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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Tag‹ oder ›Hier ist Krüger‹ oder so was.«
    »Weil ich von ihm vorher schon die SMS bekommen habe. Darin hat er mir angekündigt, dass auf dem Anrufbeantworter zu Hause eine Nachricht von ihm wartet. Worauf willst du eigentlich hinaus?«
    »Remi, ich glaube, dass Krüger gar nicht dich angerufen hat.«
    »Was?«
    »Er hat die Worte gar nicht zu dir gesagt, verstehst du? Sondern zu jemand anderem.«
    »Aber er war doch auf meinem …« Ich brach ab. Plötzlich fiel der Groschen, und ich verstand.
    Jutta sprach weiter. »Der Täter sollte sich eigentlich mit Krüger treffen. Und der Täter hatte eine Nachricht von ihm auf dem AB. Eine Nachricht, die wahrscheinlich viel länger war. In der Krüger sein Gegenüber mit Namen anspricht und so weiter. Der Täter hat die Nachricht einfach geschnitten. Im Computer. Und dann hat er dich angerufen und sie abgespielt, als sich dein AB meldete. Ich hab das mehrmals überprüft. Wenn man genau hinhört, stellt man fest, dass Krügers Stimme ein bisschen dumpf klingt. Als wäre das Band abgespielt worden, während jemand den Hörer davorgehalten hat. Das spricht auch für meine Theorie.«
    Ich vollzog innerlich nach, was Jutta sagte. Es klang vollkommen plausibel.
    »Es war Teil der Falle«, fügte sie hinzu. »Der Täter dachte wohl, Kurznachrichten von Krüger allein würden dich nicht überzeugen. Aber seine Stimme - das war schon was anderes.«
    »Der Täter wusste, dass ich abends zu Hause sein würde«, ergänzte ich nachdenklich. Ich dachte an die Situation im Schwimmbad. Der angebliche Klient. Der Mann am anderen Ende hatte gefragt, ob ich abends zu Hause sei. Hatte er einen Namen genannt? Nein! Zumindest konnte ich mich nicht erinnern.
    »Was ist?«, fragte Jutta, die mir beim Nachdenken zugesehen hatte.
    »Ich glaube, ich habe mit dem Täter telefoniert.« Ich erklärte ihr, was mir durch den Kopf gegangen war. »Er hat abgecheckt, dass ich zu Hause bin und all die Nachrichten erhalte. Damit ich wirklich in die Falle gehe.«
    »Zeig mir mal die Nachrichten«, sagte Jutta.
    »Das bringt nichts.«
    »Und was ist mit Krügers Telefon?«
    »Weiß ich nicht. Das hat wohl die Polizei.«
    »Ich meine nicht sein Handy, sondern sein Telefon zu Hause. Welche Nummern hat er zuletzt angerufen? Hat jemand auf seinen Anrufbeantworter gesprochen?«
    »Was meinst du?«
    »Na, du wirst doch in der Wohnung das Telefon überprüft haben?«
    Ich seufzte. »Ich kam nicht mehr dazu. Ich musste verschwinden.« Ich unterdrückte den aufkeimenden Ärger über mich selbst. Ich wusste genau, dass ich Mist gebaut hatte, wollte es aber Jutta gegenüber nicht zugeben.
    Wir schwiegen uns eine Weile nachdenklich an. Zwei Ruhepole in dem Trubel um uns herum.
    »Wir brauchen einen Plan«, sagte ich. Oder dachte ich es nur? Auf jeden Fall wollte ich es sagen, aber plötzlich geschah etwas, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Plärrendes Martinshorn! Ganz nah! Wo war das Blaulicht?
    Ich bewegte mich so schnell, dass ich den Colabecher umriss und die restlichen Eiswürfel auf den Tisch schossen. Alle sahen zu uns hin. Das heißt, nicht zu uns, sondern zur Scheibe neben mir. Draußen tauchte wahrscheinlich jede Sekunde die Polizei auf.
    Oder ich hatte Glück, und es war nur ein Notarztwagen. Oder die Feuerwehr.
    Egal. Ich musste weg!
    Warum war Jutta so entspannt? Warum tat sie nichts?
    Mein Puls war auf hundertachtzig, die ganze bunte Burgerwelt mitsamt den bröckelnden Hausfassaden da draußen, dem Staub, der Hitze und alledem schien sich um mich zu drehen.
    Ich wollte losrennen, doch ich war unfähig, vom Stuhl hochzukommen. Eine Lähmung. Es blieb mir nichts anderes übrig, als die vielen Augenpaare der Kinder und Familien auszuhalten, die auf uns starrten.
    Jutta griff derweil seelenruhig in ihre Tasche. Die Polizeisirene wurde plötzlich noch lauter, doch dann drückte Jutta einen Knopf.
    Meine Panik zerschmolz innerhalb eines halben Atemzugs in heiße Wut. Am liebsten hätte ich geschrien und auf den Tisch gehauen. Und vorher noch den Müll zur Seite gefegt.
    Verdammte Handytöne! Früher hatte ein Telefon geklingelt, und fertig. Jeder hatte Bescheid gewusst, was los war.
    Ich atmete tief durch. Mein Pulsschlag normalisierte sich langsam. Viel zu langsam.
    Jutta hielt mir das Telefon hin.
    »Für dich.«
    »Lass mich in Ruhe«, keuchte ich.
    »Nun geh schon ran.«
    Ich verdrehte die Augen. Meine Hand zitterte noch, als ich das Handy nahm.
    »Hallo?«
    »Manni hier. Gut, dass ich dich

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