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Nebel ueber Oxford

Nebel ueber Oxford

Titel: Nebel ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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allerdings musste er sich eingestehen, dass er, was Städte anging, tief im Herzen wohl immer ein Londoner bleiben würde. Ein Leben auf dem Land aber, in Oxfordshire, das würde ihm gefallen! Er sah sich mit Sonne auf dem Gesicht und Wind in den Haaren über frisch gepflügte Felder streifen. Noch hatte er es Kate nicht gestanden, aber er träumte von einer Wachsjacke, einem Tweedhut und einem oder gar zwei Labradorhunden.
    Er verstand nur allzu gut, dass Kate sich mit dem Gedanken, ihr Haus in Jericho aufzugeben, nicht so schnell anfreunden konnte. Zu Fuß waren es nur fünf Minuten in die Innenstadt, zehn zum Bahnhof, und in unmittelbarer Nähe gab es einige ausgezeichnete Lebensmittelläden. Das wahre Problem allerdings bestand darin, dass es Kate schwerfiel, sich auf eine Zukunft mit Ehemann und Kindern einzulassen. Dabei spielten mit Sicherheit ihre eigene Kindheit und der frühe Tod ihres Vaters eine Rolle. Und so gern Jon Kates Mutter Roz auch hatte – sie gab nicht unbedingt das beste Vorbild ab. Ein weiteres Handicap war Kates schon viele Jahre andauernde Freundschaft mit Emma Dolby. Das Dolby’sche Verständnis von Ehe und Elternschaft konnte selbst hartgesottene Verfechter des Familienlebens das Fürchten lehren.
    Gab es nicht in seinem eigenen Bekanntenkreis jemanden, der ein attraktiveres Vorbild bot? Er würde Kate auf Umwegen davon überzeugen, dass es das war, was sie sich wirklich wünschte. Und kurz bevor er einschlief, fiel ihm auch ein, wie er das anstellen könnte. Gleich am nächsten Tag würde er ein Telefongespräch führen.

Kapitel 7
     
    Trotz seiner Versprechungen gegenüber Marianne war Blake Parker bis in den Abend hinein mit den Folgen des Anschlags beschäftigt. Es war fast neun Uhr, als er das fremde Büro verließ und nach Hause radelte. Kurz zuvor hatte er Marianne noch einmal angerufen, ihr erklärt, was los war, und insgeheim darauf gehofft, dass sie ihn mit dem Auto abholen würde, doch sie war sehr schlecht gelaunt. Er hatte den Eindruck, dass sie die Tatsache, wie knapp er dem Tod entronnen war, als Versuch ansah, Mitleid zu heischen und sich vor seinen Aufgaben im Haushalt zu drücken. Sie verstand nicht, dass er sich nach einem Tag, an dem er sowohl der Presse als auch der Polizei Rede und Antwort gestanden und alle nötigen Aufräum- und Reparaturarbeiten veranlasst hatte, einfach nur noch ausgelaugt fühlte.
    »Hier herrschen auch nicht nur Freude und Sonnenschein«, hatte sie mit eisiger Stimme gesagt. »Wenn du endlich heimkommen würdest, könntest du sehen, womit ich mich herumschlagen musste.«
    »In spätestens einer Stunde bin ich da und kümmere mich um alles«, war seine Antwort gewesen. Was immer dieses »alles« auch sein mochte. Nachdem er aufgelegt hatte, ging er erst einmal Zigaretten holen. Es hatte keinen Sinn, in einer solchen Situation mit dem Rauchen aufzuhören. Er würde sich noch ein Bier und eine Zigarette gönnen, ehe er tatsächlich nach Hause fuhr. Das Wetter war noch mild genug, um sich an einem der draußen stehenden Tische niederzulassen und den Leuten beim Flanieren zuzusehen. Man trug die Röcke in diesem Jahr wieder sehr kurz, stellte Blake wohlwollend fest, und die weiblichen Erstsemester waren so hübsch wie eh und je. Er hatte keine Eile, sich wieder einmal einem von Mariannes Wutanfällen zu stellen, und so traf er erst etwa eine Stunde später vor dem gemeinsam bewohnten Reihenhaus in Oxfords Norden ein.
    Die Tür wurde in dem Augenblick aufgerissen, als er sie erreichte, ganz so, als hätte Marianne Ausschau nach ihm gehalten. Mit hektisch roten Flecken auf den Wangen, wirrem Haar und streitlustigem Gesicht stand sie vor ihm.
    »Du siehst beschissen aus«, empfing sie ihn. »Außerdem stinkst du nach Bier und Kippen. Wo zum Teufel warst du?«
    »Hättest du etwas dagegen, wenn ich erst einmal hereinkomme, ehe wir zu streiten anfangen?«, fragte er sanft. Wortlos trat sie beiseite. »So, dann schieß mal los«, sagte er. »Was ist passiert?«
    »Als ob du das nicht wüsstest.«
    Im Flur roch es merkwürdig. Es war ein unangenehmer, mit viel chemischem Zitrusduft mühsam überdeckter Gestank. »Ich habe keine Ahnung, Marianne, und ich bin viel zu müde für Spielchen. Ich denke, du solltest mir einfach sagen, was los ist.«
    »Zuerst waren es nur Anrufe«, begann sie vorwurfsvoll. »Jedes Mal, wenn ich mit irgendeiner Arbeit anfing, klingelte das verdammte Telefon. Aber nicht etwa für mich. Es war immer so ein Verrückter, der

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