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Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Gesicht leuchtete auf, als sie seine Stimme erkannte, und verdunkelte sich gleich wieder bei seinen Worten. »Es tut mir leid, dass ich dich bitten muss«, sagte Resnick, »aber wir möchten, wenn irgend möglich, ihre Eltern nicht informieren, bevor es unumgänglich ist.«
    Trotz aller beruhigenden Zusicherungen trat Dana mit einem Gesicht in den Dienstraum, als wäre sie gebeten worden, einen Leichnam zu identifizieren. Sie setzten sich in Resnicks Büro, voneinander getrennt durch den Schreibtisch, auf dem der Recorder stand, und es war, als würden sie einander kaum kennen, als hätten sie einander niemals berührt.
    Bei Nancys ersten Worten zuckte Dana mit einem unterdrückten Aufschrei zusammen und begann zu zittern. Resnick hielt das Band an, um ihr Zeit zu lassen, sich zu fassen. Durch die Glasscheibe gab er Zeichen, und Naylor brachte einen Becher Tee, den sie unbeachtet stehen ließ. Als Resnick das Band weiterlaufen ließ, hörte sie lautlos weinend zu.
    »Du bist also sicher?«, fragte Resnick.
    »Du nicht?«
    »Es gibt keinen Zweifel, dass es ihre Stimme ist?«
    »Nein, Herrgott noch mal. Nein. Was ist los mit dir?«
    »Soll dich jemand nach Hause fahren?«, fragte Resnick an der Tür.
    »Nein, lass nur. Es geht schon.« Und dann: »Wenigstens lebt sie noch.«
    »Ja. Das ist wahr.« Aber die Pause, bevor er sprach, war zu lang, als dass seine Worte hätten trösten können.
     
    Helen Siddons fischte mit einer Plastikgabel die letzten Reiskörner des Tandoori-Hühnchens, das sie sich geholt hatte, aus dem Alubehälter. Die Kuppen ihrer Finger, mit denen sie des öfteren zugelangt hatte, waren orangerotgefärbt. Eine Mineralwasserflasche stand, fast leer, neben dem Aschenbecher. Helen hatte mit ihrer alten Dienststelle telefoniert und gebeten, ihr alle Unterlagen zum Fall Susan Rogel zu schicken. Die Kopie des Erpresserschreibens war bereits gefaxt worden.
Tun Sie bis ins Kleinste genau, was ich sage.
Sie erinnerte sich noch der spöttischen Verachtung in den Gesichtern einiger ihrer sogenannten Kollegen. Da hat sie sich wohl ein bisschen verhoben, die Gute, wie? Während sie neben ihrem Wagen im beißenden Wind stand, der von den Höhen herabfegte, und nichts vorzuweisen hatte, als aufgesprungene Lippen und leere Hände.
    »Sie möchten, dass er es ist, nicht wahr?«, sagte Resnick an der Tür. »Derselbe Kerl.«
    »Ich möchte, dass er gefasst wird, ganz gleich, wer er ist.«
    »Aber wenn sich erweisen sollte, dass er es ist   …«
    »Dann soll’s mir recht sein. Aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, ich lasse mir den Blick nicht verstellen.«
    »Mache ich mir Sorgen?«, fragte Resnick.
    »Ich kenne Sie nicht gut genug, um das zu beurteilen. Vielleicht sind Sie immer so.«
    »Wie denn?«
    Helen antwortete mit einem kleinen Achselzucken. »Argwöhnisch. Gereizt. Beinahe feindselig.«
    »So verhalte ich mich?«
    »Mir gegenüber, ja.«
    »Da bin ich anderer Meinung.«
    Helen lächelte kühl. »Natürlich.«
    »Diese Anrufe bei Susan Rogels Eltern«, sagte Resnick, »die sind wohl nicht aufgezeichnet worden?«
    Helen schüttelte den Kopf. »Morgen früh kommt jemandvon der Universität Loughborough. Um das Erpresserschreiben an die Rogels und den gesprochenen Text auf dem Band zu vergleichen. Vokabular, Ausdrucksweise, was immer.«
    Resnick nickte. Der Essensgeruch, der noch in der Luft hing, machte ihm Appetit. Er überlegte, was er zu Hause noch im Kühlschrank hatte. Ein kleiner Imbiss vor dem Schlafengehen konnte nicht schaden. »Dann sehen wir uns morgen. In aller Frühe.«
    »Ich glaube, ich bleibe hier«, sagte sie. »Zur Not übernachte ich im Sessel.«
    Resnick wünschte ihr eine gute Nacht und ging zur Treppe. Draußen bemerkte er, dass Skeltons Wagen noch dastand.

37
    Lynn hatte beschlossen, am Abend vorher nach Hause zu fahren. Sie hatte keinen allzu schweren Tag hinter sich, Ermittlungen zu zwei Einbrüchen im Parkviertel, beide in großen Villen mit antiken Kutschenlampen rechts und links von der Haustür und genug Schmuck im Schlafzimmer, um ein Dutzend Obdachloser für immer von der Straße zu holen. Die Frau im ersten Haus war angenehm, sachlich, bot ihr Tee und Nusskuchen an und sagte sogar etwas Nettes über ihr Haar. Im zweiten Haus hatte sie mit einem Mann zu tun, einem Anwalt mit feistem Gesicht, der kleine Zigarren rauchte und verstohlen versuchte, ihr unter den Rock zu sehen, als sie die Beine übereinanderschlug. Daran, wie er ihre Fragen über fehlende Gegenstände

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