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Nebel ueber Oxford

Nebel ueber Oxford

Titel: Nebel ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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ginge, und ich würde es auch erfahren. Die Vergeltung wäre nahe.«
    »Wahrscheinlich irgendein Spinner.«
    »Hast du denn eine Ahnung, was er von dir wollte?«
    »Nicht die geringste. Ehrlich, Mum, ich habe in letzter Zeit nichts verbrochen. Sollte er noch einmal anrufen, rede ich mit ihm und rücke ihm den Kopf zurecht.« In seinem Eifer, Emmas Befürchtungen zu besänftigen, hatte er völlig vergessen, dass er Emma schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr »Mum« nannte.
    Emma kehrte mit dem Tennisschläger in Tris’ Zimmer zurück. Sam verschwand in seinem eigenen Zimmer und suchte seine schmutzige Wäsche zusammen. Er verspürte einen gewissen Groll darüber, dass Emma sich mehr für die Kinder ihrer Freundin als für ihren Erstgeborenen zu interessieren schien. Emma hatte ihn nicht einmal nach der Situation im Labor gefragt; Sam ging davon aus, dass seine Arbeit sie langweilte.
    Und dann diese geheimnisvollen Anrufe. Ob sie wohl etwas mit den Tierversuchsgegnern und dem Anschlag auf das Labor zu tun hatten? Warum aber hätte man sich ausgerechnet einen so unbedeutenden Mitarbeiter wie Sam aussuchen sollen, und woher wussten diese Leute, wer er war und wo er wohnte?
    Er dachte noch über diese Fragen nach, als das Telefon klingelte. Weil Sam wusste, dass seine Mutter beschäftigt war, nahm er das Gespräch an.
    »Sam Dolby«, meldete er sich ungewöhnlich förmlich.
    »Sind Sie etwa Sam Dolby junior? Der Mörder, der unschuldige Tiere umbringt?«
    »Wie bitte?«
    »Hören Sie gut zu. Wir wissen, wo wir Sie finden können. Außerdem wissen wir längst, was wir mit ihnen tun werden, wenn Sie dieser Quälerei kein Ende machen. Dies ist unsere letzte Warnung.« Mit diesen Worten legte der Anrufer auf.
    Candra fuhr in ihrem silberfarbenen Peugeot 207 nach Hause. Blake runzelte zwar immer die Stirn, wenn er den Wagen sah, doch Candra fand es einfach schrecklich, mit wildfremden, ununterbrochen telefonierenden Leuten in einem heißen, stinkenden Bus eingepfercht zu sein und volle Einkaufstüten in die Rippen gedrückt zu bekommen. Sie hatte für die Privatsphäre eines eigenen Autos bezahlt und wollte diese auch genießen dürfen.
    Wie schön, endlich dem Stress im Labor zu entkommen und wieder allein zu sein, dachte sie, als sie in den ruhigen Vorort zurückkehrte, wo ihre laut Makler ›für Berufstätige geradezu ideale‹ Wohnung in einem Apartmenthaus inmitten von grünen Wiesen auf sie wartete.
    Sie parkte auf dem zur Wohnung gehörenden Parkplatz und durchquerte die Eingangshalle. Hier war alles so friedlich – keine bis zum Anschlag aufgedrehten Fernseher und keine taktlos grölende Musik dröhnten durch die Treppenschächte, und alles war schön sauber dank der Reinigungsfrau, die zweimal wöchentlich putzte. Candra wohnte oben im Haus auf der ersten Etage, und da sie sich an diesem Tag erschöpfter fühlte als sonst, nahm sie den Aufzug, anstatt die Treppe hinaufzulaufen.
    Die Wände des Treppenhauses waren in einem frischen Cremeton gestrichen, die Türen weiß lackiert, und an den Treppenabsätzen hatte man Drucke pittoresker Bergansichten aufgehängt. Zumindest war es dieser Anblick, den Candra erwartete, als sich die Aufzugtüren vor ihrer Wohnung öffneten.
    MÖRDERIN!
    Das Wort war in großen, feuerroten Buchstaben quer über ihre Tür und die angrenzende Wand gesprüht worden.
    Die Lifttüren glitten hinter Candra zu. Sie öffnete den Mund zu einem Schrei, konnte sich aber gerade noch zurückhalten. Wie viele ihrer Nachbarn mochten die Anschuldigung gesehen haben? Glücklicherweise waren alle tagsüber arbeiten und hatten hoffentlich keine Veranlassung gehabt, die obere Etage aufzusuchen. Candra blickte sich um. Auf der Wand neben dem Lift entdeckte sie noch mehr Graffiti, diesmal in kleineren Buchstaben und in Blau.
    NIEDER MIT DEN TIERQUÄLERN!
    Zitternd öffnete Candra die Wohnungstür. Sie fürchtete sich vor dem, was sie dort vorfinden mochte. Drinnen jedoch war alles unverändert. Sie streifte durch die Zimmer, aber alles war so, wie sie es hinterlassen hatte.
    Jetzt brauchte sie erst einmal eine Tasse Tee. Und einen Drink. Danach musste sie Blake informieren. Ehe sie jedoch irgendetwas davon tat, wollte sie die ekelhaften Worte von ihrer Tür und den Wänden schrubben. Auf der Fußmatte lagen ein paar Rechnungen und Postwurfsendungen. Candra konnte nur hoffen, dass der Postbote gekommen war, ehe die Worte ins Treppenhaus gesprüht wurden.
    Ihr schauderte bei dem Gedanken, dass der

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