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Nebel ueber Oxford

Nebel ueber Oxford

Titel: Nebel ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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und lächelte. Kate sah in die intelligenten, blauen Augen einer jungen Frau, und ihr wurde klar, dass es die Krankheit war, die Jennys Gesicht die Jugendlichkeit genommen hatte. Kate sah auch die Verletzungen – einige waren bereits gelblich und im Abklingen begriffen, andere noch blau und violett. Oberhalb der rechten Augenbraue befand sich die verheilende Platzwunde, die sie sich beim Fall auf die Tischkante geholt hatte.
    »Warum setzt …« Die ersten Worte sprach Jenny sehr langsam und deutlich aus, doch dann wurde die Mühe zu groß, und der Rest der Frage verschwamm zu einem undeutlichen Nuscheln.
    »Klar, wir setzen uns«, sagte Emma, die offenbar geübter als Kate darin war, ihre Freundin zu verstehen. Sie zogen zwei Stühle heran, nahmen Platz und waren endlich mit Jenny auf Augenhöhe. »Das ist Kate Ivory. Sicher erinnerst du dich, dass ich dir von ihr erzählt habe. Sie ist ebenfalls Schriftstellerin. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr beiden viel gemeinsam habt.«
    Emma, die ewige Optimistin, dachte Kate und stellte sich kurze, liebliche, in grauer Schrift auf handgeschöpftes Büttenpapier gedruckte Gedichte vor, während ihre eigenen Bücher mit knallbunten Einbänden protzten.
    »Hallo Kate«, grüßte Jenny mühsam.
    Emma sprang von ihrem Stuhl auf. »Geraldine, Lucas, kommt mal mit, ihr zwei. Wir besorgen uns jetzt ein leckeres Stück Geburtstagskuchen, und dann lernt ihr ein paar neue Freunde kennen.«
    Die Kinder wirkten nicht gerade begeistert, waren aber zu gut erzogen, um nicht höflich zu folgen. Das Letzte, was Kate von ihnen sah, war Geraldines weißes Gesichtchen, als sich das Mädchen sehnsüchtig nach der Mutter umdrehte.
    »Erzählen Sie mir von …« Jenny legte eine Pause ein, als wolle sie sich auf die nächsten Worte vorbereiten. »Von Ihren Büchern«, fuhr sie schließlich fort. Ihre Augen waren interessiert und hellwach, doch der Rest ihres Gesichts wirkte so unbeweglich, als trüge sie eine Maske.
    »Nun ja, sie sind nicht besonders anspruchsvoll«, begann sie.
    Jenny machte ein merkwürdiges Geräusch, und Kate brauchte einen Moment, ehe sie begriff, dass Emmas Freundin gelacht hatte. »Leider habe ich nicht die Zeit, anspruchsvoll zu schreiben.«
    Mit jeder Minute verstand Kate die Kranke besser, und zwischen den beiden Frauen entspann sich eine etwas einseitige, aber dennoch ausgesprochen interessante Diskussion über Populärliteratur.
    Zehn Minuten später erschien ein Mann, der sich als Jennys Ehemann Bob vorstellte und sich auf Emmas Stuhl niederließ.
    »Wie geht es dir, Liebling? Tut mir leid, dass ich jetzt erst kommen konnte.«
    Jenny sagte etwas, das beruhigend klang.
    »Klar weiß ich, dass du gut allein klarkommst, aber ich dachte, dass du vielleicht müde sein könntest.«
    Jennys Antwort fiel ein wenig ungeduldig aus, aber Bob schien es mit seiner Besorgnis unbedingt übertreiben zu wollen.
    »Du willst dich doch nicht überanstrengen, oder? Außerdem löst sich die Gesellschaft langsam auf. Ich mache mich mal auf die Suche nach den Kindern. Sie werden sich sicher freuen, dass es jetzt nach Hause geht.«
    Auf der anderen Seite des Gartens sah Kate ein kleines Mädchen im Sonntagskleid, das, angefeuert von einem rothaarigen Dolby, begeistert hüpfte. Endlich war es Geraldine gelungen, die Sorge um die Mutter für kurze Zeit zu vergessen. Kate fand es schade, dass sie schon so bald wieder daran erinnert werden sollte, doch Bob war bereits davongelaufen, ehe Kate ihm vorschlagen konnte, seine Tochter noch ein paar Minuten unbeschwert spielen zu lassen.
    »Hallo Kate, da bist du ja.«
    Es war George, krawattenlos, den obersten Hemdknopf offen und mit wirren Haaren, der offenbar mit den jüngeren Kindern gespielt hatte. Das Herumtoben hatte ihm sicher besser gefallen als das Gespräch mit seinen pompösen Tanten.
    »Habe ich eigentlich deine Telefonnummer in Jericho?«
    »Wahrscheinlich nicht.« Bei Kates Umzug von Fridesley nach Jericho war George noch mehr ein ehemaliger Liebhaber als ein Freund gewesen und hatte daher nicht auf ihrer Liste gestanden. »Aber das kann ich ja jetzt nachholen.« Es tat niemandem weh, wenn sie einem guten alten Freund ihre Telefonnummer gab, oder?
    »Vielleicht können wir bei Gelegenheit mal miteinander zu Mittag essen und über alte Zeiten plaudern«, schlug George vor. »Wir haben uns schließlich Ewigkeiten nicht mehr gesehen!«
    »Drei, vielleicht sogar vier Jahre ist es sicher her.«
    »Auf jeden Fall zu lang.«
    Kate schrieb

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