Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
einen Punkt, als er den Bildverstärker an den Gürtel zurückhängte. Es war schön zu wissen, dass er irgendwie zu ihr durchdringen konnte.
Der Scooter stoppte über dem Schiff und schwebte eine ganze Weile da oben. Ehe sich jedoch irgendjemand ernsthaft die Frage stellen konnte, ob er dort bleiben würde, sank er herab und landete auf einer Stelle an Deck, wo er den meisten Platz fand.
Janer würgte, als er sich dem Fahrzeug näherte. Das verkrustete, stinkende Etwas, das auf dem Sattel saß, war wahrhaftig Keech, aber ein Keech, der sich seit ihrem letzten Zusammentreffen doch ein wenig verändert hatte.
»Zu spät, denke ich«, sagte Janer.
Erlin trat mit dem Diagnosegerät an den Reifi heran. Sie drückte ihm das Gerät an den Arm, und der dicke Schorf daran brach auf, so dass rotes Plasma heraussickerte. Erlin starrte auf die Werte, die der Apparat anzeigte, und wich abrupt einen Schritt weit zurück. Keechs Kopf drehte sich zu ihr, und eine schalenartige Kruste brach vom Hals ab und legte nasse und blutige Muskulatur darunter frei.
»Sie leben«, war alles, was Erlin hervorbrachte.
Keech sah sie aus seinem einzelnen, weinenden blauen Auge einfach nur an.
Wie die übrigen Mannschaftsmitglieder konnte Janer nichts weiter tun als glotzen. Es war Ron, der plötzlich in Tätigkeit trat. »In Ordnung, Jungs, bringt ihn nach unten. Aber sachte!«, sagte er.
»Das da fasse ich nich an«, sagte Goss.
Ron blickte sie an und zog eine Braue hoch -und Goss war die Erste, die nach dem Reiß griff. Als sie Keech aus dem Scooter hoben, bröckelten stinkende Krustenbrocken von ihm ab und legten nackte Muskelstränge frei. Etwas beulte die Vorderseite des Overalls aus, und Janer hatte das scheußliche Gefühl, dass Organe dort lose herumschwammen. Er war so in die Ereignisse vertieft, dass er die auf seine Schulter zurückgekehrte Hornisse gar nicht bemerkte, bis Keech unter Deck gebracht worden war.
»Er hat ein Paket für uns mitgebracht«, sagte die Schwarmintelligenz. »Es liegt im Gepäckfach des Scooters. Hole es gleich heraus.«
»Du kannst mir keine Befehle mehr erteilen!«, sagte Janer laut, und Ron drehte sich zu ihm um. Janer deutete auf die Hornisse, und Ron nickte, ehe er den anderen unter Deck folgte.
»Bitte«, sagte die Intelligenz.
»Okay.«
Janer trat an den Scooter heran und warf einen Blick ins Heck. Er wusste sofort, um welches Paket es ging. Er nahm es heraus und musterte es.
»Bringe es irgendwo sicher unter … Bitte.«
Janer nahm Kurs auf die Kabinenluke und fragte dabei: »Was ist es?«
»Musst du das wirklich fragen?«
»Nein, ich schätze nicht«, antwortete Janer, der früher schon solche Lieferungen erhalten hatte.
Er brachte das Paket nach unten und ging an der gedrängt vollen Kabine vorbei, wo Keech ausgestreckt auf einem Tisch lag. Als Janer die eigene Kabine erreicht hatte, wollte er den Kasten schon unter seine Koje schieben, als der Schwarm ihn stoppte.
»Warte einen Augenblick«, sagte die Intelligenz, als wäre ihr gerade etwas eingefallen. Nach Janers Erfahrung fiel einem Schwarm jedoch nie »gerade etwas ein«. Erwartete trotzdem.
Die Hornisse startete von seiner Schulter und landete auf dem Kasten. Sie krabbelte daran entlang, bis sie die Mittelfläche der Sechseck-Vorderseite erreicht hatte. Sofort öffnete sich dort ein sechseckiges Loch, und die Hornisse kroch hinein.
»Jetzt kannst du ihn an einer sicheren Stelle verstauen«, sagte der Schwarm. Janer schob den Kasten unter die Koje und ging zurück, um zu sehen, was mit Keech geschah. Als er dort eintraf, scheuchte Erlin gerade alle hinaus.
»Alle raus. Raus, sofort!«, kommandierte sie.
Die verstimmte Crew schlurfte davon. Die medizinische Technik der Außerplanetarischen faszinierte die Hooper immer, schon allein deshalb, weil sie für sie völlig irrelevant war. Ihre Einstellung entsprach in etwa der eines Krankenhausarztes zu den Utensilien des Schamanismus. Wieder eine dieser seltsamen Rückwärtsentwicklungen der Hooper.
»Sie können bleiben«, sagte Erlin, und Janer brauchte einen Augenblick, um zu bemerken, dass sie ihn meinte. Er betrat die Kabine, an Ron vorbei, der sie gerade verließ. Dann starrte er auf das Ding hinab, das Keech war.
»Was kann ich tun?«, fragte er.
Erlin deutete auf den Automatikdok. »Dieser gelehrte Fachidiot ist absolut in der Lage, mit den Verletzungen eines normalen Menschen fertig zu werden. Derzeit durchläuft Keech mit Hilfe einer Nanofabrik die Umwandlung von
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