Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv

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ändern. Es bliebe trotzdem keine Zeit.

    Hören Sie also genau zu. Machen Sie keine Fehler. Tun Sie bis ins Kleinste genau, was ich sage, dann kann Nancy frei und unversehrt zurückkehren, woher sie gekommen ist.

    Am Tag nach dem Empfang dieses Bands bringen Sie zwei gleiche Taschen, jede mit fünfundzwanzigtausend Pfund, an zwei Orte. Es müssen einfarbige schwarze Sporttaschen sein, völlig neutral, ohne Kennzeichnungen, und das Geld muss in gebrauchten Scheinen geliefert werden, nur Fünfziger und Zwanziger. Der erste Ort ist das ›Little Chef‹ an der Kreuzung der A15 mit der A631 bei Normanby. Der zweite ist das ›Little Chef‹ an der Al7 südlich von Boston. Die Taschen werden in neutralen Pkws mit jeweils einem Fahrer und einem Beifahrer, beide in Zivil, zu den Restaurants gebracht. Beide Wagen müssen um sechzehn Uhr fünfundvierzig an ihren Bestimmungsorten eintreffen. Parken Sie draußen und lassen Sie den Motor laufen, während der Beifahrer die Tasche in die Herrentoilette bringt und dort auf dem Boden unter dem Händetrockner abstellt. Sobald das geschehen ist,
muss die Person unverzüglich wieder in den Wagen steigen und der Wagen abfahren. Es gibt keinen Grund, warum das länger als zwei Minuten in Anspruch nehmen sollte; wenn doch, vergessen Sie’s . Sollten sich weitere Polizeifahrzeuge in der Nähe befinden, vergessen Sie’s . Sollten die betreffenden Orte vor der vereinbarten Zeit aufgesucht werden, um sie mit Mikrofonen oder versteckten Kameras auszustatten, vergessen Sie’s . Nur ein Versuch, mich festzuhalten, und die Vereinbarung ist hinfällig.

    Denken Sie also daran, es muss nichts Schlimmes passieren. Wenn es doch dazu kommt, ist es Ihre Schuld – und ich kann mir vorstellen, dass Sie damit nicht leben wollen. Schon gar nicht, wenn ein anderer dadurch das Leben verliert.

    Das gleiche leise Lachen, dann ein Knacken, lauter als zuvor, dann Stille. Wie er das genießt, werden die Spezialisten sagen, die Psychologen. Wie er es genießt, Befehle zu geben, Kontrolle auszuüben, wie jemand, der Spielsteine auf einem Brett herumschiebt. Ein Mann, der seine Chance sieht, all diejenigen auszulachen, die früher ihn ausgelacht haben. Hinsichtlich seiner scheinbaren Selbstsicherheit sind die Meinungen geteilt; die einen halten sie für eine Selbsttäuschung, die leicht zu zerstören ist; die anderen halten sie für echt – sehen hier das Selbstgefühl eines Menschen, der fest glaubt, er sei dabei, eine Welt zu errichten, in der er Herr ist.
    Aber das kommt später.
    Zunächst sitzen sie alle – Skelton, Resnick, Helen Siddons und Millington – reglos und stumm in dem Raum, in dem sie das Band abgehört haben, und halten sekundenlang den Blick zu Boden gerichtet. Es muss nichts Schlimmes passieren. Wenn es doch dazu kommt, ist es Ihre Schuld.
    Millington ist der Erste, der den Bann bricht. Er räuspert sich und schlägt die Beine übereinander. Helen Siddonsholt ihre Zigaretten aus der Handtasche. Skelton und Resnick sehen einander an: morgen um Viertel vor fünf. Vierundzwanzig Stunden.

36
    Hinter den Lamellenjalousien in Resnicks Büro verschwamm die Stadt in orangefarbenem Licht, durch das sachte der Regen strömte. Die Ergebnisse der operativen Fallanalysen bei dieser Art Verbrechen, der Studien, die ursprünglich vom FBI durchgeführt und hier, am psychiatrischen Institut, bestätigt worden waren, kannte er nur zu gut. Vier Grundtypen: Menschen, die Gefühle sexueller Unzulänglichkeit zu kompensieren suchen; solche, die das Leiden ihres Opfers erregt und befriedigt; die Selbstbewussten mit dem Drang, dem Gefühl der eigenen Überlegenheit stärkeren Ausdruck zu verleihen; jene, deren Feindseligkeit die Reaktion auf eine tiefsitzende Wut ist.
    Er wusste auch, dass ein hoher Prozentsatz sexuell motivierter Gewaltverbrecher, denen es darum ging, über ihre Opfer Macht auszuüben, sich zugleich zwanghaft mit der Polizei beschäftigten. Sie lasen Bücher und Artikel, verfolgten Ermittlungen und Prozesse, sammelten alles, was sie ergattern konnten, von Dienstausweisen bis zu Uniformen. Wahrscheinlich waren sie auch Abonnenten des ›Police Review‹.
    Er wusste das alles, kannte die Theorien, aber im Momentwar das kaum eine Hilfe. Vierundzwanzig Stunden
. Es würde nichts ändern. Es bliebe trotzdem keine Zeit.
Und sie mussten erst noch überprüfen, ob die Stimme auf dem Band wirklich Nancys Stimme war.
    Resnick wandte sich vom Fenster ab und griff zum Telefon.

    Danas