Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
kleinen Stoß gibt.«
    Resnick bot ihr die Hand. »Danke für Ihre Hilfe. Vielleicht sehen wir uns wieder.«
    »Genau«, sagte Sharon. »Kann gut sein.« Und sie wandte sich ab, um sich wieder um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Es gab zu viel zu tun, um dazustehen und ihm nachzuschauen, wie er wegfuhr.

46
    Sie fuhren in östlicher Richtung, durch Newark, zurück zur Stadt, und nirgends ergab sich eine Lücke zum Überholen. Frustriert kaute Millington, der am Steuer saß, ein Pfefferminzbonbon nach dem anderen, zermalmte die Dinger zwischen den Zähnen, statt sie zu lutschen.
    »Angenommen, wir zögen eine Linie vom ersten Übergabeort zum zweiten«, sagte Resnick, »wohin würde sie uns führen?«
    Millington setzte den Blinker und schaltete herunter, um zu überholen. »Wenn sie einen Knick hätte, dahin, wo wir gerade herkommen.«
    Resnick schüttelte den Kopf und seufzte. Draußen, jenseits des Fensters, lud ein Bauer mit einer Heugabel Futter vom Anhänger eines Traktors und Rinder trotteten schwankend über kaltes Land darauf zu.
    »Wie muss das sein«, sagte Resnick, »in so einer Situation zu stecken wie Harry Phelan. Tief im Innern hat man es die ganze Zeit gewusst, und dann   … Mein Gott, Graham! In einem Acker verscharrt. Wie soll man damit weiterleben können?«
    Millington wusste es nicht. Er schloss die Hände, die ein wenig feucht waren, fester um das Lenkrad. Wie sollte einervon ihnen das auch nur ahnen können? Sie hatten beide keine Kinder.
    Resnick rief vom Auto aus die Dienststelle an und ließ sich mit Lynn Kellogg verbinden, um sie in aller Kürze zu informieren. »Fahren Sie so schnell wie möglich rüber zu Robin Hidden«, sagte er. »Nehmen Sie Kevin mit, wenn er frei ist. Es ist besser, Hidden erfährt es von Ihnen, wenn Sie es rechtzeitig schaffen. Der arme Kerl wird sich bald vor Presseleuten nicht mehr retten können.«
    »In Ordnung«, sagte Lynn. »Ich tu, was ich kann.«
    »Und, Lynn – er hat doch diesen Freund irgendwo oben in Lancaster. Schlagen Sie ihm vor, eine Weile da oben unterzutauchen.«
    »In Ordnung.«
    Millington fluchte leise, als er hinter einem Lastzug einscheren musste, weil die Straße zum Überholen zu schmal war. Er fischte das nächste Pfefferminz aus der Packung und bot Resnick davon an, der mit einem Kopfschütteln ablehnte.
    »Nur um sicher zu gehen«, setzte Lynn dann nach, »wir behandeln Robin Hidden nicht mehr als Verdächtigen?«
    »Nein«, antwortete Resnick. »Er ist nur ein weiteres Opfer.«
     
    Als Millington ihn am Kreisverkehr in der London Road absetzte, war es so düster, dass die Flutlichter des County-Stadions, knapp fünfhundert Meter straßaufwärts, kaum zu sehen waren.
    »Sagen Sie Skelton, dass ich in einer halben Stunde da bin.«
    »Er wird begeistert sein«, meinte Millington.
    Resnick war das egal. Das hier musste er selbst erledigen. Er folgte der leicht ansteigenden Straße hinauf zum Lace Market und bog links in die Hollowstone ein. Der Windpackte ihn mit ganzer Wucht, als er in Richtung St. Mary’s Church bergan ging. Ein Stück weiter oben war ein Loch in der Steinmauer, tief genug, um eine Höhle zu bilden, in der ein kleiner Mensch aufrecht stehen konnte. Zwei Gestalten lagen darin zusammengedrängt, notdürftig mit Zeitungen und Pappkarton zugedeckt. Resnick vermutete, dass noch ein paar mehr die Nacht dort verbracht hatten.
    Als er vor der Kirche nach rechts weiterging, bemerkte er Andrew Clarkes roten Toyota, der trotz Halteverbots direkt vor dem Architekturbüro geparkt war. Clarkes Name prangte in geschmackvoller Kleinschrift auf dem Glas neben der Eingangstür.
    Mit einer frischen Tasse Kaffee in der Hand stand Yvonne Warden in der mit wohlgepflegten Grünpflanzen ausgestatteten Halle und plauderte mit der Kollegin am Empfang. An den Wänden hingen gerahmte Fotografien von der Firma entworfener Bürobauten und Hotels neben Kopien der Originalpläne.
    »Wenn Sie zu Mr Clarke möchten«, begann sie. »Ich glaube, er ist noch in einer Besprechung   …«
    »Das macht nichts«, sagte Resnick. »Deswegen bin ich nicht hier.«
    Dana saß mit einem Bildbetrachter an ihrem Schreibtisch in der Bibliothek und sah sich ein Dia von einem der Philip-Johnson-Bauten in Houston an, eine Hochhausversion der Treppengiebelhäuser, die sie in Amsterdam so begeistert hatten. Wirklich schade, dachte sie, dass Johnsons Entwurf für eine kuwaitische Investmentbank, die als gigantische Nachbildung der Houses of Parliament dem Tower

Weitere Kostenlose Bücher