von tausend Jahren erreicht hatten, Seniormatrosen eines in der ersten Hälfte. Und sie selbst? Sie war zur Seniormatrosin qualifiziert, aber nicht mehr. Wie leicht man doch vergaß, wie es hier lief. Die Mannschaftsmitglieder, die als Junioren eingestuft und von Leuten wie Ambel als »Jungs« bezeichnet wurden, waren oft über 100 Jahre alt. Jetzt fragte sich Erlin, wie Ambel sie einschätzte. War sie ein Kind für ihn? War ihm ihr Zorn auf seine scheinbare Selbstgefälligkeit wie ein kindischer Anfall von Groll vorgekommen? Wie würde er auf sie reagieren – wenn sie ihn gefunden hatte? Dummes Kind!, sagte sie sich selbst, als sie Janer näher kommen sah.
    »Welche Nachricht?«, fragte Ron.
    »Keine Nachricht«, antwortete Janer, als er auf das Kabinendeck stieg. »Nur eine tote Hornisse auf dem Heimweg.«
    »Ich hatte Ihnen ja gesagt, dass die Fasern sie verklumpen«, sagte Ron.
    »Anscheinend«, räumte Janer ein. »Wohin fahren wir?«
    Erlin antwortete: »Kapitän Drum hat die Treader auf dem Weg zu den Futtergründen gesichtet. Wir folgen ihr.«
    »Wer futtert dort?«
    »Blutegel – große Blutegel.«
    Janer nickte und betrachtete seine Hand mit einer Grimasse.
    Erlin wandte sich wieder an Ron: »Ambel sagte, er wäre nach dem Krieg hergekommen. In der ganzen Zeit, die ich bei ihm war, habe ich das nie angezweifelt, aber jetzt frage ich mich doch, ob er mir die Wahrheit gesagt hat.«
    »Kann ich nicht beantworten«, erwiderte Ron. »Ich bin ein Jahrhundert, nachdem alles vorbei war, hier eingetroffen, und ich bin ihm erst wiederum hundert Jahre später begegnet.«
    »Sie sind hundert Jahre nach dem Krieg hergekommen?«, mischte sich Janer ein.
    Ron sah ihn an. »Ich wurde allmählich alt, und die geriatrischen Behandlungsmöglichkeiten in der Polis waren zu der Zeit nicht besonders gut. Damals schien es mir eine gute Idee.«
    Janer blickte auf Erlin, um zu sehen, wie sie darauf reagierte – in Anbetracht ihrer Einstellung zu Leuten, die nach »Wundern« suchten. Ihre Miene verriet jedoch nichts, also konzentrierte er sich wieder auf Ron.
    »Was haben Sie im Krieg getan?«, fragte Janer, tadelte sich selbst für die Tölpelhaftigkeit dieser Frage und wünschte sich dann, als er Rons Miene sah, er hätte lieber den Mund gehalten.
    »Ich gehörte zu einer Einheit, die ihre Einsätze aus dem äußeren Cheyne-System heraus flog. Kriegsdrohnen und kybernetisch aufgerüstete Soldaten. Wir haben Sabotageeinsätze gegen die feindlichen Werften ausgeführt und gegen die Kasernen, in denen sie ihre Leermenschen-Soldaten untergebracht hatten. Es liegt alles lange zurück.«
    Janer war fasziniert, aber ihm wurde klar, dass diese Ereignisse, soweit es Ron anging, noch

Weitere Kostenlose Bücher