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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Nummernschild erstrahlte gut lesbar mit gestochen scharfen schwarzen Buchstaben.
    »Das ist gestern Abend aufgenommen worden«, sagte sie. »Als ich auf dem Weg zu dir war, und zwar auf der Landstraße ganz in der Nähe von dem Feld, auf dem du dich versteckt hast. Am Rande des Neandertals. Auch darüber haben sie mich ausgequetscht. Sie wollten natürlich wissen, was ich mitten in der Nacht in der Gegend um Erkrath zu suchen hatte - genau zu der Zeit, in der mein Neffe dort auf der Flucht war.«
    »Was hast du ihnen erzählt?«
    Jutta grinste. »Die Nacht ist besser / als der Tag für ein Gedicht / und Nachtgedanken.« 
    Ich seufzte. »Jutta! Du hast mir was versprochen!«
    »Aber du wolltest doch wissen, was ich gesagt habe. Ich habe behauptet, ich hätte Inspirationen für meine Haikus gesammelt. Als ich dann anfing, Frau Dorau einen Vortrag über japanische Lyrik zu halten, war sie gar nicht mehr so interessiert daran, was ich heute Nacht so getan habe.«
    »Okay, da haben wir noch mal Glück gehabt.«
    Juttas rotgeschminkte Lippen umrundeten den dicken Strohhalm und zuckten ein wenig, als sie saugte.
    »Was hast du denn eigentlich gemacht?«, fragte sie dann. »Wo warst du?«
    Ich berichtete, dass ich in Krügers Wohnung gewesen war und je weiter ich mit meiner Geschichte kam, desto größere Augen machte Jutta.
    »Das war supergefährlich. Die hätten dich ganz leicht schnappen können.«
    »Haben sie aber nicht.«
    »Sie wissen jetzt, wo du warst. Und gebracht hat es auch nichts.«
    »Da hast du allerdings recht. Aber es war den Versuch wert. Das heißt…«
    Ich zog den Zettel aus der Tasche, den ich in Krügers Papierkorb gefunden hatte. »Was hältst du davon?«
    Jutta betrachtete ihn ungläubig. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass das eine Spur ist?«
    Ich verzog den Mund. »Hast du was Besseres? Hat eigentlich die Untersuchung meiner Wohnung irgendwas ergeben?«
    Juttas Gesicht änderte sich plötzlich, als hätte jemand sie auf eine Bühne geschickt, um eine Rolle zu spielen. Sie lächelte, aber in ihrem Gesichtsausdruck schwang auch ein bisschen Überheblichkeit mit. Im Grunde erleichterte mich diese Veränderung. Denn ich wusste, dass Jutta eine Theorie hatte. Auch wenn sie wahrscheinlich aberwitzig war - es würde etwas sein, an dem wir Weiterarbeiten konnten.
    »Sag bloß, du hast eine Spur gefunden.«
    »Ja und nein.«
    »Mach’s nicht so spannend.«
    »Also zunächst mal: In deiner Bude herrscht das absolute Chaos. Ob das von den Einbrechern stammt, von der Polizei oder von dir selbst, war leider nicht zu ermitteln.«
    »Klingt schon mal sehr nach Spur«, sagte ich ironisch. »Und weiter?«
    »Direkte Einbruchsindizien habe ich keine gefunden. Es war nichts an der Tür kaputt. Aber ein Fenster stand sperrangelweit offen.«
    Das Fenster, das ich gekippt hatte. Genau wie Krüger. Und das Fenster führte auf das Vordach eines anderen Gebäudes, und um da raufzukommen …
    »Deine Pistole war nicht im Schrank«, berichtete Jutta weiter. »Insofern hat der Täter sie wohl tatsächlich benutzt. Als ich das alles hinter mir hatte, wollte ich wieder gehen. Doch da fiel mir etwas ein.«
    »Ach? Was denn?«
    »Du hast immer gesagt, dass man sich als Erstes auf die Telefone konzentrieren soll, wenn man eine Wohnung durchsucht.«
    »Na ja«, wandte ich ein. »Wenn man Informationen über den Bewohner braucht. Aber das ist ja in meinem Fall…«
    »Ist doch egal«, unterbrach sie mich. »Ich habe halt nur gedacht, ich höre mir die Nachricht von Herrn Krüger noch mal an.«
    »Reine Zeitverschwendung. Die kenne ich doch schon.«
    Mich traf ein beleidigter Blick. »Du schon, aber ich nicht. Vier Ohren hören mehr als zwei.«
    »Und was gab es da zu hören? Die Nachricht, dass Krüger sich mit mir treffen wollte. Und?«
    »Es hätte ja auch sein können, dass es noch eine zusätzliche Nachricht gibt. Es schadet doch nichts, dass ich den AB noch mal abgehört habe, oder?« Jutta klang jetzt ernsthaft empört. »Und als ich dann Krügers Nachricht noch mal hörte, ist mir eine Idee gekommen.«
    »Da bin ich gespannt.«
    »Krüger sagt ›Wir sollten uns heute Abend treffen‹.«
    »Ich weiß.« Die Worte klangen mir immer noch in den Ohren.
    »Findest du es nicht seltsam, dass das alles ist, was er sagt? Weder in dieser Nachricht noch später oder vorher hört man von ihm irgendwas anderes.«
    »Bis auf die SMS-Nachrichten.«
    »Die hat er aber nicht gesprochen. Und auf dem AB sagt er noch nicht mal ›Guten

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