Nebel ueber Oxford
Wochenende nach Oxford zu kommen.«
»Alle drei?«
»Natürlich.«
»Weißt du, wir würden Freddie niemals für ein ganzes Wochenende beim Kindermädchen lassen. Wenn wir nicht arbeiten, verbringen wir viel Zeit mit ihm. Ehrlich gesagt bin ich völlig vernarrt in dieses Kind, genau wie Gary. Wir können es kaum ertragen, von ihm getrennt zu sein.«
»Also …«
»Kaum zu fassen, wie viel Intelligenz Freddie an den Tag legt. Wir haben ihn in einem Kindergarten für Hochbegabte angemeldet, und sobald er einmal zehn Minuten am Stück still sitzen kann, soll er ein Musikinstrument erlernen. Wir denken dabei an Cello.«
»Ist ein Cello nicht viel zu groß für ein Krabbelkind?«
»Es gibt sie in verschiedenen Größen.«
»Wirklich?« Jon fragte sich allmählich, wie er endlich das Thema wechseln könne. »Um noch einmal auf den Grund meines Anrufs zurückzukommen …«
»Freddies Musikunterricht? Ich wusste nicht, dass du dich so sehr für Musik interessierst.«
»Es geht mir eigentlich weniger um die Musik als vielmehr um die familiäre Situation.«
»Jon, du rufst mich völlig unerwartet an, fragst nach Freddie und lädst uns drei für ein Wochenende ein. Da frage ich mich natürlich, warum.« Susies Tonfall war merklich abgekühlt. »Ich habe den Eindruck, dass du dich nicht wirklich für Freddie interessierst, sondern eher für Kleinkinder im Allgemeinen.«
»Das, was du von Freddie erzählst, klingt wundervoll. Ich freue mich ehrlich darauf, ihn kennenzulernen. Natürlich freue ich mich auch auf dich und Gary. Ihr müsst mir unbedingt berichten, was ihr in den letzten ein, zwei Jahren so gemacht habt und wie es euch ergangen ist. Und ich freue mich, dass Kate euch endlich einmal persönlich trifft – die ganze, kleine Familie.«
»Dann hatte ich also doch recht: Du versuchst, ihr die Freuden des Familienlebens und der Elternschaft schmackhaft zu machen.«
»Na, so würde ich es nicht unbedingt ausdrücken.«
»Vermutlich will sie sich ihre Freiheit noch eine Weile bewahren. Eine vernünftige Frau!«
»Du brauchst dich doch nur selbst anzusehen: Du hast es beruflich sehr weit gebracht, und du hast Gary und Freddie. Ich würde behaupten, dass dein Leben ein voller Erfolg ist.«
»Dann willst du uns also als strahlendes Vorbild vorführen?« In Susies Stimme lag eine Schärfe, die Jon zeigte, dass das Gespräch nicht ganz so verlief, wie er es sich vorgestellt hatte.
»Was ist denn daran so schlimm? Ich dachte, es würde dir vielleicht sogar schmeicheln.«
»Wahrscheinlich fragst du dich gerade, ob du die richtige Frau gewählt hast. Vielleicht liegt ihr nichts daran, deinen Haushalt zu führen. Vielleicht hat sie es lieber so, wie es jetzt ist, und sehnt sich überhaupt nicht nach einer Veränderung. Solche Frauen gibt es, Jon – Frauen, denen ein Leben ohne Familie durchaus nicht missfällt.«
»Sobald wir ein Haus gefunden haben und eingezogen sind, wird sie sicher beginnen, die Dinge auf meine Art zu sehen.«
»Darauf würde ich nicht wetten, Jon. Das könnte zu einer Riesenenttäuschung werden. Hast du eigentlich auch schon so gedacht, als wir noch zusammen waren?«
»Ich bin jetzt sechsundvierzig, Susie. Man könnte mich vielleicht als Spätentwickler bezeichnen, aber für mich ist es höchste Zeit, sesshaft zu werden.«
»Vielleicht wollte ich schon damals sesshaft werden. Hast du je darüber nachgedacht?«
»Es tut mir wirklich leid, wenn du mehr von unserer Beziehung erwartet hast, aber jetzt gibt es kein Zurück mehr.«
»Schon klar«, gab sie knapp zurück. »Ich führe das perfekte Leben, und du willst, dass die Familie Browne deiner Kate vorführt, wie schön es für sie wäre, wenn sie sich deinen Pläne fügt.«
»Ich möchte dich gern wiedersehen, Susie«, sagte Jon, dem allmählich klar wurde, dass er sich nicht so verhalten hatte, wie Susie es sich gewünscht hätte. »Wir können doch jetzt Freunde sein, oder? Wir sind immer gut miteinander klargekommen, und es wäre schön, wieder einmal Zeit miteinander zu verbringen. Und wenn euer Besuch Kate dazu bringt, das Familienleben mit anderen Augen zu betrachten, wäre das eine schöne Dreingabe.«
»Ich bin mir zwar absolut nicht sicher, ob dein Plan funktioniert, aber wenn es dir so am Herzen liegt, können wir es ja einmal probieren. Hoffentlich gelingt die Show, Jon.«
»Danke, Susie. Ich freue mich wirklich darauf.«
»Ganz wie in alten Zeiten.« Wieder glaubte Jon, eine gewisse Zweideutigkeit in ihrer Stimme zu
Weitere Kostenlose Bücher