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Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Truppen abschritt. Ohne auch nur einen Moment zu zögern, zeigte sie auf den Wagen. Einen mitternachtsblauen Vauxhall Cavalier.
     
    Robin Hidden hörte sie draußen vorfahren und wusste beinahe noch bevor sie auf das Haus zugingen, wer sie waren. Er öffnete die Tür. Millington kannte er, den korrekten Anzug, das süffisante Lächeln. Zwei Beamte warteten hinter ihm auf dem Fußweg, ebenfalls vom CID; der eine mit leicht spöttischer Miene, als hoffte er, Robin würde in Panik zu flüchten versuchen und ihnen so einen Vorwand für eine kleine Jagd, ein bisschen Action liefern.
    Im Grunde nur eine Formalität, erklärte Millington. Es handelt sich um eine Zeugin, die bestätigen soll, dass Sie an dem Abend, als Ihre Freundin Nancy verschwand, dort waren, wo Sie gewesen sein wollen. Kein Anlass zur Beunruhigung, wenn Sie die Wahrheit gesagt haben.
     
    Harry Phelan stand vor dem Eingang zur Dienststelle, als der Wagen mit Robin Hidden eintraf. Fast augenblicklich kam es zur Auseinandersetzung. Bis Hidden mit ihm auf gleicher Höhe war, schaffte es Phelan, sich zurückzuhalten, dann stürzte er los und schlug den Mann mit beiden Fäusten knapp hinter dem Ohr auf den Kopf. Millington, der sofort reagierte und sich zwischen die beiden Männer warf, bekam Phelans Stiefel gegen das Schienbein und erwischte Robin Hidden am Oberschenkel, als dieser stürzte.
    Bevor Phelan weiteren Schaden anrichten konnte, nahm Millington ihn in den Schwitzkasten und zerrte ihn zu dem uniformierten Beamten, der mit gezückten Handschellen aus der Wache geschossen kam.
    »Genug«, rief Millington gerade noch rechtzeitig. »Es reicht.«
    Passenderweise hatte Divine genau diesen Moment für sein Erscheinen gewählt. Mit einer Hand packte er Harry Phelan am Hemd, die andere hielt er ihm zur Faust geballt vors Gesicht.
    »Mark«, sagte Millington. »Lass es sein.«
    Divine trat zurück, riss Phelan grob herum und drückte ihn mit dem Gesicht an die Wand, Beine gespreizt, Arme nach hinten ausgestreckt. Dann legten sie ihm die Handschellen an.
    »Rein mit ihm und einbuchten.« Millington richtete sich auf und zog seinen Schlips gerade. »Und jetzt, nachdem wir unsere Pflicht getan und Mr Hidden hier beschützt haben«, sagte er lächelnd, »wollen wir ihn sicher und wohlbehalten hineinbegleiten.«
     
    Robin Hidden betrachtete die sieben Männer, die reglos in einer Reihe standen. Aus irgendeinem Grund hatte er erwartet, wenn schon nicht genauen Kopien seiner selbst, so doch Männern gegenüber zu stehen, die mehr als flüchtige Ähnlichkeit mit ihm hatten. Aber diese hier – etwa die gleiche Größe, natürlich keiner dick, alle etwa in seinem Alter   –, die hatten nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihm. Wahrscheinlich war das genau der springende Punkt.
    »Wie gesagt«, bemerkte der Beamte, der die Gegenüberstellung leitete, »Sie können sich Ihren Platz in der Reihe selbst aussuchen.«
    Sieben, dachte Robin, das ist die Zahl, die die meisten Leute wählen. Er trat in die Reihe, zwischen einen Mann, dessen Haar mehr rötlich als blond war, und einen, der etwas größer war als er selbst.
    Nummer vier.
    »Bitte zuerst die Brillen aufsetzen, meine Herren.«
    Während Robin Hidden seine Brille aus dem Etui nahm, beobachtete er, wie die anderen Männer die Brille herauszogen, die man ihnen gegeben hatte, und sie aufsetzten. Wie in einem Sketch.
     
    Miriam ließ sich Zeit. Vorschriftsmäßig ging sie zweimal die Reihe hinauf und hinunter, zögerte, fragte, ob sie sich dieMänner ein drittes Mal ansehen dürfe. Stille, während alle warteten, die Beamten und der Anwalt sie beobachteten, die Männer, manche von ihnen hinter der ungewohnten Brille blinzelnd, starr geradeaus blickten. Stille, bis auf das hörbare Atmen des Mannes, von dem sie schon wusste, dass sie ihn wählen würde. Sie hatte es praktisch vom ersten Moment an gewusst. Aber sie genoss die Situation, die dramatische Spannung, ihren Auftritt.
    »Befindet sich der Mann, den Sie am Weihnachtsabend beobachtet haben, unter diesen Männern hier?«, fragte der ermittelnde Beamte, als sie schließlich vor ihm stehen blieb.
    Jetzt doch nervös, nickte Miriam.
    »Und würden Sie bitte die Nummer des Mannes nennen?«
    »N-nummer vier«, sagte Miriam, vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben stotternd.

28
    Die heruntergelassenen Jalousien in Skeltons Büro blendeten das letzte Winterlicht aus. Gegen Mittag hatte Skelton ein Gespräch mit dem Assistant Chief Superintendent geführt, das ihn

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