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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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wirkte eher zickig als autoritär.
    »Mittagspause soll das heißen«, rief ein anderer, und alle lachten wie auf Kommando, als hätte ihr Kollege einen Riesenwitz gemacht.
    »Was hat das damit zu tun?«, gab Jutta zurück. »Euer Chef kann ja auch in der Pause mit mir reden.«
    Ich ließ derweil meinen Blick über das Gelände schweifen. Ich hatte keine Ahnung, wie schnell Profis in der Lage waren, ein Hotel zu bauen, aber nach einer Eröffnung im Herbst sah mir das wirklich nicht aus. Im Moment wurde nur gebuddelt. Die Baugrube war noch nicht mal fertig, und von einer Bodenplatte war auch noch nichts zu sehen. Geschweige denn von der ein oder anderen Wand.
    »Aber nicht über drei Kilometer«, sagte der Arbeiter jetzt. »Der Chef ist über Mittag in Mettmann.«
    Alle nickten. Jutta sah zu mir herüber.
    »Können Sie uns genauer sagen, wo er ist? Und wie er heißt?«, fragte ich.
    »Martin Kotten heißt er. Steht auch auf dem Schild da drüben. Oder können Sie nicht lesen?«
    Wieder allgemeines Gelächter. Es klang wie ein Männerchor.
    »Haben Sie einen Ausweis?«, fragte einer der Arbeiter. Mir fiel auf, dass er nicht mitgelacht hatte.
    »Den werden wir Herrn Kotten schon zeigen«, sagte ich.
    »Was wollen Sie überhaupt?«, wollte der Arbeiter wissen und kam einen Schritt heran. Er schien der Einzige zu sein, dem nicht daran gelegen war, Witzchen zu reißen.
    »Wann soll das Hotel fertig sein?«, fragte ich.
    »Na, im Herbst. So ist es jedenfalls geplant.«
    »Glauben Sie, Sie schaffen das? Im Moment sieht es ja nicht danach aus.«
    »So was geht zack, zack. Wenn man erst mal freie Bahn hat.«
    Ich nickte. »Freie Bahn? Ja, die braucht man wohl.«
    Der Mann schüttelte den Kopf und ging zu seinen Kollegen zurück. Wieder bei der Gruppe angekommen, drehte er sich um und zeigte an uns vorbei.
    »Jetzt können Sie mit Herrn Kotten reden. Da kommt er gerade.«
    Jutta und ich wandten die Köpfe. Vor dem Zaun fuhr ein Wagen vor.
    Der Fahrer ließ das Auto, einen schwarzen BMW, sehr vorsichtig über die Rampe rollen. Der will nicht, dass der schicke Lack einstaubt, dachte ich. Die Beifahrertür ging auf, und ein massiger Mann wuchtete sich ins Freie. Er trug wie einige der Arbeiter eine blaue Latzhose. Sie war jedoch sauber und leuchtete wie in einer Waschmittelwerbung. Wahrscheinlich hatte der Mann eher einen Schreibtischjob.
    Wer sitzt da am Steuer?, fragte ich mich, während der Dicke auf uns zukam. Die Sonne spiegelte sich in der Windschutzscheibe, sodass ich niemanden im Inneren erkennen konnte. Ich ging jede Wette ein, dass Alexandra Schroffbach in der Limousine saß - wahrscheinlich umschmeichelt von einer luxuriösen Klimaanlage.
    »Sind Sie Herr Kotten?«, fragte Jutta, und der Mann blieb stehen und nickte. Sein Blick verriet Überraschung und Unsicherheit. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet. Kein Wunder. Wenn man aus einem gut gekühlten Auto kam, traf einen die Hitze wie eine Feuerwalze.
    »Was ist hier los?«, fragte er, und seine Stimme wollte gerne nach Chef klingen. Er blickte hilflos zu seinen Arbeitern hinüber und versuchte ein zweites Mal, den dicken Molly zu machen. »Die Mittagspause ist seit zwei Minuten vorbei«, rief er. »Ich will hier keinen rumlungern sehen.«
    Die Arbeiter setzten sich in Bewegung. So betont langsam, dass die Provokation unübersehbar war.
    »Und jetzt zu Ihnen.« Kotten hatte sich ein bisschen in Stimmung geredet. Man nahm ihm den selbstbewussten Chef fast ab. Aber nur fast. »Was wollen Sie?«
    Jutta wich von der Bauamtlegende ab und tischte ihm wieder das Märchen vom Langenfelder Anzeiger auf. Sie behauptete, einen Artikel über den Neubau zu schreiben, und fantasierte etwas von Anwohnern, denen die Bauerei auf die Nerven ging und die sich alle fragten, ob das Projekt auch wirklich bis zum Herbst fertiggestellt sei.
    »Ich habe auch was von Verfahren wegen Ruhestörung munkeln hören«, krönte Jutta ihre Story.
    Ich behielt den schwarzen BMW im Auge, der immer noch bewegungslos in der Sonne glänzte wie ein riesiges futuristisches Insekt. Über dem Dach flimmerte die Luft.
    Kotten setzte gerade zu einer Antwort an, da öffnete sich die Fahrertür des Wagens. Heraus kam nicht Alexandra Schroffbach, sondern ein Mann in schwarzem Anzug. Dunkles, etwas schütteres Haar, das fransig über die Ohren hing. Ein räudiger Bart.
    Der Mann näherte sich mit festen, schnellen Schritten. Er strahlte eine Autorität aus, von der Kotten, der sich erneut Schweiß vom

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