Neandermord
ich.
Jutta rollte ganz nach unten. Die Schrift war klein und schwer zu lesen.
»Suchen wir doch einfach mal danach.«
Ein Fenster erschien. Jutta tippte »Hotel«.
Der Cursor sprang irgendwohin und markierte etwas.
»Die haben schon mehrere Wellness-Hotels gebaut. Immer für dieselbe Kette.«
»Wie heißt die?«
»Schroffbach Hotels.«
»Klingt nicht gerade, als würde man sich da wohlfühlen.«
»Och, das heißt gar nichts. So ein Wellness-Hotel ist eine tolle Sache.«
»Ja, man schwitzt sich in der Sauna kaputt und gibt auch noch eine Menge Geld dafür aus. Das kann man bei dem Wetter umsonst haben.«
»Remi, du hast überhaupt keine Ahnung. Wellness ist doch mehr als Sauna! Da gibt’s ganz tolle Behandlungen. Hast du schon mal heilende Berührungen erlebt?«
»Was meinst du denn damit?«
»Na, eine Hot-Stone-Massage zum Beispiel. Oder du solltest mal ein Meersalz-Peeling machen lassen.«
So was konnte ich mir eh nicht leisten. Ich stoppte Jutta, ehe sie anfing, mir etwas über ihre Erlebnisse in Hotels zu berichten, wo die Nacht locker zweihundert Euro aufwärts kostete.
»Sind da Links dabei?«
»Beim Peeling?«
»Nein, auf der Seite. Ich würde gerne mehr über diese Schroffbach-Hotels erfahren.«
Jutta tippte eine Weile herum. »Hier ist die Homepage der Hotelkette«, sagte sie. »Und jetzt?«
Diese Seite sah schon anders aus. Einladend. Jedenfalls für Leute mit dem entsprechend gefüllten Geldbeutel.
Ich betrachtete die Fotos auf der Seite: Weiße Gebäude leuchteten vor blauem Himmel. Die Farbe des Firmaments biss sich ein wenig mit dem Türkis eines Schwimmbads am rechten Bildrand. Das Becken war kurvig geformt und erinnerte an den Umriss einer Violine. Ich musste an meine Besuche im Schwimmbad »In der Mirke« denken. Wehmut erfüllte mich.
»Ganz nett«, sagte Jutta. »Aber was bringt uns das?«
»Vielleicht hat sich Krüger die Ortsnamen aufgeschrieben, weil er das Hotel mal besuchen wollte, wenn es fertig ist.« Ich deutete auf eines der Bilder. Es war kein Foto, sondern eine Computernachbildung eines Gebäudes. »Schroffbach-Hotel Haan«, las ich. »Die Eröffnung soll im Herbst stattfinden.«
»Dann haben die aber nicht mehr viel Zeit«, sagte Jutta. »Wenn da jetzt noch eine Baugrube gähnt.«
Ich versuchte, mich auf die Fakten zu konzentrieren.
Dahinten wurde ein Hotel gebaut.
Krüger hatte Ortsnamen auf ein Zettelchen notiert, die in der Nähe des Hotels lagen.
Hatte das etwas miteinander zu tun? Hatte es damit zu tun, dass Krüger ermordet worden war?
Jutta klickte noch ein wenig auf der Seite herum. Ich wusste, dass sie nicht wirklich nach Informationen suchte. Es war eher ein Ausdruck ihrer Nachdenklichkeit - so ähnlich, wie manche Menschen beim Telefonieren Kreise oder Sterne malen. Sie klickte auf die Fotos - Links zu den einzelnen Hotels, die in ganz Deutschland verstreut waren. Eins lag in der Nähe von Freiburg, ein anderes in Niedersachsen am Harz.
Jutta kehrte zur Anfangsseite zurück und schob den Mauspfeil auf einen Link, der »Unsere Philosophie« hieß.
»Du scheinst dich tatsächlich mit dem Gedanken zu tragen, so ein Hotel zu besuchen«, sagte ich.
»Warum nicht? Informieren kann man sich ja mal.«
Die Seite ging auf. Zuerst erschien eine Menge Text - etwas kitschig aufgemacht. Die Schrift sah wie Schreibschrift aus. Sie war von der Besitzerin der Kette unterschrieben. Alexandra Schroffbach. Eine flott hingeworfene Unterschrift. Etwas langsamer erschien neben dem Text das Foto der Frau. Ein Porträt.
Attraktiv war sie. Und sie wirkte selbstbewusst. Ganz der Typ Managerin.
»Die kenne ich«, sagte ich.
»Wirklich?«
»Ganz sicher.«
Ich scannte in Windeseile die Gelegenheiten ab, bei denen ich ihr begegnet sein könnte. Mir fiel auf Anhieb keine ein.
Jutta wollte das Bild wegklicken, aber ich fiel ihr in den Arm. »Sekunde«, sagte ich.
Jutta sah mich überrascht an.
»Jetzt weiß ich es wieder. Ich glaube, wir haben was gefunden.«
Diese dunkelhaarige Frau auf dem Foto. Mit Hauptkommissar Krüger vor einem See und grüngrauem Wald. Deutlich jünger damals. Es war dieselbe Frau - da ging ich jede Wette ein. Hier, auf der Internetseite, trug sie wahrscheinlich gefärbtes Haar, und vielleicht war sie auch schon mindestens einmal geliftet. Sie hatte alles daran gesetzt, ihr jugendliches Aussehen so gut zu bewahren, wie es ging. Wahrscheinlich war auch das Foto nachbearbeitet.
Trotzdem war ich ganz sicher.
»Das ist Krügers Exfrau«, sagte
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