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Nebel ueber Oxford

Nebel ueber Oxford

Titel: Nebel ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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gekümmert, und es ist Zeit, dass ich mich wenigstens ein bisschen revanchiere.«
    »Wie Sie wollen. Sie sollten aber wissen, dass Sie hierbleiben können, solange es Ihnen gefällt. Wir haben Sie gern bei uns.« Das entsprach durchaus der Wahrheit. Sie würde Kerris Gegenwart vermissen, das spürte Kate.
    »Herzlichen Dank. Ihre Freunde waren sehr nett. Und Freddie ist ein toller, kleiner Kerl, sobald er vergisst, dass man von ihm erwartet, ein Genie zu sein.«
    Mit dieser Bemerkung hatte Kerri in Kates Augen den Nagel auf den Kopf getroffen.
    »Ich fahre Sie schnell in die Cowley Road«, sagte sie.
    »Ich kann auch den Bus nehmen.«
    »Das weiß ich, aber ich möchte Sie gern fahren. Einverstanden?« Kate wusste, dass sie sich ungeduldig anhörte, und ihr fiel wieder ein, wie tolerant Susie mit Kerri umgegangen war und wie schnell eine Art Freundschaft zwischen ihnen entstanden war. Susie hatte sich wirklich mütterlich verhalten, dachte Kate. Sie selbst schien dazu nicht in der Lage zu sein. Jon schien einfach nicht klar zu sein, dass Elternschaft mehr bedeutete, als er annahm. Und sie selbst würde mit Sicherheit kein Naturtalent auf diesem Gebiet sein.
    Kate drehte den Zündschlüssel um und setzte den Blinker. Plötzlich sagte Kerri: »Ich würde Sie gern etwas fragen.«
    »Ja?« Kate stellte den Motor wieder ab und wartete. Sie spürte ein Gefühl von Anspannung und ahnte, dass das, was Kerri zu sagen hatte, wichtig war.
    »Vielleicht sollte ich ja lieber nichts sagen, denn eigentlich weiß ich nichts.«
    »Was wissen Sie nicht?«
    »Es geht um Conor.«
    »Und?«
    »Es war am Tag des Sprengstoffanschlags. Um die Mittagszeit standen die Demonstranten draußen vor dem Labor, wo dieser Razer eine Kundgebung abhielt und uns als schlechte Menschen beschimpfte. Conor ärgerte sich und verließ das Dach. Er behauptete, er wolle eine rauchen gehen.«
    »Okay.«
    »Aber er hätte doch auch auf dem Dach rauchen können. Er hat sogar irgendwann ein Päckchen aus der Tasche gezogen, aber es war leer.«
    »Vielleicht wollte er Nachschub holen.« Kate fand Conors Verhalten keineswegs befremdlich.
    »Dazu hätte er nicht genügend Zeit gehabt. Außerdem ist er bei einem der Demonstranten stehen geblieben und hat sich mit ihm unterhalten.«
    »Ach ja?«
    »Als wir ihn später danach fragten, leugnete er es ab und weigerte sich schließlich, überhaupt noch etwas zu sagen.«
    »Vielleicht haben Sie sich geirrt. Vielleicht ist er ja wirklich in Richtung der St Giles gegangen und hat Zigaretten gekauft.«
    »Wir haben ihn alle gesehen und wissen, dass er es war. Conor und der Demonstrant haben sich gestritten, aber als sich Connor später wieder zu uns gesellte, behauptete er, hinter dem Gebäude eine Zigarette geraucht zu haben.« Kerris Stimme klang immer eifriger.
    »Schon gut, Kerri«, sagte Kate besänftigend. »Jetzt haben Sie es mir erzählt, und ich werde es im Hinterkopf behalten.«
    »Sie lösen gern Rätsel, nicht wahr?«
    »Ich finde Rätsel unwiderstehlich.«
    »Sie finden gern heraus, was die Menschen antreibt und wie sie denken. Ich habe Sie beobachtet.«
    »Mir war nicht klar, dass ich so leicht zu durchschauen bin.«
    »Das sind Sie auch nicht. Aber ich beobachte ebenfalls gern, und dabei ist es mir aufgefallen.«
    »Na ja…« Verwirrt ließ Kate den Wagen wieder an, setzte den Blinker und fuhr los.
    Als sie in die Cowley Road abbogen, sagte Kerri: »Sie können mich ruhig hier an der Ecke absetzen.« Kate aber zog es vor, die fünfzig Meter bis zu Kerris Wohnhaus weiterzufahren und am gegenüberliegenden Fahrbahnrand zu parken. Kerri überquerte die Straße zum Haus. Mit dem schweren Rucksack auf den Schultern wirkte sie noch mehr als sonst wie ein dünnes Kind.
    Später am Abend rief Kate noch einmal bei Kerri an, um sicherzugehen, dass Mel und Lynne wie verabredet heimgekommen waren. Kerri versicherte ihr, dass es tatsächlich so war, und klang dabei heiterer als je zuvor. Anschließend schickte Kate eine Mail an Sam und erzählte ihm, was vorgefallen war und wie harmonisch sich das gemeinsam verbrachte Wochenende gestaltet hatte. Nicht, dass es Probleme gegeben hätte, schrieb sie; Kerri hatte sich lediglich ziemlich einsam gefühlt, aber er brauche sich keine Sorgen zu machen.
    Auf dem Weg zum Schlafzimmer schaute sie kurz in ihr nun wieder freies Arbeitszimmer. Morgen musste sie sich aber wirklich am Riemen reißen und endlich an das Exposé für ihren nächsten Roman setzen. Seit sie zum letzten Mal mit

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