Nebel ueber Oxford
Küche, machte ihr einen Tee und kümmerte mich um die Wunden. Aber dabei fiel mir etwas auf.«
»Nämlich?«
»Auf dem Wangenknochen hatte sie Spuren eines weiteren blauen Fleckens, der bereits gelb wurde. Außerdem fand ich eine heilende Platzwunde an ihrem Ellbogen.«
»Meinst du, sie könnte geschlagen worden sein? Vielleicht von ihrem Mann?«
»Ich fragte sie, woher die anderen Verletzungen stammten. Zunächst wich sie aus, doch dann sagte sie: ›Stimmt. Ich glaube, ich bin gestern schon die Treppe hinuntergefallen. Vielleicht auch schon letzte Woche. Ich habe es vergessen.‹ Daraufhin habe ich den Krankenwagen gerufen. Zumindest wird sie im Krankenhaus einmal gründlich untersucht. Aber weißt du was? Sie schien sich nicht im Geringsten darum zu kümmern, was mit ihr geschah. Als würde das alles keine Rolle für sie spielen.«
»Ich glaube, ich verstehe, was du meinst.«
»Ich habe Bob angerufen und ihm alles erzählt und bin dann mit Jenny in die Notaufnahme gefahren. Nachdem Bob ins Krankenhaus gekommen war, habe ich Geraldine mitgenommen. Heute Nachmittag hole ich Lucas von der Schule ab und sorge dafür, dass er etwas zu essen bekommt. Bob muss sich jetzt um Jenny kümmern, und die Kinder brauchen eine gewisse Regelmäßigkeit in ihrem Leben.«
Kate bediente sich an den Keksen und dachte nach.
»Wieso nimmst du bei all diesen Keksen eigentlich nicht zu?«, fragte Emma.
»Ich? Oh, ich habe einen ausgezeichneten Stoffwechsel. Ich kann essen, was ich will. Wahrscheinlich ist es reine Glückssache.«
»Das ist nicht fair«, sagte Emma und betrachtete verzagt ihre umfangreiche Taille.
»Tante Emma!«, rief in diesem Augenblick eine helle, durchdringende Kinderstimme von oben.
»Ich komme, Liebes!«, antwortete Emma und verschwand erneut nach oben.
Kate stellte die Kaffeebecher in den Geschirrspüler, fegte die Kekskrümel vom Tisch und überlegte, ob sie gehen sollte, damit sich Emma besser auf Geraldine konzentrieren konnte. Sie griff nach ihrer Tasche.
»Geh bitte noch nicht«, sagte Emma, als sie mit Geraldines leerem Teller und Glas in die Küche zurückkehrte. »Ich bringe ihr noch ein Glas Saft; danach können wir weiterreden.«
»Bist du sicher?«
»Ich habe es noch nicht geschafft, dich zu unserer Party einzuladen, oder?« Mit diesen Worten verschwand sie wieder nach oben.
Party? Emma hatte weiß Gott genug zu tun. Warum sollte sie eine Party organisieren?
»Eine Party für Sam«, erklärte Emma, als sie wieder am Küchentisch saß. »Sam junior. Er wird achtzehn.«
»Kinder, wie die Zeit vergeht.« Kate stöhnte.
»Wir feiern seinen achtzehnten Geburtstag und gleichzeitig seinen Abschied, weil er für mehrere Monate nach China geht.«
»Ist er dazu nicht noch zu jung?«, fragte Kate, die sich noch lebhaft an den schlaksigen Jugendlichen vom letzten Jahr erinnerte.
»Er hat mit siebzehn seinen Abschluss als Klassenbester gemacht«, berichtete Emma stolz. »Nun wird er achtzehn. Damit ist er alt genug, um sich zu betrinken, zu heiraten oder wählen zu gehen. Ich bin sicher, dass er ein paar Monate ohne uns im Ausland überleben wird.«
»Ganz bestimmt«, pflichtete Kate ihr hastig bei.
»Sam feiert am Abend mit seinen Freunden, wie er es möchte. Wir haben uns vorgenommen, einen Sektempfang für Freunde und Verwandte jeglichen Alters auszurichten. Wenn es warm genug ist, gehen wir in den Garten – ansonsten müssen wir uns irgendwie ins Haus quetschen.«
»Hört sich gut an«, sagte Kate. Nach ihren Berechnungen konnte man gut und gerne mindestens hundert Freunde und Verwandte in das Haus der Dolbys »quetschen«.
»Ich plane ein warmes Buffet und zum Nachtisch Erdbeeren und Champagner. Nichts Aufwändiges.«
»Trotzdem ist es viel Arbeit.«
»Schon, aber ich denke, das schaffe ich. Allerdings bin ich noch nicht dazu gekommen, die Einladungen zu verschicken. Notier dir den Termin einfach im Kalender.« Sie nannte ein beängstigend naheliegendes Datum. »Die Familie weiß natürlich längst Bescheid, aber ich muss mich beeilen, Sams Freunde zu informieren.«
»Könnte Sam das nicht selbst in die Hand nehmen?«
»Sam? Der ist dazu viel zu schusselig. Solche Dinge muss ich machen.«
Einen Moment lang war sich Kate nicht sicher, ob Emma ihren Sohn oder ihren Mann meinte. Doch sie wusste genau, dass beide vermutlich weniger schusselig wären, wenn Emma ihnen mehr zutraute.
»Wenn du mich brauchst – ich helfe gern«, sagte sie und griff erneut nach ihrer Tasche.
»Ich
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