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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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wartend, als ob nichts gewesen wäre.
    Ob der Schütze hier auch vorbeigekommen war?
    Ich sah mich um. Die Häuser lagen ruhig und still da, als wären sie unbewohnt. Es konnte jedoch durchaus sein, dass gerade jemand aus dem Fenster sah. Und wenn die Polizei kam, den toten Müller entdeckte und sich in der Nachbarschaft umhörte …
    Sie würden erfahren, dass ein Mann in einen roten R4 eingestiegen war. Und vielleicht erinnerte sich sogar jemand, dass der Wagen ein Wuppertaler Kennzeichen besaß. Wenn nicht ohnehin irgendein Aufpasser aus Spaß die Nummern aller fremden Wagen notierte, die hier parkten.
    Es war nicht zu ändern.
    Ich schloss den Wagen auf und setzte mich hinein. Etwas bedeckte das ohnehin kleine Sichtfeld. Ein Zettel hinter der Windschutzscheibe.
    Ich griff um den Türholm herum und zog das Papier ins Innere.
    Ein zusammengefaltetes DIN-A4-Blatt. Schwarze Blockbuchstaben. Drei Wörter.
    STELL DICH, ROTT!

16. Kapitel
    Ich mied die Bergische Landstraße und trieb mich in den Vorstädten herum. Es war jetzt bereits so dunkel, dass ich das Licht einschalten musste. Trotzdem konnte jeder, der hinter mir herfuhr oder mir entgegenkam, meinen Wagen prima erkennen. Und da die kleinen Franzosen nicht gerade zahlreich auf den Straßen vertreten waren, würde sich so mancher auch an mich erinnern.
    Warum kann sich Jutta kein unauffälliges Auto zulegen?, dachte ich. Warum so eine Nostalgiekiste? Und dann auch noch in dieser Signalfarbe?
    Ich hatte Unmengen von Fingerabdrücken in Müllers Haus hinterlassen. Und zwei P1-Kugeln steckten bei Nevada-King in der Wand. Wenn er den Schuss überlebte, würde Müller aussagen, dass ein gewisser Remigius Rott auf ihn geschossen hatte.
    Eine kleine Hoffnung blieb mir: Die Bullen würden feststellen, dass die Kugel, die Müller getroffen hatte, nicht aus meiner Waffe stammte. Weder aus der, die mir offiziell gehörte und die sich jetzt in der Asservatenkammer der Polizei befand, noch aus der illegalen Wumme, die ich gerade mit mir herumschleppte.
    Ich fuhr und fuhr und wälzte dabei Gedanken, bis ich mich in Düsseldorf wiederfand. »Kölner Landstraße«, las ich auf einem Schild. Ich suchte einen Parkplatz, stellte den Wagen ab und stieg aus. Dann rief ich Jutta an.
    »Mensch, Remi, mach das nicht noch mal mit mir!«
    »Was meinst du?«
    »Als du dich das letzte Mal gemeldet hast, wollte dich gerade ein Polizist festnehmen. Schon vergessen?«
    Eine Sekunde lang wusste ich tatsächlich nicht, was Jutta meinte. Dann fiel der Groschen. Ratingen. Das war gut zwei Stunden her und kam mir vor, als wäre es gestern gewesen.
    »Keine Sorge, ich bin noch frei. Die Betonung liegt auf noch.«
    »Was ist passiert?«
    »Darüber sollten wir nicht am Telefon reden. Wir müssen uns treffen.«
    »Du machst mich wahnsinnig. Erst lässt du ewig nichts von dir hören und dann diese Geheimniskrämerei.«
    »Hast du noch deine Besucher vor der Tür?«
    »Wer immer wachet / auch in den Stunden der Nacht / fängt schließlich das Wild.«
    »Jutta. Du hast gesagt, du hörst damit auf.«
    »Dann sag mir, was passiert ist.«
    »Ich habe Nevada-King besucht. Er hat seinen Laden aufgegeben, sitzt im Rollstuhl und hat sich in seinem Keller ein Privatkino eingerichtet. Er hat mir drei lila Scheine geschenkt, als ich ihm sagte, dass Manni bei ihm diese Summe mal verloren hat. Offenbar ist er von Reue gepackt und will allen Spielern, die durch ihn ruiniert worden sind, etwas Gutes tun.« 
    »Dafür kommt er bestimmt in den Himmel«, sagte Jutta lakonisch.
    »Wenn dem so ist, hat ihn Petrus schon in Empfang genommen. Er ist nämlich tot. Das heißt, wahrscheinlich.« Ich vervollständigte meinen Bericht.
    »Ist dir eigentlich klar, dass du immer tiefer da reinrutschst? Die Polizei kriegt in null Komma nichts raus, dass du da drinhängst. Die brauchen bloß ein paar Nachbarn zu befragen und Fingerabdrücke zu nehmen. Deine Patschefingerchen sind ja noch von diversen älteren Fällen gespeichert.«
    »Ist ja schon gut«, stöhnte ich. »Ich weiß es ja.«
    »Ich sage nur: Dr. Heimlich. Jetzt wäre wirklich der Punkt gekommen, um ihn zu konsultieren.«
    »Und ich sage nur: Kommt nicht in Frage.«
    »Sturkopf.«
    »Danke für das Kompliment.«
    »Du musst dich verstecken. Und in deinem Versteck nachdenken, was du weiter unternehmen kannst.«        
    »So ist es. Was ist nun? Sind die Bullen noch da?«
    »Ich denke schon. Auch wenn sie nicht offen da rumstehen, ist es für dich viel zu

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