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Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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kleinen Rundgang durch die Dienststelle machte, ihr eine Tasse Tee anbot.
    »Wir müssen das sehr vorsichtig angehen«, sagte Resnick. »Keine Ausrutscher.«
    »Wir brauchen auf jeden Fall eine Gegenüberstellung«, meinte Cossall, ein Bein locker über eine Ecke von Resnicks Schreibtisch gehakt. »Am besten reden wir gleich mal mit Paddy Fitzgerald, ob er das arrangieren kann. Graham hier könnte vielleicht dafür sorgen, dass der gute Hidden nicht türmt.«
    Na klar, dachte Millington. Vielen Dank auch.
    »Die Autos zu organisieren wird mehr Zeit brauchen«, sagte Resnick. Laut Gesetz mussten dem Zeugen mindestens zwölf Fahrzeuge ähnlichen Typs präsentiert werden.
    Cossall nickte. »Am besten erledigen wir die Autofrage, bevor wir uns Hidden zur Gegenüberstellung holen. Wenn dann beides positiv ausfällt, können wir ihn gleich hier auf der Dienststelle festnehmen.«
    Resnick nickte. »Packen wir’s an.«
    »Hast du mit Jack geredet?«, fragte Cossall, schon an der Tür.
    »Das kommt jetzt dran«, sagte Resnick. Er wandte sich Millington zu. »Graham, wenn Sie Hidden holen, dann möglichst unauffällig. Wenn wir hier richtigliegen, wird das ohnehin einen Riesenzirkus geben.«

27
    Dana war voll guter Vorsätze zu Bett gegangen. Sie würde früh aufstehen, der Wecker war auf halb acht gestellt, und richtig etwas wegschaffen; all die Dinge erledigen, von denen sie immer behauptete, sie hätte wegen ihrer Arbeit keine Zeit dafür. Jetzt hatte sie die Gelegenheit. Sie würde gleich nach dem Aufstehen loslegen, duschen, frühstücken, eine Liste machen.
    Während sie noch halb verschlafen ihren Kleiderschrank durchsah, überlegte sie, ob sie sich für den Abend etwas Besonderes kaufen sollte. Für Inspector Charles Resnick, Ermittlungsbeamter beim CID, der punkt acht Uhr persönlich vorbeikommen würde. Ihre Hände glitten über den Ärmel einer Seidenbluse, apfelgrün, weich und geschmeidig. Dana lächelte bei der Erinnerung daran, wie zart er gewesen war. Eine Überraschung. Sie nahm die Bluse heraus und stellte sich seine Hände auf dem feinen Stoff vor. Große Hände. Wenn sie seither daran dachte, war sie jedes Mal von Neuem darüber verwundert, wie seine anfängliche Unbeholfenheit sich gelöst hatte. Ja, dachte sie, und legte die Bluse auf ihr Bett. Apfelgrün. Gut. Sie würde später noch einmal mit dem Bügeleisen darübergehen und sie anziehen.
    Unter der Dusche fragte sie sich, ob es richtig gewesen war, ihn auf seiner Dienststelle anzurufen. Der günstigste Moment war es seiner Reaktion nach, halb vorsichtig, halb brüsk, auch nicht gewesen. Aber bei manchen Männern ging es nicht anders. Man musste ihnen deutlich zu verstehen geben, dass man interessiert, was Sache war.
    Gemächlich und mit Genuss seifte Dana sich ein, die Schultern, die Seiten, den Rücken, soweit sie ihn erreichen konnte. Besser, von Anfang an bestimmt sein, sagte sie sich, als gleich die Initiative aus der Hand zu geben.
     
    Miriam las abwechselnd in ›Licht im August‹ und im ›New Musical Express‹. Aus den Kopfhörern ihres Walkmans sickerte ein wenig Chris Isaak in den Dienstraum des CID.   Auf der anderen Seite des Schreibtischs schlug Lynn Kellog sich mit dem nie enden wollenden amtlichen Papierkram herum, versuchte, nicht an ihren Vater zu denken, während sie innerlich ständig darauf wartete, dass das Telefon läuten, sie die Stimme ihrer Mutter hören würde. »Oh, Lynnie   …«
    Divine und Naylor kehrten aufgekratzt aus dem ›Meadows‹ zurück. Raju hatte sich die von Sandra Drexler gezeichneten Skizzen angesehen und bestätigt, dass sie den Tattoos, die ihm bei den jungen Schlägern aufgefallen waren, sehr ähnlich waren.
    »Hey«, sagte Divine nicht sonderlich leise und zeigte auf Miriam. »Was sagt man dazu?«
    Miriam ließ ihn wissen, dass sie ihn gehört hatte. Mit einem verächtlichen Blick drehte sie ihren Walkman lauter und schlug die nächste Seite ihres Magazins um. Erst die Single-Besprechungen, dann würde sie sich Faulkner wieder vornehmen.
     
    Lynn erklärte das Verfahren eingehender, als Miriam für unbedingt notwendig hielt. Aber, sagte sie sich, sie hatten hier ja bestimmt mit einer Menge Leuten zu tun, die nicht zu den Intelligentesten gehörten.
    Die Fahrzeuge waren in zwei Reihen aufgestellt, zwischen denen Miriam langsam und mit Muße hindurchgehen musste. Einmal hätte sie beinahe gelacht, als sie sich plötzlich vorkam wie die Queen, die in irgendeinem gottverlassenen Winkel ihre treuen

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