Neandermord
erreiche.«
Ich versuchte, so entspannt wie möglich zu wirken.
»Na? Wie läuft’s? Nettes Paar, die Kleiber und du. Es hat wohl gefunkt, was?«
»Moment … Woher weißt du das denn? Ich meine, es war natürlich abzusehen, aber …«
»Später«, sagte ich. »Was gibt’s?«
»Die Sache mit dem Foto. Mir ist da was eingefallen.«
»Weißt du, wo es auf genommen wurde?« Mein Schock von eben war vergessen. Meine Antennen wuchsen.
»Ich habe ja das Bild nicht gesehen, aber nach deiner Beschreibung …«
»Sag schon.«
»Es gab mal so ein Spielding nahe der B7, Richtung Mettmann. Es ist aber eine Weile her.«
»Bist du sicher?«
»So sicher, wie man nur sein kann, wenn man sich einigermaßen erinnert.«
»Das heißt, du bist da gewesen?«
»Das kann man wohl sagen.« Es klang wie eine unangenehme Erfahrung.
»Was könnte Krüger da gewollt haben?«, fragte ich so vor mich hin, obwohl sich eine Antwort aufdrängte. Er hatte wahrscheinlich Geld kassiert. Um bei der Polizei dafür zu sorgen, dass man in dem Laden ungestört von der Staatsmacht illegale Spiele betreiben konnte. Ich konnte es ja immer noch nicht glauben. Eigentlich passte das nicht zu Krüger.
»Da hat Glücksspiel stattgefunden«, sagte Manni. »Legales und illegales.«
»Sag mir, wo das ist. Sekunde.« Ich bat Jutta um einen Zettel und einen Stift und notierte, was Manni mir beschrieb.
»Das Ding hieß ›Nevada‹, glaube ich. Auf den Namen habe ich ehrlich gesagt nicht so genau geachtet.«
Das konnte ich mir vorstellen. Wie hießen denn Spielclubs schon? »Spielpalast« oder »Las Vegas«. Da war »Nevada« nicht weit. Lag das Spielerparadies nicht in diesem US-Staat?
»Wenn du den Chef triffst«, sagte Manni, »dann grüß ihn von mir.«
»Wie heißt er?«
»Keine Ahnung. Ich weiß nur eins: Ich hab zuletzt rund dreitausend Mark bei ihm verloren. Das muss noch im letzten Jahrtausend gewesen sein. Ich hoffe für ihn, dass er sie gut angelegt hat.«
Ich verabschiedete mich und schärfte Manni vorher noch ein, Frau Kleiber nicht aus den Augen zu lassen. Dann erklärte ich Jutta in kurzen Worten, was ich erfahren hatte.
»Immerhin«, sagte sie. »Ein kleiner Schritt.«
»Erpressung«, sagte ich. »Es geht auf jeden Fall um Erpressung.
Krüger hat Geld kassiert, um illegales Glücksspiel zu decken. Jemand ist auf Nummer sicher gegangen und hat ihn bei der Geldübergabe fotografiert. Jetzt, einige Zeit später, sollte Krüger wieder etwas für ihn tun, und er hat sich geweigert. Da hat der große Unbekannte das Foto ausgepackt, um ihn dranzukriegen.«
»Das Foto ist alt, hast du gesagt.«
»Und es gibt noch mehr, was an der Theorie nicht ganz passt. Es ist mir in den paar Minuten in Krügers Wohnung zwar nicht gelungen, seine finanzielle Situation zu überblicken, aber seine Bleibe wirkte nicht gerade wie die Wohnung eines Mannes, der von irgendwoher neben seinem Gehalt noch ständig Geld bezieht. Im Gegenteil.«
»Geld kann man schnell loswerden«, wandte Jutta ein. »Vielleicht war er selbst ein Spieler. Und hatte Schulden. Oder er hatte irgendwelche ausgefallenen Wünsche und erfüllte sie sich …«
»Kann sein.«
»Was willst du jetzt machen?«
»Das Einzige, was mir bleibt: Ich rede mit diesem Nevada-Chef.«
Jutta zog die Augenbrauen hoch. »Das ist nicht dein Ernst.«
»Mein vollster.«
»Remi, das kannst du nicht machen! Wenn das alles stimmt, was wir annehmen, dann hängt der Typ da vielleicht mit drin. Er wird nicht begeistert sein, wenn du ihn daran erinnerst, dass bei ihm Korruption stattgefunden hat. Und wenn er sogar etwas mit dem Mord zu tun hat und du bei ihm auftauchst, dann gehst du exakt in die Falle, aus der du gerade entkommen bist.«
»Er kann keinen toten Remigius Rott gebrauchen. Er würde höchstens die Polizei anrufen.«
»Schlimm genug.«
Jutta biss auf ihren Lippen herum. Ein paar Sekunden vergingen. Als sie wieder ansetzte, um etwas zu sagen, ahnte ich, was kommen würde.
»Wir machen das gemeinsam«, sagte sie. »Ich werde den Herrn Glücksspieler mit meinem Charme betören … Vielleicht erst mal inkognito hingehen und ein bisschen was setzen. Weißt du eigentlich, dass ich mal einen Volkshochschulkurs in Poker gemacht habe?«
»Schon wieder so eine Wissenslücke auf dem Gebiet der Television. Wenn du mal abends ein bisschen auf den privaten Programmen rumzappen würdest, dann wüsstest du, dass man Poker heute im Fernsehen lernt.«
»Bitte bleib bei der Sache. Ist
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