Nebel ueber Oxford
Wochenende hier in Oxford war genau das Richtige für sie.«
»Warum fahrt ihr nicht ab und zu in die Provence? Dort kann man doch sicher hervorragend entspannen.«
»Leider kommen wir nicht oft genug dazu. Wir haben lediglich drei Wochen Urlaub im Jahr. Aber natürlich fliegen wir manchmal für ein langes Wochenende nach Frankreich. Und wir freuen uns auf den Vorruhestand!«
»Wirklich? Ich hätte eher gedacht, dass euch dann schon nach kurzer Zeit die Decke auf den Kopf fällt.«
»Oh, ich habe eine Menge Pläne, die ich alle noch verwirklichen will«, erklärte Gary und fügte hastig, als hätte er Angst, belauscht zu werden, hinzu: »Natürlich bin ich mit meinem jetzigen Leben sehr zufrieden. Und ohne mein Gehalt und die Gratifikationen möchte ich auch nicht sein.«
»Es lohnt sich, einen finanziellen Rückhalt zu haben, wenn man Freiberufler werden möchte.« Kate dachte daran, dass Garys Rücklagen wahrscheinlich deutlich ansehnlicher waren als ihre. Und ehe sie sich auf Jon und seine Familienpläne einließe, müsste sie noch eine Menge sparen.
»Du bist ziemlich still geworden«, bemerkte Gary nach einer Weile. »Jon möchte dir das Kinderkriegen schmackhaft machen, nicht wahr?«
»Woher weißt du das?«
»Weil er ein gewisses Alter erreicht hat und weil ich sehe, dass es zwischen euch eine Art Missstimmung gibt.«
»Nein, es geht nur um …«
»Du brauchst nicht ins Detail zu gehen, Kate. Deine Körpersprache spricht für sich. Schade eigentlich, denn ihr beide seid wie füreinander gemacht.«
»Hast du einen Rat?«, fragte Kate. Sie war Gary dankbar, dass er immerhin dachte, sie und Jon würden gut zueinanderpassen.
»Na endlich.« Gary seufzte, als der Verkehr langsam wieder anrollte und sie die Abzweigung nach Wolvercote erreichten. »Ich kann nur sagen, dass Freddie das Beste ist, was mir je im Leben widerfahren ist. Ich weiß, dass es Susie ebenso geht. Sie ist vielleicht sogar noch vernarrter in ihn als ich. Trotzdem übt sie eine gut bezahlte und verantwortungsvolle Arbeit aus. Ich bin sicher, Kate, dass du deine Schriftstellerei ohne Weiteres mit einem Kind verbinden könntest, falls es das ist, was dich beschäftigt.«
Kate hatte Zweifel, ob sie wirklich so viele Anforderungen unter einen Hut bekommen würde. Außerdem hatte Susie eine Arbeitsstelle gehabt, die man ihr freihielt, bis sie wieder in den Job zurückkehren wollte, und sie verdiente so viel, dass sie sich eine Hilfe leisten konnte.
Sie hatten den Parkplatz erreicht und stellten den Wagen auf einem freien Platz am Ende ab. Doch Gary machte keine Anstalten auszusteigen.
»Ich verstehe, dass es für dich nicht ganz so einfach ist«, sagte er. »Schließlich arbeitest du zu Hause. Nein, es würde ganz und gar nicht einfach. Ein Baby muss rund um die Uhr versorgt werden, und ein Kleinkind würde dir vermutlich deine frisch ausgedruckten Manuskripte vollkritzeln.«
Als die Brownes ihre Siebensachen zusammenpackten, fühlte sich Kate tatsächlich enttäuscht. Auch erschien ihr angesichts der Bedürfnisse eines kleinen Kindes der Kofferberg nicht mehr überdimensioniert.
Kerri schien ebenfalls zu bedauern, dass Susie und Gary wieder nach Hause fuhren. Susie hatte ihr voller Interesse zugehört, und den kleinen Freddie hatte Kerri tief ins Herz geschlossen und die bedrohlichen Anrufe darüber fast vergessen.
Als die Brownes zu ihrem Auto gingen, bestand Freddie darauf, mit einem Schwung auf Jons Schulter gesetzt zu werden. Zum Abschied gab er Kate einen seiner weichen, feuchten Küsse.
»Sag schön ›Danke‹ zu Kate«, forderte Susie ihn auf.
»Dangedön«, sagte Freddie.
Der Kleine wurde auf dem Kindersitz festgeschnallt. Susie gab Jon einen Abschiedskuss, der Kate einen Tick zu lange dauerte, und dann fuhren sie los. Jon, Kate und Kerri blieben winkend zurück. Sie hatten den Brownes versprechen müssen, sie im nächsten Sommer in Frankreich zu besuchen.
Als sie wieder ins Haus zurückkehrten, erschien ihnen alles leer und unnatürlich ruhig.
»Soll ich Ihnen mit der Wäsche helfen?«, fragte Kerri.
»Ja, wir sollten die Bezüge in die Waschmaschine stopfen.«
»Und dann sollte ich vielleicht ebenfalls nach Hause fahren.«
»Sie müssen nicht, das wissen Sie. Sie sind uns herzlich willkommen und dürfen ruhig noch ein wenig bleiben.«
»Mel und Lynne kommen heute Abend zurück. Ich hatte vor, etwas zu kochen; dann ist das Abendessen fertig, wenn sie eintreffen. Sie haben sich nach dem Unfall wirklich lieb um mich
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