Nebel ueber Oxford
schaffe das schon«, meinte Emma. »In aller Regel klappt es.«
Als Kate an der Haustür stand und sie gerade öffnen wollte, hielt sie inne und drehte sich noch einmal zu Emma um, deren Aufmerksamkeit bereits wieder der kleinen Geraldine gehörte.
»Ich weiß, dass du eine Menge um die Ohren hast, Emma, aber falls du vielleicht doch Neuigkeiten über die Explosion hören solltest …«
»Lass es sein, Kate. Der Anschlag hat nichts mit dir zu tun, und du kannst auch nicht helfen.«
»Ich war dabei, als die Demonstranten die St. Giles entlangmarschiert sind. Und die Bombe ist nicht einmal einen Kilometer von meinem Haus entfernt explodiert. Natürlich hat es etwas mit mir zu tun!«
Emma seufzte. »Ich verstehe nicht, warum du dich ständig in solche Dinge einmischst. Ich verstehe es beim besten Willen nicht.«
»Und?«
»Sam – mein Mann – erwähnte neulich, dass einer seiner Kollegen eine Reihe in Oxford ansässiger Organisationen aufgezählt hat, die als gewaltbereit gelten.«
»Und warum sitzen die ausgerechnet hier in Oxford?«
»Weil sich die Universität – beide Universitäten – aufgrund ihrer Forschungsarbeiten als Feindbild hervorragend eignen.«
»Hat er Namen genannt?«
»Irgendwelche dummen Fantasienamen.«
»Wie zum Beispiel?«
»Tut mir leid, Kate, ich kann mich nicht erinnern. Und jetzt muss ich wieder zu Geraldine. Tu mir den Gefallen und lass die Sache auf sich beruhen. Du machst es ganz bestimmt nicht besser als die Polizei.«
»Ich werde schon keine Dummheiten anstellen.«
»Ach nein? Diesen Blick und dieses verrückte Leuchten in deinen Augen kenne ich doch zur Genüge!«
»Ich gehe jetzt nach Hause und arbeite an meinem neuen Buch. Was du siehst, ist das Leuchten der Kreativität.«
Emma schloss die Tür hinter Kate. Sie sah nicht sehr überzeugt aus.
Kapitel 9
»Hallo Susie!«
»Bist du das, Jon? Jon Kenrick?«
»Jetzt fühle ich mich aber geschmeichelt. Du hast mich tatsächlich nach all den Jahren an meiner Stimme wiedererkannt?«
»Weißt du, es war ganz komisch. Ich hatte nämlich gerade an dich gedacht – wie es dir wohl geht und was du so machst. Und genau in diesem Augenblick klingelte das Telefon, und ich hörte deine Stimme. Vielleicht habe ich telepathische Fähigkeiten.«
»Ich halte es eher für Zufall«, meinte Jon prosaisch. »Überleg doch mal, wie oft das Telefon klingelt, ohne dass es jemand ist, an den du gerade gedacht hast.«
»Ach Jon, du hast dich kein bisschen verändert.«
»Es ist eine ganze Weile her. Und ich denke, wir beide haben uns in diesen vergangenen Jahren verändert.«
»Ist es wirklich schon so lang her?«
»Ich fürchte ja. Anfang des Jahres habe ich dich übrigens kurz im Green Park gesehen.«
»Warum bist du nicht gekommen und hast mich begrüßt?«
»Weil du alle Hände voll mit deiner Familie zu tun hattest. Gary hatte sich in einer Hundeleine verfangen, der Hund bellte, und Freddie klebte wie eine Klette heulend an deinen Knien. Ich dachte, dass es vielleicht nicht der günstigste Zeitpunkt für eine nette Unterhaltung wäre.«
»Schade. Ich habe unsere Gespräche immer sehr genossen.«
»Weißt du, ich wollte mit dir über etwas ganz Bestimmtes reden.«
»Was denn?«
»Über Freddie.«
»Freddie? Du glaubst doch nicht etwa, dass …«
»Nein, natürlich nicht.«
»Gut, denn es wäre auch fast unmöglich.«
Jon verstummte kurz.
»Das hatte ich mir schon gedacht«, sagte er schließlich.
»Schön. Und was machst du so?«
»Ich habe einen neuen Job bei einem privaten Unternehmen. Außerdem bin ich nach Oxford gezogen.«
»Das überrascht mich. Du hattest doch eigentlich nie viel mit der Provinz am Hut.«
»Oxford ist durchaus eine lebhafte Stadt«, argumentierte Jon. »Außerdem ist sie nur eine Stunde von London entfernt.«
Susie lachte. »Genau das meine ich doch mit Provinz! Und was hat dich nach Oxford verschlagen?«
»Ich habe dir doch sicher von Kate erzählt, oder?«
»Ziemlich oft sogar. Und ausgesprochen begeistert.«
»Ich bin mit ihr zusammengezogen.«
»Dann ist es also etwas Festes.«
»Auf jeden Fall. Wir suchen gerade nach einem gemeinsamen Haus«, sagte Jon, ohne Kates Vorbehalte zu erwähnen.
»Es geschehen doch noch Zeichen und Wunder«, meinte Susie, und Jon glaubte, einen wehmütigen Unterton in ihrer Stimme zu hören. Hastig fuhr er fort:
»Um auf den Grund meines Anrufs zurückzukommen: Ich wollte fragen – wir wollten fragen –, ob ihr nicht Lust hättet, für ein
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