Nebel über dem Fluss
sich Resnick und ging ein paar Schritte zur Mitte. »Also – dem vorläufigen Befund des Pathologen zufolge wurde die Frau erdrosselt; nach den vorhandenen Quetschungen zu urteilen mit einem Gürtel oder Gurt, der nicht breiter als anderthalb Zentimeter war. Zuvor scheint sie einen heftigen Schlag links auf den Hinterkopf erhalten zu haben. Die Waffe, die wir noch nicht bestimmen konnten, war möglicherweise gepolstert oder mit einem weichen Material überzogen, denn trotz massiver Blutergüsse waren nur minimale Platzwunden vorhanden. Weitere Quetschungen und Blutergüsse, insbesondere an Armen, Beinen und Rücken, legen nahe, dass Nancy Phelan sich gegen den Täter gewehrt hat, vielleicht unmittelbar bevor sie erdrosselt wurde.«
»Bravo«, sagte jemand von der Seite.
»Gebracht hat’s ihr herzlich wenig. Armes Luder!«, sagte ein anderer.
»Es wird also etwa so abgelaufen sein«, fuhr Resnick fort. »Entweder er packt sie sich oder sie versucht zu flüchten, es kommt zum Kampf, er streckt sie mit einem Schlag auf den Kopf nieder und erdrosselt sie, noch während sie bewusstlos ist.« Es waren andere, noch schlimmere Szenarien denkbar.
»Soweit feststellbar«, erklärte Resnick, »kam es nicht zu sexuellen Übergriffen, es wurden keine Spermaspuren sichergestellt und es gibt keinen Hinweis auf kürzlich erfolgten Geschlechtsverkehr.«
»So eine Verschwendung«, murmelte Divine.
»Ich dachte, Sie gehören zu denen«, sagte Cossall, der die Bemerkung gehört hatte, »denen es scheißegal ist, ob sie tot oder lebendig sind.«
»Die Untersuchung der Leiche ist noch nicht abgeschlossen«, sagte Resnick. »Immerhin wurden unter ihren Nägeln bereits Hautpartikel gefunden und hier und dort Spuren von gedüngtem Humus, die offenbar nicht aus dem Stück Boden stammen, in dem sie verscharrt war.«
»Todeszeit, Charlie?«, hakte Skelton nach.
»Nicht so einfach, vor allem wegen der ungewöhnlich niedrigen Temperaturen. Nach derzeitiger Einschätzung wurde Nancy Phelan bereits vor vier oder fünf Tagen getötet, aber erst etwa sechs Stunden vor Auffindung ihres Leichnams in das Grab gelegt, in dem sie entdeckt wurde.« Resnick blickte in die Runde. »Ich brauche Ihnen nicht weiter zu erläutern, was das bedeutet: Sie war mit Sicherheit bereits tot, als wir versuchten, das Lösegeld an den Mann zu bringen.«
Dem folgte allgemeines Aufatmen. Wenigstens war ihnen in dieser Hinsicht nichts vorzuwerfen.
»Viel mehr gibt es nicht zu berichten.« Resnick blätterte zur nächsten Seite seines Blocks. »Wir haben, wie Sie wissen, einen unvollständigen Stiefelabdruck, irgendeine Gummimischung, Größe zwei- oder dreiundvierzig. Die Reifenabdrücke sind nur unwesentlich interessanter, Gewicht und Umfang legen nahe, dass es sich um einen Pkw der Mittelklasse oder größer handelt, aber ich fürchte, da ist eher die Hoffnung die Mutter des Gedankens.«
»Was soll’s denn hier noch zu hoffen geben«, warf jemand niedergeschlagen ein.
»Was uns immer noch fehlt, ist ein Hinweis auf die Verbindung zwischen Nancy Phelans Mörder und der Person, die ihre Kleidung in die Wohnung zurückgebracht hat. Vielleichtliefert uns die Analyse der Hautpartikel Aufschluss, die unter ihren Fingernägeln gefunden wurden, vorausgesetzt natürlich, die entsprechenden Daten sind bei uns gespeichert.«
»Tja, wenn Schweine fliegen könnten«, bemerkte Cossall ironisch.
»Haben Sie etwas hinzuzufügen, Reg?«, erkundigte sich Skelton.
Cossall grinste süffisant und schüttelte den Kopf. Resnick ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Was wir aber vielleicht haben, ist eine Verbindung zum Täter, die konkreter ist, als wir gedacht hätten. Zu einer Person, die einige von uns sogar gesehen haben.«
Im folgenden Tumult kehrte Resnick an seinen Platz zurück. Nun war Helen Siddons an der Reihe. Es wurde wieder lauter, als sie vortrat, und sie wartete klug, bis der Lärm sich legte.
»Die meisten von Ihnen werden den Fall Susan Rogel kennen und bemerkt haben, dass gewisse Ähnlichkeiten zum vorliegenden Fall bestehen. Eine Frau verschwindet spurlos, nach einiger Zeit geht eine Lösegeldforderung ein, aber das Geld wird nie abgeholt. So weit, so gut. Doch im vorliegenden Fall wurde das Entführungsopfer schließlich tot aufgefunden, während Susan Rogel bis heute verschwunden geblieben ist und nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie selbst ihr Verschwinden inszeniert hat. Nur … und jetzt passen Sie auf:
Damals fuhr dreißig Minuten
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