Nebel ueber Oxford
wieder.«
Unten auf der Straße las sie, was er geschrieben hatte.
A-Skwod stand auf dem Zettel. Der Name sagte ihr nichts. Zu Hause würde sie im Internet eine Suche starten.
Auf ihrem Weg zurück kam Kate an einem kleinen Spielplatz vorbei. Wahrscheinlich hätte sie nicht auf die Gruppe Jugendlicher geachtet, die sich bei den Schaukeln versammelt hatten, wäre da nicht eine vertraute, feuerrote Haarmähne gewesen. Jemand aus der Familie Dolby? Tatsächlich. Sie erkannte Abi in enger Umarmung mit einem jungen Mann, der definitiv nicht Eric war. Natürlich ging sie das alles nichts an, doch sie sah, dass die beiden rauchten. Der unverwechselbare Duft von Haschisch stieg ihr in die Nase. Abi und ihr Freund teilten sich einen Joint. Zwar waren Sam und Emma in vielen Dingen recht liberal, aber Kate ging davon aus, dass sie damit keinesfalls rechneten. Sie waren sicher der Meinung, ihre Tochter säße wohlbehütet in der Schulbibliothek.
Vergiss es, ermahnte sich Kate. Es gab jetzt andere Dinge, auf die sie sich konzentrieren musste, und für Emma wäre es sicher besser, sich nicht noch mehr Sorgen machen zu müssen.
Als Erstes nahm Kate sich vor, Sam über Candras Tod zu informieren. Natürlich konnte er, dort, wo er war, nicht viel unternehmen, aber er hatte ein Recht, es zu erfahren.
Obwohl es in China schon recht spät sein musste, wollte Kate es auf seinem Handy probieren. Schon nach zweimaligem Läuten hatte sie ihn am Apparat, als ob er auf ihren Anruf gewartet hätte.
»Tut mir leid, dass ich dir noch mehr schlechte Nachrichten überbringen muss«, sagte sie und erzählte ihm von Candra.
»Jetzt müssen sie Kerris Tod auf jeden Fall ernster nehmen«, meine er nach dem ersten Schreck.
»Hoffentlich!«
»Und sie werden sich endlich diese Tierschutz-Aktivisten vorknöpfen müssen. Die Typen haben schon vor Wochen in aller Öffentlichkeit Gewalt angekündigt, aber die Polizei scheint sich nicht darum zu kümmern.«
»Hast du schon einmal von einer Gruppierung namens A-Skwod gehört?«, fragte Kate.
»Bisher nicht. Vielleicht eine neue Gruppe?«
»Durchaus möglich«, sagte Kate. »Die Gemäßigten haben es zwar geschafft, die Arbeit an einem neuen Forschungsprojekt zu drosseln, aber nicht, es zu stoppen. Vielleicht steht A-Skwod für Aktivisten ohne jegliche Moral, die keine Rücksicht mehr nehmen.«
»Bleib dran, Kate.«
Kate fragte sich, ob sie mit ihren bescheidenen Mitteln tatsächlich mehr erreichen konnte als die Polizei, aber sie versprach es trotzdem. »Sobald ich Näheres weiß, schicke ich dir eine Mail.«
Nachdem sie aufgelegt hatte, nahm sie sich vor, im Internet nach A-Skwod zu suchen.
Überrascht stellte sie fest, dass die Gruppierung tatsächlich über eine eigene Homepage verfügte, wenngleich weder das Layout noch die Texte sehr professionell wirkten. Auf der Seite wurden ein paar Namen erwähnt, wie RattenSchwanz oder LaborSchreck, die offenkundig Pseudonyme waren. Ansonsten fand Kate nur die übliche, gegen die Forschung gerichtete Polemik.
Das Logo der Gruppe zeigte einen ovalen Rahmen, der die Umrisse eines Affengesichts umschloss. Oberhalb des Gesichts stand »A-Skwod« und darunter in kleineren Buchstaben »Henry in memoriam«. Das Logo kam Kate bekannt vor. Sie hatte es am Tag des Anschlags auf einigen Spruchbändern gesehen. Damit bestand eine Verbindung zwischen der Gruppe und der Demonstration, doch das allein brachte sie nicht weiter. Wenn jeder das Logo von der Website laden konnte, um es auf ein Spruchband oder ein T-Shirt zu drucken, musste das keinesfalls heißen, dass die LaborSchrecks Gewalt guthießen – obwohl der Name dies nahelegte.
Blieb noch die Frage nach Zeit und Ort von Candras Tod. Wieso war sie im Schlafanzug nach draußen gegangen? Was hatte sie bei den Mülltonnen zu suchen? Wenn der Mörder mit dem Vorsatz gekommen war, sie zu töten – warum hatte er es nicht sofort getan, als sie die Tür öffnete?
Die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum. Kate beschloss, eine halbe Stunde spazieren zu gehen, um wieder klar denken zu können.
Sie schlenderte in Richtung der St. Giles und begutachtete unterwegs jedes Schaufenster in der Hoffnung, sich so von den verstörenden Bildern von Candra ablenken zu können. Die Little Clarendon Street erfreute normalerweise selbst verwöhnte Schaufensterbummler, doch an diesem Tag erwies sich Kate als immun.
Als sie die Stelle erreichte, wo sich die breite, baumbestandene Straße gabelte – Woodstock Road zur Linken
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