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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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dem Scooter nicht landen können. Keech setzte das Fahrzeug knirschend auf und stieg aus, während es ein Stück weit herunterrutschte und von einem kalkigen Felsrücken aufgehalten wurde. Keech stolperte und fiel auf die Nase, und nachdem er sich wieder auf die Knie aufgerichtet hatte, blieb ein Schmierfleck aus Balsam und anderen, weniger ersprießlichen Substanzen auf dem glänzenden Gestein zurück.
    Mit dem Latein am Ende, und es wurde Zeit, den Fährmann zu bezahlen.
    Keech nahm seine kleine Insel aus schwarzem Fels in Augenschein und dachte, dass der Platz nicht reichen dürfte für Frane, Rimsc und die Übrigen. Er ignorierte ihre beißenden Feststellungen, rappelte sich auf und stolperte zum Heck des Scooters. Als er sich wieder von dem Fahrzeug entfernt hatte, wobei er diesmal den Reiniger wie ein geliebtes Kind an sich drückte, sank er von neuem mit den Knien aufs Gestein. Falls ihm das, was er jetzt vorhatte, den Rest gab, dann erschien ihm die Stelle dramatisch genug, um hier den Abgang zu machen. Er öffnete den verbrannten und klatschnassen Overall, um die vier angeblich tödlichen Löcher im Körper freizulegen. Eine tiefe Brandspur zog sich auch durch die Metallschale an seiner Flanke, aber zum Glück waren die Fassungen für die beiden Reinigerschläuche unversehrt. Er stöpselte das Gerät ein und zeigte sich in keiner Weise überrascht, als ihn eine Reihe roter Lichter begrüßte. Natürlich waren sie inzwischen irrelevant. Er sprach ein halbherziges Gebet zum Auferstandenen Anubis und nahm die Halskette ab. Er löste die Kette von der Metallraute und starrte lange auf diesen Klumpen goldenen Metalls.
    »Glaube ich wohl an Wunder?«, fragte er die wartende Menge, während seine Gedanken zu Erlins spöttischen Bemerkungen über solche Dinge abschweiften.
    Die Antworten fielen so unterschiedlich aus, wie er sich nur vorstellen konnte, und er wusste, dass sie genau das waren – seine Vorstellungen –, denn er konnte nach wie vor Halluzinationen und Wirklichkeit auseinander halten. Jetzt musste er schnell handeln, ehe er die Fähigkeit zu dieser Unterscheidung verlor. Jetzt musste er handeln, ehe er auch den Rest des organischen Gehirns verlor. Er senkte die Hand und befestigte die Raute in der Aussparung an der Oberseite des Geräts, die dafür vorgesehen war. Sie heftete sich an; sofort wuchsen dünne Metallrohre überall aus ihrem Rand, und diese Rohre fügten sich in winzige Fassungen am Reiniger.
    INITIALISIERE WANDEL-NANOFABRIK, befahl er über den Verstärker; dann lehnte er sich ein Stück nach hinten und betrachtete die Schläuche. Schwarzer Balsam strömte aus ihm heraus, und was wieder in ihn hineingepumpt wurde, war völlig klare Flüssigkeit. Allerdings war sie nicht inhaltslos, ganz und gar nicht. Er schloss das Auge und wartete. Er spürte überhaupt nichts, als der Reiniger Millionen mikroskopischer Fabriken mit der Balsamflüssigkeit durch sein vaskuläres System drückte. Er stellte sich vor, wie sie sich an die Gefäßwände hefteten, ähnlich kleinen Vulkanen … Vulkanen, die in wenigen Augenblicken Millionen Nanomaschinen ausspucken würden, Maschinen, die ihm schließlich vielleicht ermöglichten weiterzuleben.
    In gleichmäßigem Strom erschienen Warnmeldungen, bis er den Verstärker anwies, sie abzuschalten. Das System, das seinen Körper überwacht hatte, war auf die Stasis eines toten Dings ausgelegt. Jetzt jedoch übernahm das Wandelfabrikprogramm.
    Die Fabriken verankerten sich und leisteten ihre Arbeit. Auch das Spatterjay-Virus war in ihm und tat seine Arbeit. Keech hätte in diesem Augenblick in einem Tank stecken sollen, überwacht von einem der höher entwickelten Autodocs – und nicht hier auf einem Felsen hocken, beobachtet von Menschen, die er vor langer Zeit umgebracht hatte. Er öffnete das Auge und sah, dass die Hieroglyphenlichter des Reinigers alle von Gelb auf Rot, dann auf Blau sprangen. In blauer Farbe hatte er sie noch nie gesehen, und er brachte einen krächzenden Laut hervor, der womöglich ein Lachen war. Als er nun seine Umgebung betrachtete, um die Reaktion des Publikums zu sehen, stellte er fest, dass er wieder allein war. Er krächzte in diese Stille hinein, wandte dann plötzlich den Kopf und betrachtete das verbrannte Knie. Er spürte dort etwas. Nein, unmöglich – jetzt noch nicht. Es musste eine Phantomempfindung sein, die das organische Hirn per Verstärker übermittelte. Die stechende Qual, die als Nächstes eintrat, war jedoch

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